Direkt zum Inhalt

Wirtschaftsfaktor Unternehmenssicherheit

Im Juli fand der 3. Gemeinsame Bayerische Sicherheitstag von BDSW und BVSW in München statt. Die rund 120 Teilnehmer erfuhren mehr zur Agenda 2030 und der Sicherheit von Unternehmen als Wirtschaftsfaktor.

Waldemar Kindler führte durch den 3. Bayerischen Sicherheitstag.
Waldemar Kindler führte durch den 3. Bayerischen Sicherheitstag.

Geführt durch die Moderation des ehemaligen Landespolizei-präsidenten Waldemar Kindler erfuhren die Teilnehmer des 3. Gemeinsamen Bayerischen Sicherheitstages mehr über Risikomanagement, Sicherheit als weltpolitischen Faktor und die Kooperation von Polizei und privaten Sicherheitsdienstleistern. Der vom Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) und dem Bayerischen Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) zusammen organisierte Sicherheitstag ließ darüber hinaus auch Vertreter aus der Politik Stellung beziehen.

Know-how als Ressource

So führte nach der Begrüßung von Gerhard Ameis und Wolfgang Wipper der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium des Innern, Dr. Günter Krings, zum Thema hin. Er riet zur Sensibilisierung der Mitarbeiter hinsichtlich potentieller Ausforschungsangriffe und zur Zusammenarbeit von Unternehmen mit Sicherheitsbehörden. „Know-how ist die Ressource der deutschen Volkswirtschaft“, erklärte er und nannte auch die geschätzten 445 Milliarden Euro Schaden jährlich durch Cybercrime. „Die organisierte Kriminalität ist den Unternehmen in den Cyberspace gefolgt und Wirtschaftsspionage ist eine leise, aber wachsende Bedrohung.“

Alarmanlage für die IT

Das Thema Risikomanagement in der Wirtschaft griff auch Michael Hochenrieder (HvS-Consulting AG) auf. Er gab zu bedenken, dass es durchschnittlich 230 Tage dauert, bis Cyber-Spionageangriffe in Unternehmen erkannt werden – und dies oft durch Zufall. Er zeigte sowohl Einfallspunkte über den Menschen (Social Engineering) als auch über die Technik (Keylogger-Malware im PDF) auf, und zog das Fazit, dass man Angreifer zwar nicht ausschließen könne, aber zumindest frühzeitig erkennen müsse, um die „Kronjuwelen des Unternehmens“ zu schützen. Dabei könne ein Sicherheitsinformations- und Ereignis-Management (Siem) als IT-Alarmanlage dienen.

Anzeige

Stephan Mayer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Innenpolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion warf das Thema auf, inwiefern es eine Meldepflicht für Unternehmen geben sollte, die angegriffen werden, wenn es beispielsweise um kritische Infrastrukturen geht.

Mit Augenmaß und Weitblick

Für eine verantwortungsvolle Geschäftsführung mit Augenmaß und Weitblick, ohne, dass man gesetzlich dazu verpflichtet ist, sprach sich Prof. Dr. Wilhelm Schmidbauer aus. Der aktuelle Landespolizeipräsident lenkte im ATC der Audi AG am Münchener Flughafen, wo auch der Audi A8L Security als Limousine mit Höchstschutz vorgestellt wurde, den Blick der Teilnehmer auch auf die Zusammenarbeit von Polizei und privaten Sicherheitsdienstleistern, bei der private Kräfte die Behörden bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchs wirkungsvoll unterstützen können.

Dass die Zusammenarbeit mit Sicherheits-dienstleistern eine essentielle Unterstützung für Unternehmen und Behörden sein kann, zeigte Alexander Borgschulte, Leiter Unternehmens-sicherheit am Flughafen München. Hier sind rund 3.500 Sicherheitskräfte – das sind zehn Prozent aller Beschäftigten am Flughafen – rund um die Uhr im Einsatz, um unter anderem an 28 Kontrollstellen für Luftsicherheit und Unternehmenssicherheit zu sorgen.

Angst vor falschen Risiken

Einen neuen Blickwinkel auf das Thema Sicherheit präsentierte Dr. Rudolf Kreuzer vom Zentrum für systemisches Denken. Er analysierte, wie Menschen Sicherheit fühlen, denken und schaffen. Sein Fazit: „Unvorhersehbare, plötzliche Risiken von außen werden überbewertet, während Risiken, die von uns selbst ausgehen den größten Schaden anrichten.“ Gleichzeitig gebe es aber ohne Gefährdung auch keine Entwicklung.

Und eine Erhöhung der Sicherheit bewirke eine Veränderung des Verhaltens: „Mehr Sicherheitsvorkehrungen im Auto führen dazu, dass wir schneller und unaufmerksamer fahren – die Zahl der Verletzten bleibt somit gleich.“ Hinsichtlich der Unternehmenssicherheit beschrieb er, dass Unternehmen nicht wegen Ereignissen wie Naturkatastrophen, sondern wegen Zuständen – von Gier über Machtmissbrauch oder Selbstüberschätzung – erlöschen.

Welt ohne Ordnungsmacht

Dr. Günther Schmid gab mit langjähriger Erfahrung beim Bundesnachrichtendienst als Background eine Einschätzung der weltpolitischen Sicherheitssituation ab, die alles andere als positiv ausfiel: „Die autoritäre Welt ist auf dem Vormarsch. Wir befinden uns in einer Welt ohne Weltordnungsmacht, die von Machtdiffusion und Staatenzerfall geprägt ist“, beschrieb er.

Er verwies auf die Erstarkung der Geopolitik, auf die Eroberung von Territorien wie der Ukraine, auf den Zerfall afrikanischer Staaten, den Verfall regionaler Ordnungen und die „Trümmer der Arabellion“, deren Länder auf der Suche nach Stabilität zum kleinsten gemeinsamen Nenner Gottesstaat zurückkehren. Russland und China konzentrierten sich derweil auf sich selbst und ihre Interessen, während auch die U.S.A. ihre Vorstellung von Rechtsordnung nicht mehr global umsetzen wollen, und auf Sanktionen statt Krieg setzen.

Britta Kalscheuer

Passend zu diesem Artikel