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Gefahrenmeldetechnik 16. Januar 2024

Wie eine App das Oktoberfest sicherer machte

Beim Oktoberfest kam erstmals eine App zum Einsatz, die schnell mit präziser Ortungstechnologie das Sicherheitspersonal alarmiert.

Beim Oktoberfest kam erstmals eine App zum Einsatz, die schnell mit präziser Ortungstechnologie das Sicherheitspersonal alarmiert.
Beim Oktoberfest kam erstmals eine App zum Einsatz, die schnell mit präziser Ortungstechnologie das Sicherheitspersonal alarmiert.

Das Münchner Oktoberfest ist ein Ort des Feierns, der Gemütlichkeit und der bayerischen Traditionen. Doch wo sich Millionen Menschen versammeln, gibt es auch Herausforderungen in puncto Sicherheit. Trotz der Anwesenheit zahlreicher Sicherheitskräfte ist es eine traurige Realität, dass diese bei Übergriffen, Gewalttaten oder auch medizinischen Notfällen oft zu spät oder gar nicht eingreifen können.

In diesem Jahr setzte die Schottenhamel Festhalle auf eine Lösung, um mögliche Lücken im Sicherheitssystem zu schließen: die Safenow-App. Diese ermöglicht es den Besuchern und Mitarbeitenden, schnell und unauffällig das lokale Sicherheitspersonal zu alarmieren.

„In mir schlagen zwei Herzen. Der Gastronom, der sagt, hoffentlich braucht ihr es nicht. Aber wenn wir es dann gebraucht haben und etwas verhindern konnten, dann bin ich natürlich stolz darauf, dass wir die ersten waren, die es eingeführt haben“, sagt Christian Schottenhamel, Festwirt des gleichnamigen Zeltes und Münchener Großgastronom.

Das Prinzip hinter der App

Für fast alle Lebensbereiche gibt es „Smart Matching“ Apps. Das Prinzip ist ähnlich: A hat einen Bedarf, B ein Angebot und eine Plattform bringt beide Seiten zusammen. Für Mobilität zum Beispiel gibt es Uber, für die Liebe Tinder und für das Wohnen Airbnb. Wenn es aber um die persönliche Sicherheit geht, war bisher ein Anruf bei der Polizei die einzige Option.

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Mit der Safenow-App können nun Hilfesuchende mit einem Klick das lokale Sicherheitspersonal alarmieren. Möglich wird dies durch „Safenow-Zonen“. In diesem vom Veranstalter oder Betreiber eines Geländes definierten Bereich können Helfer und Hilfesuchende über die App schnell zusammenfinden.

So wurde die Festhalle zur Safenow Zone

Mit Hilfe von Bluetooth Beacons (insgesamt 56 an der Zahl) wurde die Schottenhamel Festhalle in Kombination mit GPS-Technologie in eine Safenow-Zone verwandelt. Für unter 1.000 Euro wurde so eine Infrastruktur aufgesetzt, die stockwerk- und metergenau funktioniert und zum Beispiel auch Toiletten und andere schwer zu schützende Bereiche abdecken kann. Dank dieser präzisen Ortungstechnologie weiß nun das Sicherheitspersonal genau, wo im Notfall Hilfe benötigt wird, selbst inmitten der lebhaften und dicht gedrängten Feierlichkeiten des Festzeltes. In der App wird die Zone jedem Nutzer automatisch angezeigt und das, ohne sich aktiv einloggen zu müssen. Die Sicherheitskräfte sind so direkt per Knopfdruck erreichbar. Das Sicherheitsgefühl steigt sofort spürbar.

Überzeugende Ergebnisse und ein besseres Gefühl auf dem Oktoberfest

„Unsere Bedienungen sind begeistert“, zieht Festwirt Schottenhamel eine erste Bilanz. In vielen Fällen habe man schnell helfen können. Es muss ja nicht erst ein sexueller Übergriff sein, um schlimm zu sein. So habe die App auch bei medizinischen Notfällen, verbalen Attacken oder aufdringlichen Gästen geholfen, die Situation schnell zu lösen.

