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Tyco Planertage 2016 13. April 2016

Vom Türmer zur IP-Übertragung

Am 10. März 2016 machten die diesjährigen Tyco Planertage Station im Haus der Bayrischen Wirtschaft in München. Auf der Agenda standen neben der Abkündigung von ISDN als Kommunikationsweg auch Sicherheitslösungen für Pflegeeinrichtungen und den Schutz von Rechenzentren.

Die Teilnehmer der Planertage erfuhren mehr zu Sicherheitskonzepten sowie integrierten und ganzheitlichen Security- und Brandschutzlösungen.
Die Teilnehmer der Planertage erfuhren mehr zu Sicherheitskonzepten sowie integrierten und ganzheitlichen Security- und Brandschutzlösungen.

Die Planertage von Tyco Integrated Fire & Security standen 2016 unter dem Motto „Nachhaltige Sicherheitskonzepte mit Schwerpunkt auf integrierten und ganzheitlichen Security- und Brandschutz-lösungen“. So konnten die teilnehmenden Planer, Architekten, Ingenieure und Projektentwickler einen Einblick auf die neuesten Trends, Technologien und Normen bei der Gebäudeplanung erhalten und sich darüber hinaus im Ausstellungsbereich direkt bei den Tyco-Experten über Lösungen und Produkte informieren.

Megatrends Konnektivität und Sicherheit

Zum Einstieg benannte Uwe Benkert, Branch Manager Süd Ost bei Tyco Integrated Fire & Security, die zwei Megatrends unserer Zeit: Konnektivität und Sicherheit. Im Vortrag von Karl-Olaf Kaiser (Kaiser Brandschutzseminare) ging es dann auch darum, den technischen Anschluss bei der Sicherheitstechnik nicht zu verlieren. Er beleuchtete die Frage, was die Abkündigung von ISDN und die Umstellung auf IP-basierte Übertragungswege zum Beispiel für Brandmeldeanlagen bedeutet.

War bis 1921 noch der Mann auf dem Turm, der Türmer, für die Meldung von Bränden zuständig, folgten ihm unterirdische Schleifensysteme, Feuermelder, Telegrafisten und Morser in den Sprechstellen der Feuerwehren. Nach der ersten Zeitenwende in den 1980er Jahren, in denen das digitale ISDN die analoge Übertragung von Alarmen ablöste, steht mit der Abschaltung von ISDN eine zweite Zeitenwende bevor. Mit ihr wird auch für ältere Systeme der Einstieg in die Welt des Internetprotokolls bei der Datenübertragung von Gebäuden zur Sicherheitsleitstelle notwendig.

ISDN-Netze haben 2018 ausgedient

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„Der Markt wird sich nicht nur durch die kartellrechtlichen Überprüfungen der alten AÜA-Konzessionärsverträge ausweiten“, so die Einschätzung von Karl-Olaf Kaiser mit Blick auf die Alarmübertragungsanlagen. „Je nach Kommune sind auch die technischen Anschaltbedingungen für Brandmeldeanlagen unterschiedlich, da lohnt es sich, sich vorher zu informieren“, riet Kaiser dem Fachpublikum. Die bereits vor Jahren von der Telekom angekündigte ISDN-Abkündigung wird für Sicherheitsplaner ebenso Konsequenzen nach sich ziehen. „Ende 2018 ist Schluss mit den alten Netzen“, gab Kaiser zu bedenken, „IP-Fähigkeit wird dann zur Voraussetzung und der Konzessionär oder Betreiber muss sich darum kümmern, dass bis dahin alle alarmgebenden Systeme nachgerüstet sind.“ Gleichzeitig werden Nachrüstungen für unterbrechungsfreie Stromversorgung und einem wie von den europäischen Planungsnormen geforderten zweiten Übertragungsweg – neben IP ist hier laut Tyco eine GPRS/UMTS-Übertragung zukunftsfähig – erforderlich.

