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Das Mehr gewinnt

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Praktische Problemzonen

Abseits von den gängigen Anlagen, wie sie in den meisten Unternehmen vorherrschen, gibt es auch Anwender, die die speziellen Anforderungen und Besonderheiten ihrer Branche berücksichtigen oder auch mit akuten Bedrohungsszenarien umgehen müssen. Hierzu zählen beispielsweise Logistikanbieter, Chemieunternehmen oder auch Flughäfen. Gerade bei weitläufigen Industrieanlagen kann sich eine Analyse auf Basis der Zutrittsdaten lohnen, wie auch Horst Eckenberger bestätigt: „Man muss keine einzelnen Bewegungsprofile erstellen, um wertvolle Informationen zu bekommen, es reichen oft auch schon Lastuntersuchungen bezogen auf die Zutrittspunkte und die Uhrzeit. Auf diese Weise kann man eine Konsolidierung von Zutrittspunkten außerhalb der Hauptzeit erreichen. Und weil man genau sehen kann, wie viele Personen oder Fahrzeuge zu welcher Tages- und Nachtzeit durch welchen Eingang kommen, lässt sich hier einiges einsparen – nicht zuletzt auch, weil man nachts nur einen statt drei Pförtner braucht. Analog gilt das Prinzip natürlich auch für Ticket-Schalter und Ähnliches.“

Flughäfen und Konzernkunden müssen ganz andere organisatorische Größenordnungen bewältigen, wie Volker Kraiss weiß: „Industriekunden haben in der Regel tausende Fremdfirmenmitarbeiter auf dem Gelände. Bei Flughäfen sind es teilweise weit über 10.000. Diese Zutrittsberechtigten müssen effizient verwaltet werden, vom Ausweisantrag über die zugewiesenen Berechtigungen auf mehreren Ebenen bis hin zur Sicherheitsüberprüfung. Hier ergeben automatisierte und sichere Prozesse wirklich Sinn, denn sie erlauben, viele Einzelprozesse zu vereinfachen und zusammenzufassen. Betrachtet man die Bearbeitungskosten eines Ausweis-Lebenszyklus und multipliziert sie mit der Anzahl der Vorgänge, lässt sich mit dem Einsatz eines modernen, effizienten Ausweis- und Berechtigungsmanagementsystems enorm viel Geld sparen.“

„Wenn ich mich in die Lage des Besuchers versetze, dann sieht es im Normalfall so aus: Sobald ich jemanden besuchen möchte, geht dem zunächst ein Telefongespräch oder ein Mailverkehr mit meinem Ansprechpartner voraus. Man vereinbart, wann man sich genau trifft. Damit weiß das Unternehmen, es kommt ein Besucher, und es weiß auch, zu wem er möchte. Idealerweise sollte dann bei Ankunft der Ausweis vorbereitet sein, der den Weg zum Ansprechpartner freischaltet. Man kann hier natürlich auch Lösungen zur Web-Anmeldung oder zum Selbstempfang nutzen.“ Wilfried Joswig, Geschäftsführer, Verband für Sicherheitstechnik (VfS)

„Es gibt durchaus große Ersparnis-potenziale; das muss man den Betreibern von Anlagen aber nahe bringen. Und in der Regel bedeutet dies auch, ihnen zu sagen, dass sie zunächst einmal investieren müssen, um später sparen zu können. Wie kann man erfolgreich argumentieren – welcher Mehrwert lässt sich den Kunden am ehesten vermitteln?“
Boris Stamm, Moderator des Forums

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Nützlich in der Not

Ein weiterer Vorteil der Zutrittskontrolle kann vor allem im Notfall von entscheidender Bedeutung sein, wie Moderator Boris Stamm anmerkt. „Es kann leider schneller als man denkt zu einem Ernstfall kommen. Nehmen wir an, ein Gebäude brennt und die Mitarbeiter müssen evakuiert werden. Nun wäre es hilfreich – eventuell sogar lebensrettend – zu wissen, wo die Rettungskräfte zuerst hingeschickt werden müssen. Lösen könnte man es über die Bilanzierung. Ideal wäre es, wenn man am Sammelplatz einen Leser hat, wo sich jeder kurz einbuchen muss, um dadurch zu erfahren – sicherlich ohne hundertprozentige Gewähr – in welchen Bereichen noch wie viele Personen sind.“ Zweifelsfrei eine wertvolle und im Notfall lebensrettende Funktion. Dennoch gibt Volker Kraiss zu bedenken: „Voraussetzung ist, dass die Bilanzierung im Evakuierungsfall auch funktioniert. Meiner Erfahrung nach scheitert es in der Praxis an der fehlenden Zwangsläufigkeit in der Zu- und Abgangskontrolle an den Zu- und Abgängen eines Gebäudes.“ Michael Wanka ergänzt: „Auch hier muss der Kunde natürlich entsprechend investieren – und auch der Betriebsrat muss zustimmen, dass bilanziert wird. Das ist eine Hürde, die manche nicht beachten.“ Jürgen Schneider von Nedap Technology Partner rät hier: „Man kann eine Bilanzierung auch mit einer sogenannten Random-ID machen, damit man hinterher keine einzelnen Benutzerprofile erstellen kann. Das kommt dem Betriebsrat natürlich sehr entgegen. Aber trotzdem: Die Bilanzierung funktioniert natürlich nur, wenn jeder auch seinen Ausweis dabei hat.“

Künftiger Mehrwert

Die Diskussion hat gezeigt, dass technische Möglichkeiten, praktischer Einsatz und das Bewusstsein für den Nutzen zusätzlicher Funkionen des Zutrittssystems meist noch relativ weit auseinanderliegen. Dies könnte sich in Zukunft ändern, teils durch Veränderungen bei der Systemarchitektur und teils auch, weil neue Anbieter in den Markt kommen. Ludger Weihrauch beobachtet die Entwicklungen aufmerksam: „Was sich hier am Horizont abzeichnet, ist hoch spannend. Wir sind mit der Zutrittskontrolle zunehmend Teil eines Gesamtprozesses, bei dem aber noch nicht ganz absehbar ist, in welchen Dimensionen er sich abspielen wird und welche Rolle wir künftig spielen werden. Vieles verlagert sich in Richtung Identity Management. Hier tummeln sich zunehmend auch einige Anbieter aus dem Kartenmanagement oder sogar Softwareriesen wie Microsoft, die eine Nische entdeckt haben. Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber wir müssen natürlich auch sehen, dass die Sicherheitsaspekte nicht vernachlässigt werden.“

Michael Gückel
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