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IT-Sicherheit im Ausblick 25. Januar 2016

In Bewegung – doch in welche Richtung?

Sichere Verschlüsselung ist der einzige Schutz für Privatheit und Authentizität von Daten, darum empfiehlt das BSI in seinem Jahresbericht 2015 die Weiterentwicklung der Algorithmen und den Einsatz an allen schutzbedürftigen Orten. Großbritanniens Premier David Cameron will dagegen den Sicherheitsbehörden seines Landes neue Befugnisse geben, die einem Verbot sicher verschlüsselter Kommunikation gleichkommen könnten.

Regierungen fordern wachsweiche Verschlüsselungen für Hard- und Software.
Regierungen fordern wachsweiche Verschlüsselungen für Hard- und Software.

In einer Rede nach der Gedenk-demonstration in Folge der Anschläge in Paris kündigte Cameron diese Gesetzesinitiative für den Fall seiner Wiederwahl an. Ähnliche Wünsche werden seit Jahrzehnten aus den USA vernommen, zuletzt von Präsident Obama.

NSA-Chef Michael Rogers machte 2015 einen neuen Anlauf, wachsweiche Verschlüsselung schmackhaft zu machen. Die Hersteller sollen den Zugriffs-Code aufteilen, damit niemand im Alleingang die Daten entschlüsseln kann. Hacker, die den Nachschlüssel erbeuten wollen, haben so also mehr Arbeit. China ist schon einen Schritt weiter: Die chinesische Führung will im Rahmen eines Anti-Terror-Gesetzes Technikfirmen vorschreiben, dass sie in China nur noch Hard- und Software mit aufgeweichten Verschlüsselungsfunktionen verkaufen dürfen. Die Unternehmen müssten der chinesischen Regierung damit entweder Nachschlüssel aushändigen oder Hintertüren in ihre Geräte und Programme einbauen, damit Behörden vor Ort an den Klartext kommen.

Die Zukunft von Big Data

Wie geht es weiter mit Big Data? Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel meint „Daten sind der Rohstoff der Zukunft“, sie sollten entsprechend großzügig zur Verfügung gestellt werden. Das ist das totale Gegenteil von der Forderung nach Datensparsamkeit, die von Sicherheitsexperten erhoben wird.

Merkel will auch die Netzneutralität gesetzlich verankern, eventuell aber mit erheblichen Ausnahmen. Für „Industrie 4.0“ ist die Frage von erheblicher Relevanz. Denn hier müssen die Daten von Sensoren teilweise in Echtzeit fließen, wenn keine Schäden entstehen sollen.

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Europa – und vor allem Deutschland – wird versuchen, Anschluss an die in den 70er Jahren verschlafene Digitalisierung der Gesellschaft zu erlangen. Die USA sehen die europäischen Verkehrsadern, den Maschinenbau und überhaupt alle produzierten Waren zusammen mit den sie benutzenden Menschen als Teil der von den USA kontrollierten Wertschöpfungskette. Vom Fitnessarmband bis zum Auto produziert schließlich alles Daten, die man so oder so zu Geld machen kann. Eventuelle Risiken trägt der Anwender.

Neue Produkte in rascher Folge

Was nützt das alles den Mittelständlern? Vermutlich wenig. Das Internet der Dinge wird so oder so kommen. Auf der Weltradiokonferenz 2015 haben asiatische und US-amerikanische Konzerne bereits einen üppigen Frequenzbedarf angemeldet, in zwei Jahren soll der Zuschlag erfolgen.

Deutschland wird um Industrie 4.0 und das Internet der Dinge nicht herum kommen, wenn es überleben will. Neue Produkte werden in rascher Folge entstehen. Alleine rund um das selbstfahrende Auto, haben Dutzende von US-Konzernen ihre Pflöcke eingeschlagen. Am Weg, an der Buchung, an der Steuerung und natürlich an der Unterhaltung der Insassen wollen sie prächtig verdienen. Wer die IT hinter all den Zukunftsszenarien belastbar genug macht, damit sie all diesen neuen Projekten ohne menschliche Korrektoren stand halten kann, ist bislang offen.

Dipl. Phys. Bernd Schöne, freier Journalist in München

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