Felix Lechner, der Chef vom Sicherheitsdienst der Schottenhamel Festhalle, teilt seine Erfahrungen: „Es ist spannend zu merken, dass man wirklich präzise zu Vorfällen, egal ob medizinischer oder anderer Art, dazu gerufen werden kann. Wir sind dadurch viel präsenter, weil jeder Gast im Endeffekt unsere ‚Augen‘ im Zelt sein kann oder auch jede Bedienung. Damit haben wir eine größere Abdeckung."

Bemerkenswert war, dass es keinen einzigen Fehlalarm gab: „Wir hatten nicht erwartet, dass die App ausschließlich für Notfälle oder Alarme benutzt wird, sondern hatten auch Bedenken, ob das missbraucht wird. Das haben wir bisher tatsächlich nicht feststellen können. Wir sind zufrieden bisher. Die App ist eine gute Unterstützung für unsere Meldewege, und wir können uns vorstellen, dass wir das weiter ausbauen."

Auch von Seiten der Mitarbeitenden und Gäste gab es positive Rückmeldungen: „Es gibt mir definitiv ein besseres Gefühl. Wir hatten letztes Jahr einen Fall, da hätten wir es gut brauchen können. Da wäre ich froh gewesen, hätte ich gewusst, dass ich alarmieren kann und ich bekomme sofort Unterstützung." „In einer brenzligen Situation konnten wir ziemlich schnell das Sicherheitspersonal alarmieren, die dann angerannt kamen und das Problem genau an der Stelle gelöst haben.”

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Schottenhamel hat mit der App nicht nur für das eigene Zelt, sondern auch für das gesamte Volksfest Maßstäbe gesetzt. Die effiziente Alarmierung und die präzise Ortung im Falle eines Notfalls sind ein Paradigmenwechsel in der Veranstaltungssicherheit - ein Vorbild für Großveranstaltungen weltweit. Erste Anfragen von anderen Festzelten sowie Volksfesten gibt es bereits.

Steigendes  Interesse  an der Warn-App

Viele Unternehmen unterstützen bereits heute den Sicherheitsstandard der Zukunft: Nach erfolgreicher Pilotphase am Bahnhof Berlin Südkreuz hat die Deutsche Bahn die App gerade am größten und gefährlichsten Bahnhof Deutschlands, dem Hamburger HBF, eingeführt. Das Düsseldorfer Hotel Breidenbacher Hof nutzt die App für sein Zimmerpersonal. ProSiebenSat.1 setzt sie sowohl auf dem Campus in Unterföhring ein, aber auch für Firmenfeiern und Auslandsproduktionen. Auch bei Outdoor-Festivals wie zum Beispiel dem Wannda Festival wird Safenow verwendet. In naher Zukunft führen auch Universitäten, Flüchtlingsheime, Schulen, Freibäder, Regierungsgebäude, Fußballstadien und weitere Safenow-Zonen ein.

Nutzung auch in privaten Gruppen

Die Besonderheit: unabhängig von Safenow-Zonen kann man sich in der App zusätzlich mit Freunden und Familie in privaten Gruppen vernetzen, um so in Notsituationen besser aufeinander aufpassen zu können. Die App wird momentan alle 30 Sekunden heruntergeladen - mittlerweile schon über 250.000-mal - Tendenz steigend. Die App ist in 11 Sprachen erhältlich und auf iOS und Android kostenlos verfügbar.

Safenow verdient kein Geld mit Daten und schaltet keine Werbung, sondern wird ausschließlich durch die Betreiber von Safenow-Zonen finanziert. Die Partner investieren so nicht nur in die Sicherheit ihrer eigenen Mitarbeitenden und Gäste, sondern ermöglichen auch Menschen weltweit die kostenlose Nutzung von der App. Auf diesem Weg können zum Beispiel Frauen in einem Frauenhaus im Südosten der Türkei, als Gemeinschaft und mit ihren Familien, die App nutzen - finanziert von deutschen Unternehmen. Die Überzeugung dahinter ist, dass jeder Mensch das Recht hat, sich überall sicher und frei zu fühlen. Deshalb ist und bleibt die App für Endnutzer kostenlos, für immer.

Tilman Rumland, Gründer und Geschäftsführer der Safenow GmbH

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