Direkt zum Inhalt
Umfrage Branchenbarometer 5. Dezember 2016

Positiver Blick in die Zukunft

Die Ergebnisse des fünften Branchenbarometers von PROTETCOR & WIK und der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner ermöglichen erstmals einen Vergleich zur Befragung des Vorjahres. Im Fokus standen Veränderungen in der Grundhaltung der Branche. Der Blick auf die Megatrends zeigt deutliche Veränderungen gegenüber der ersten Erhebung.

Dr. Peter Fey von der Unternehmensberatung  Dr. Wieselhuber & Partner analysiert alle drei Monate die Ergebnisse des Branchenbarometers für PROTECTOR & WIK.
Dr. Peter Fey von der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner analysiert alle drei Monate die Ergebnisse des Branchenbarometers für PROTECTOR & WIK.

Die Flüchtlingskrise hat ihre Spuren hinterlassen. Auch bei den erwarteten Wachstumsraten liegt eine - Neubewertung vor: Die Branchenentwicklung wird etwas positiver bewertet als vor einem Jahr. Allerdings liegen die erwarteten Wachstumsraten für Deutschland nach wie vor deutlich unter denen des internationalen Geschäfts. Der Optimismus drückt sich auch in den Erwartungen hinsichtlich der Preisentwicklung und der geplanten Investitionen aus: Die Teilnehmer rechnen sowohl mit der Realisierung von Preissteigerungen als auch mit höheren Investitionen.

Die Gruppe der Umfrageteilnehmer am fünften Branchenbarometer setzt sich wie folgt zusammen: 67 % stammen aus den Branchensegmenten Videoüberwachung, Zutrittskontrolle, Einbruch- und Brandmeldung, wobei sich 62 % als Systemanbieter, Komponentenhersteller oder Teilsystemanbieter positionieren. 12 % kamen aus dem Handel und 21 % sind Errichter oder Fachhandwerker. Ungefähr 70 % der Antworten kamen von Unternehmen mit einer Betriebsgröße von über 100 Mitarbeitern, knapp 25 % haben eine Betriebsgröße von über 500 Mitarbeitern.

Megatrends

Die Teilnehmer sprechen folgenden aktuellen Trendthemen den höchsten Einfluss auf die Geschäftsentwicklung der nächsten zwei bis drei Jahre zu (#/# des Vorjahresrankings): 1./1. „Neue Technologien“, 2./12. „Steigende Migration/Zuwanderung“, 3./10. „Demografischer Wandel“, 4./6. „Steigendes Bedürfnis nach Privatsphäre/ Individualisierung“ und 5./6. „Zunahme der Terrorrisiken“. Die Trendthemen „Digitale Transformation“ und „Industrie 4.0“, die noch 2015 die Plätze 2 und 3 belegten, sind hingegen auf die Plätze 7 und 11 abgerutscht.

Das zeigt nach einem Jahr sehr deutlich, dass die Verschärfung der Flüchtlingskrise deutliche Spuren in der Einschätzung der Trendthemen hinterlassen hat. Die Schlusslichter sind dieses Mal „Neue, alternative Rohstoffe“ sowie die „Zunehmende Rohstoffknappheit“. Auch dem neuen Trendthema „Wachsende geopolitische Krisenherde“ wird eine eher untergeordnete Bedeutung zugeordnet. Da viele der oben genannten Trends keine Eintagsfliegen, sondern generelle, die Gesellschaft langfristig prägende Themen sind, sollten sich die Lösungsangebote, aber auch die Strategien der Industrie und der Dienstleister konsequent daran orientieren.

Anzeige

Generelle Marktentwicklung

Die deutliche Veränderung in der Einstellung der Branchenteilnehmer zeigt sich auch, wenn die Ergebnisse des Fragenblocks zur erwarteten Entwicklung in den einzelnen Branchensegmenten beleuchtet werden: Aktuell sehen die Teilnehmer der Befragung die höchsten Wachstumsraten im Bereich des Perimeterschutzes, circa 64 % der Befragten erwarten ein Wachstum von mehr als 8 %, gefolgt von Einbruchmeldesystemen (circa 59 % erwarten ein Wachstum >5 %) und der Zutrittskontrolle (52 % erwarten ein Wachstum >5 %). Die Schlusslichter hinsichtlich der Wachstumserwartung sind mechanische Sicherheitslösungen (durchschnittlich +4,5% Wachstum) und die sonstige Gefahrenmeldetechnik (+4,9 % Wachstum).