Früherkennung in Pflegeeinrichtungen

Ein Blick auf den demografischen Wandel zeigt allerdings auch, dass neben allen modernen Kommunikationsnetzen auch die optische Alarmierung längst nicht ausgedient hat. Olaf Schilloks (Produkt Manager Wasserlöschen bei Tyco) beschrieb in seinem Vortrag, warum gerade in Pflegeeinrichtungen der Brandschutz und die frühzeitige Warnung einen besonders hohen Stellenwert haben müssen. Denn bei Menschen, die schlecht zu Fuß oder gar dement sind, wird ein Alarm und eine Evakuierung schnell zur zeitlichen Herausforderung für die Pflegekräfte vor Ort.

„2020 wird es rund 2,8 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland geben“, gab Schilloks einen Ausblick. „Da das größte Arbeitspensum morgens anfällt, ist auch heute schon nachts – wenn die meisten Brände entstehen – oft nur ein Betreuer für 30 Bewohner zuständig. Für eine Räumung von zwölf Personen wird ein Zeitraum von fünfeinhalb Minuten veranschlagt – das gilt allerdings für Personen ohne Demenz, die nicht versuchen, zu ihrem Zimmer zurückzulaufen. Und die Feuerwehr geht davon aus, dass am Einsatzort eine Evakuierung bereits erfolgt ist.“ Deshalb sei hier der anlagentechnische Brandschutz und eine Brandmeldeanlage zur Früherkennung von Bränden so wichtig. Schilloks stellte anschließend zur Pflegeumgebung passende Konzepte und Lösungen vom Sprinkler zur Wandkühlung und zum Freihalten von Rettungswegen bis zur Nebel-Löschanlage vor.

Geschultes Fachwissen bei Planern

Sales Manager Arne Lauterbach beleuchtete die planerischen Anforderungen an die Pflegekommunikation. Hier müssen nicht nur einfach und flexibel zu bedienende Geräte zum Einsatz kommen, sondern sie müssen vor allem sicher und gut zu desinfizieren sein. Lauterbach stellte auch die Möglichkeit vor, Personen (Alleinarbeiter) oder Inventar (Rollstühle im Krankenhaus) zu orten und wie ein PSIM-Alarmmanagementsystem als Brücke zwischen Sicherheitsnetz und Personalprozessen funktioniert. Für Planer bedeutet der Einsatzort Pflegeheim oder Krankenhaus, dass meistens eine Sanierung in bestehenden Strukturen gefragt ist, und dass bestehende Leitungen mitgenutzt werden sollen. Der Planer einer Rufanlage muss überdies geschultes Fachwissen nachweisen und eine sichere digitale Infrastruktur bieten können.

Wasser im Rechenzentrum?

IT-Sicherheit spielt auch in den EDV-Räumen von Krankenhäusern und Unternehmen eine wichtige Rolle. Der Vortrag von Key-Account-Managerin Janine Taskan ging deshalb auf die Besonderheiten von Serverräumen und Rechenzentren ein. Sie erläuterte, wie Sicherheitsplaner sensible Datenbestände und wertvolle Hardware im Sinne eines störungsfreien Betriebs schützen können – von der Zutrittskontrolle über die Gebäudeüberwachung bis hin zum Brandschutz. Dabei ist der Brandschutz in Rechenzentren ein heikles Thema, befindet sich doch hier das technische Herz eines Unternehmens, das auch nach einem Vorfall möglichst unbeeinträchtigt weiter schlagen sollte. Zudem bergen IT-Serverräume aufgrund der hohen Temperatur und Luftwechselrate ein hohes Brandrisiko.

„Ausfallzeiten können bis zu 7.000 Euro pro Minute kosten“, ordnete Taskan das Risiko monetarisch ein. „Die europäische Rechenzentrums-Norm DIN EN 50600 schlägt deshalb ein Zwiebelschalenmodell der Schutzklassen eins bis vier vor.“ Ideal sei hier auch der Einsatz von Ansaugrauchmeldern, eine Gaslöschanlage mit Inergen für ganze Räume oder die Tyco-Lösung Sapphire für Serverschränke. Und Taskan klärte auch die oft gestellte Frage, ob man in einem Rechenzentrum überhaupt mit Wasser löschen könne: „Ja, und zwar mit Wassernebel, der durch den hohen Druck zur Löschung mit 80 Prozent weniger Wasser auskommt und die Technik nicht beschädigt.“

Britta Kalscheuer

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