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Frühzeitig erkannt

Im Umfeld des öffentlichen Personennahverkehrs sind im täglichen Betrieb unterschiedlichste Situationen gegeben. In den Zeiten der Rushhour halten sich unzählige Personen in den Gebäuden und Fahrzeugen sowie auf Bahnsteigen auf. Dabei sind völlig andere Gefahrensituationen zu berücksichtigen als zum Beispiel in der Nacht, wenn sich nur vereinzelt Fahrgäste aufhalten oder die Bahnsteige und Gebäude sogar für einige Zeit komplett verwaist sind.

Im Fokus der Betreibergesellschaften steht das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste. Je sicherer sich diese fühlen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für die Bahn als Transportmittel entscheiden. In diesem Zusammenhang geht es neben dem Personenschutz auch um den Schutz von Betriebseinrichtungen. Denn auch mutwillig beschädigte Anlagen wirken sich negativ auf das Sicherheitsgefühl aus. Video- und Überwachungssysteme unterstützen zu einem hohen Maße dabei, Gefahrensituationen zu erkennen.

Mehr als 20.000 fest installierte Kameras sind derzeit in den Umgebungen des öffentlichen Personen-nahverkehrs bundesweit im Einsatz. Enorme Mengen an Videobilddaten werden an die Leitstelle überstellt und dort gesichtet und bewertet. Hierbei bietet der Einsatz von Bildanalysemodulen ein Höchstmaß an Unterstützung. Die Effizienz von Videosystemen wird durch die zeitgerechte Aufschaltung von Alarmbildern immens verbessert. Gefährliche Situationen werden in dem Moment auf dem Bildschirm angezeigt, in dem sie entstehen und für das System erkennbar sind. Die Gefahren- oder Bedrohungssituationen innerhalb von ÖPNV-Umgebungen sind sehr vielfältig und können durch den Einsatz entsprechender Analyse-Module frühzeitig erkannt werden:

Personen beim Betreten von Bahnsteigen: Betritt eine Person einen Bahnsteig, werden die beobachtenden Kameras in diesem Bereich heute in einer so genannten Prioritätsschleife zur Leitstelle aufgeschaltet und dort nacheinander gesichtet. Videoanalyse unterstützt hier effektiv: Sobald sich eine Person beispielsweise vom Bahnsteig ins Gleisbett bewegt, erfolgt mit Hilfe eines Videoanalysemoduls ein Alarm.

Personen in nicht zulässigen Bereichen, wie Gleisbett und Tunnels: Ein Detektionsmodul analysiert die Bewegung von Personen in unterirdischen Umgebungen von schienengebundenen Massenverkehrsmitteln. Es erkennt und verfolgt Personen und löst Alarm aus, falls diese sich in gesperrten oder gefährlichen Bereichen aufhalten. Alarme werden beim Erfüllen verschiedener Kriterien ausgelöst: zum Beispiel wenn eine Person die minimale Verweildauer in der Detektionszone überschritten hat. Betriebsangestellte bewegen sich zügig und zielgerichtet in diesen Umgebungen fort – hier wird kein Alarm ausgelöst.

Zurückgelassene Gegenstände: Ein weiteres Analysemodul erkennt allein gelassene Gepäckstücke, wenn sie beispielsweise auf Bahnsteigen abgestellt werden. Sich bewegende Objekte (zum Beispiel Personen mit Gepäck) werden innerhalb der Detektionszonen erkannt und durch das Videobild verfolgt. Teilt sich ein Objekt, wobei sich ein Teil fortbewegt (Person) und der andere Part stationär verweilt (Gepäck), wird unter einstellbaren Umständen Alarm ausgelöst. Das Gepäckstück muss dabei eine einstellbare Minimalgröße überschreiten. Und die Person muss sich entsprechend weit und lange genug entfernen.

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Entstehung von Bränden (Feuer und Rauch): Zur Brandfrüherkennung im Bahntunnel eignet sich auch die Feuer- und Raucherkennung mittels Videobildanalyse. Bei der Feuerdetektion lösen Flammen zuerst einen Voralarm und dann einen Alarm aus. Das Alarm- und Voralarmbild wird mit den Metadaten (Rahmen des auslösenden Objekts) in der Datenbank gespeichert. Im Alarmfall können als Reaktion auf solche Ereignisse Einzelbilder, Historien und Live-Aufzeichnungen automatisch gespeichert werden. Genauso verhält sich die Rauchdetektion. Dabei kann die Ausbreitung des Rauches über mehrere Kameras verfolgt werden.

Herumlungern: Das lange Verweilen von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen in kritischen Bereichen innerhalb des öffentlichen Personennahverkehrs ist nicht gewünscht. Erfahrungsgemäß können hieraus beispielsweise Schäden an Infrastrukturen (durch Vandalismus und Verschmutzung) oder Schäden an Personen (Auflauern) resultieren. Das Analysemodul „Loitering“ detektiert das Verweilen von Personen in definierten Bereichen. Nach Überschreitung der erlaubten Verweildauer gibt das System einen Alarm weiter.

Vandalismus: Mutwillig zerstörte und mit Graffiti versehene Anlagen wirken sich negativ auf das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste aus. Zerkratzte Fensterscheiben und verätzte Metallteile (so genanntes Etching) der Fahrzeuge im öffentlichen Personennahverkehr erwecken ebenfalls wenig Vertrauen. Ein Videoanalysemodul führt beispielsweise eine Verhaltensanalyse durch, welche Sprayer beim Anbringen von Graffitis detektiert.

Darüber hinaus eignen sich Videoanalysesysteme auch für die Detektion von Manipulationen an Kameras und dem Überwachungssystem allgemein sowie dem Perimeterschutz für Außengrenzen und Lagerbereiche.

Videoanalyse schützt Privatsphäre

Das Modul „Privacy“ verschleiert Gesichter, bewegte Objekte (Personen oder Fahrzeuge) oder festgelegte (über Zonen definierte) Bereiche. Diese drei Möglichkeiten können beliebig kombiniert werden. Die Darstellung entspricht der „Pixelung“, wie sie aus Nachrichtenbeiträgen oder von Fotos in Zeitungen bekannt ist. Je nach Regelung kann die Analysefunktion auch zeitgesteuert (zum Beispiel über definierte Wochenpläne) aktiv oder abgeschaltet sein, so dass beispielsweise nachts alle Personen unverschleiert im Bild sichtbar sind. Die Verschleierung kann bei nachträglichen Untersuchungen oder zur Aufklärung von Situationen rückgängig gemacht werden. Dies aber einzig durch Eingabe eines Passworts von einer oder auch zwei Personen mit entsprechender Berechtigung. Die Freigabe kann sich je nach Festlegung auch auf Live-Situationen beziehen.

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