Direkt zum Inhalt

Nachhaltig und wirtschaftlich

Teil 3

Michaela Höllering von Allnet gibt zu bedenken: „Da Allnet klassisch aus der Netzwerktechnik kommt, sind unsere Planungen automatisch schon auf IP-Basis. Nun haben wir natürlich auch Projekte, wo analoge Bestandsanlagen umgewandelt werden müssen. Man muss hier wissen: Viele Hersteller leben auch davon, Konvertierungsprodukte herzustellen, also das Signal der Kamera über alle möglichen Zwischenlösungen zu übertragen. Sei es koaxial, über Zweidraht, Lichtwellenleiter, W-Lan und vieles mehr. Man muss es unter dem Nutzenaspekt betrachten. Eine Kamera über alternative Anbindungsvarianten in einer bestehenden Infrastruktur anzubinden, ist möglich, aber in der Regel meist kostenintensiv. Es bleibt zu überlegen, ob es auf lange Sicht nicht günstiger käme, eine neue Verkabelung und ein neues Netzwerk zu installieren. Möglichkeiten gibt es also immer mehrere, die Frage ist nur, ist der Kunde gewillt, diese Möglichkeiten finanziell zu tragen?“

Heiko Suwalski kann dem im Grunde nur zustimmen: „Wir haben immer eine Lösungsaufgabe – wobei die jeweilig ausgewählte Lösung vielschichtig sein kann. Manchmal ist es besser ist, ein bestehendes Netzwerk so aufzurüsten, dass es mit moderner Technik funktioniert, manchmal hat es mehr Sinn, von Grund auf ein neues Netzwerk zu bauen. Das entscheidet aber oft nicht der Facherrichter oder der Integrator, sondern das entscheidet sich tatsächlich kaufmännisch.“

Katharina Geutebrück, Geschäftsleitung, Geutebrück GmbH
Markus Groben, Geschäftsführer, Groben Ingenieure GmbH
Arndt Badstieber, Country Sales Manager Germany, Hikvision Europe B.V.
Anzeige

Migration der Beteiligten

Dass der klare Trend bei der Migration zu IP-Systemen geht, ist also nicht zu leugnen, auch wenn manche Sonderlösung durchaus noch ihre Berechtigung hat. Insgesamt verschiebt sich mit der Technik hin zur IT auch der Verantwortungsbereich in den Unternehmen, so wie auch die Ansprechpartner des Kunden oftmals andere sind. Andreas Winkler erklärt: „Es kommt hinzu, dass heute nicht mehr nur der Sicherheitsberater oder der Errichter angesprochen werden, in erster Linie wird auch der IT-Consultant befragt. Bei unseren Projekten ist es durchaus häufig so, dass nicht mehr der Errichter mit ins Boot geholt wird, sondern der ITler, weil dieser ohnehin viel öfter in den Unternehmen ist, um beispielsweise das Netzwerk und die Server zu warten. Es kommt dann nicht selten vor, dass die auch die Videoanlage mit übernehmen.“

Dabei brauchen die IT-Häuser jedoch häufig Unterstützung, da sie im Videobereich noch nicht so fit sind wie klassische Errichter. Die Rolle übernehmen dann in der Regel Distributoren, wie Oliver Kopp von Axis erläutert: „Bei der Distribution ist bei komplexen Projekten im Speziellen der Faktor Added Value gefragt, also die Dienstleistung über den Produktverkauf hinaus. Das betrifft in erster Linie die Beratung, aber auch zum Beispiel Schulungen und letztendlich After-Sales-Support. Ist ein Distributor in der Lage auf das nötige Know-how zurückzugreifen, und kann er dieses dem Kunden anbieten, so hat er in diesen Projekten mit Sicherheit Vorteile gegenüber einem klassischen Box-Mover.“

Auch auf Kundenseite sitzt der IT-Administrator mittlerweile sehr oft an verantwortlicher Stelle, wie Christian Wimmer weiß: „Man braucht die IT-Abteilung immer mit am Tisch, denn wenn der IT-Verantwortliche ein Videoprojekt blockiert, sind die Chancen auf ein nutzbares System eher gering.“

Das kann Wilhelm Fischer durch seine Praxiserfahrung nur bestätigen: „Ich brauche die IT-Verantwortlichen sofort mit im Boot. Wenn das nicht der Fall ist, hat man nachher nur Schwierigkeiten. Ich kenne zum Beispiel einen Fall, wo ich seit 18 Monaten schon auf die IP-Adressen warte, weil der IT-Verantwortliche nicht von Anfang an mit einbezogen wurde, sondern die Sache von oben befohlen wurde. Er legt einem dann alle Steine in den Weg, die er finden kann.“

Die Diskussion über Migration ist damit genau wie die zugrunde liegende Thematik selbst eine sich stetig wandelnde. Die Beteiligten müssen sich anpassen und die eigene Haltung ständig überprüfen, genau wie man die Anforderungen an sein System immer wieder auf dem Prüfstand stellen muss. Bei jedem resultierenden Projekt gilt es dann, Ziele, Technik und Budget in Einklang zu bringen. Weitblick und Offenheit für Neues können dabei ebenfalls nicht schaden.

Michael Gückel
vorige Seite 1 - 2 - 3

Passend zu diesem Artikel