Dennoch – die erwarteten Wachstumsraten weisen für Deutschland immer noch einen recht guten Wert auf. Generell lässt sich festhalten: Die jüngsten Entwicklungen im gesellschafts-politischen Umfeld haben zu einer optimistischeren Einschätzung der Marktentwicklung in den nächsten zwei bis drei Jahren geführt. Die im Halbjahresrhythmus abgefragte Erwartung an das Branchenwachstum zeigt einen kontinuierlichen Anstieg: 5,0 % im August 2015, 5,2 % im Februar 2016 und 5,5 % im November 2016. Die skizzierten Megatrends steigern das Sicherheitsbedürfnis – von privaten Personen über Unternehmen bis hin zu Institutionen.

Umsatzerwartung

Die Umsatzerwartung der Teilnehmer für die nächsten zwei bis drei Jahre läuft zum ersten Mal seit dem Beginn der Erhebung der Entwicklung der Märkte voraus (Wert in Klammern: Differenz zur Marktentwicklung): 4,9 % (-0,1 %) im August 2015, 5,2 % (0,0 %) im Februar 2016 und 5,8 % (+0,3 %) im November 2016. Das lässt darauf schließen, dass die jüngsten Entwicklungen im gesellschaftspolitischen

Umfeld den Optimismus in der Branche beflügelt haben. Lediglich 6 % der Unternehmen erwarten eine rückläufige Umsatzentwicklung zwischen -5 bis -1 %, 33 % sehen das Umsatzwachstum zwischen +1 bis +5 % und nur 61 % gehen von Steigerungsraten jenseits der 5 % aus. Analog zur Einschätzung des Marktes wird die höchste Steigerungsrate beim Umsatz für den Bereiche des Perimeterschutzes (7,7 %) gesehen, die niedrigsten weist der Bereich der mechanischen Sicherheitslösungen auf (3,6 %).

Preis- und Kostenentwicklung

Bei der Preis- und Kostenentwicklung erwarten die Teilnehmer allerdings immer noch eine sich öffnende Schere: Während 63 % der Unternehmen sogar von steigenden Preisen in Höhe von durchschnittlich 1,6 % ausgehen, erwarten sie gleichzeitig weiter steigende Preise, deren durchschnittliche Höhe mit 2,3 % die Preiserwartungen um einen knappen Prozentpunkt übertrifft. Die Entwicklung der Preiserwartung über den Zeitraum dieser Erhebung zeigt eine deutliche Entspannung der Lage: Ein Minus von 0,1 % im August 2015, sogar -0,2 % im Februar 2016 und 1,6 % im November 2016. Hinsichtlich der Preisentwicklung ist ebenfalls der Perimeterschutz (6,7 %) am optimistischsten, während der Bereich Videoüberwachung als einziger mit einer rückläufigen Preisentwicklung (-1,8 %) rechnet.

Demgegenüber wird die Kostenentwicklung vor allem im Marktsegment Perimeter- und Brandschutz kritisch bewertet: Mit 3,4 % werden in beiden Bereichen die höchsten Steigerungen bei den Kosten erwartet. Vom niedrigsten Kostendruck wird in den Bereichen sonstige Gefahrenmeldetechnik (1,6 %), Videoüberwachung (1,7 %) und mechanische Sicherheitssysteme (1,8 %) ausgegangen. Interessant ist vor allem die Betrachtung der verschiedenen Kostenarten: Die Personalkostenentwicklung wird mit 4,6 % als zentraler Auslöser für die Kostensteigerungen identifiziert, während erwartet wird, dass die Materialkosten um -0,4 % fallen und die Sachkosten mit 2,6 % moderat steigen.

Investitionen

In Summe bewegen sich die Gesamtinvestitionen mit 5,4 % vom Umsatz auf einem überdurchschnittlichen Niveau (Vorjahr: 2,9 %). Auch hierin kommt der gestiegene Optimismus hinsichtlich der Branchenentwicklung zum Ausdruck. Die niedrigsten Investitionen werden bei Brandschutz (2,8%), die höchsten wiederum wieder im Perimeterschutz (9,3 %) gefolgt vom Einbruchschutz (6,8 %) und der Zutrittskontrolle (6,4 %) gesehen.

Auch ein Großteil der Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) liegt mit einer Wachstumserwartung in Höhe von 4,9 % deutlich über dem Wert des Vorjahres mit 2,7 %. Auch bei F&E-Investitionen ist der Perimeterschutz mit einem knapp zweistelligen Betrag führend, gefolgt von der Zutrittskontrolle (6,8 %) und der sonstigen Gefahrenmeldetechnik (6,4 %). Der Vergleich der Branchenbarometer 2015/2016 zeigt: Der Blick in die Zukunft der Branche scheint positiv. Innerhalb eines Jahres haben die gesellschaftspolitischen Strömungen der jüngsten Vergangenheit das Stimmungsbild deutlich beeinflusst. Auch im nächsten Branchenbarometer werden wir wieder den Vergleich zu den Vorjahreswerten anstreben.

Dr. Peter Fey, Dr. Wieselhuber & Partner

Passend zu diesem Artikel