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Brandschutz 19. September 2023

Wie Infrarotkameras Brandgefahren frühzeitig erkennen 

Beim Neubau seines Hochregallagers mit Solarpanels auf dem Dach hat Teekanne für einen umfassenden Brandschutz durch Infrarotthermografie gesorgt.

15 Meter über der Dachfläche scannt Pyrosmart systematisch die Fläche nach möglichen Brandherden ab.
15 Meter über der Dachfläche scannt Pyrosmart systematisch die Fläche nach möglichen Brandherden ab.

Das Hochregallager von Teekanne in Neuss (NRW), das 2022 in Betrieb ging, ist gewaltig: Die Gebäudehöhe beträgt 25 Meter, das Hallenvolumen 166.000 Kubikmeter. Hier lagert das Unternehmen all die Rohstoffe, die für das Teesorten-Produktportfolio notwendig sind. Das 1882 gegründete Traditionsunternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf beschäftigt mittlerweile etwa 1.400 Mitarbeiter – und ist damit mittlerweile einer der weltweit größten Hersteller für Teespezialitäten.

Jährlich produziert Teekanne 7,5 Milliarden Teebeutel, davon alleine in Neuss und Düsseldorf 3,2 Milliarden. Diese Zahl soll in Zukunft noch weiter steigen. Teekanne hat deshalb 2019 entschieden, in Neuss ein Hochregallager zu errichten. Es war das größte Bauprojekt der Firmengeschichte, das Unternehmen investierte einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe.

Seit vergangenem Jahr ist das neue Gebäude fertig. Am Standort befinden sich nun ein neues Rohwarenlager und ein Zentrum für Lagerung und Produktion der aufbereiteten Teesorten. Die Zutaten kommen aus der ganzen Welt nach Neuss, das Lager bietet Platz für 35.000 Paletten. Von dort aus werden die Waren dann in die weiteren Produktionsprozesse gegeben, bis die Teebeutel abgepackt und an die Endverbraucher ausgeliefert werden können.

Der Teeproduzent Teekanne hat das Dach seines neuen Hochregallagers mit Photovoltaik ausgestattet. Für den Brandschutz sorgt das Pyrosmart-System von Orglmeister.
Der Teeproduzent Teekanne hat das Dach seines neuen Hochregallagers mit Photovoltaik ausgestattet. Für den Brandschutz sorgt das Pyrosmart-System von Orglmeister.

Im Sinne der Nachhaltigkeit hat das Unternehmen das Hallendach des Hochregallagers mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, die den Eigenbedarf von 190.000 Kilowattstunden deckt.

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„Es handelt sich hier um ein Null-Energie-Gebäude, die ganze Wärme wird über Wärmepumpen produziert“, sagt Klaus Gores, Leiter Zentrale Technik im Unternehmen. Da war das Bekenntnis zur Nutzung von Sonnenenergie nur der nächste logische Schritt. Insgesamt hat die Photovoltaikanlage im Jahr 2022 470.000 Kilowattstunden an elektrischer Energie erzeugt, wovon 280.000 eingespeist worden sind.

Herausforderung: Brandschutz für die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach

Es gibt jedoch ein Problem: Wenn Sonnenstrahlen auf Photovoltaik-Anlagen treffen, die sich auf gedämmten Hallendächern befinden, wird es sehr heiß. Hier entsteht eine Brandgefahr, die möglichst minimiert werden muss. Zudem steigt durch die Elektroinstallation die Gefahr von Kurzschlüssen, die Dämmung sorgt für eine zusätzliche Brandlast.

Auf Dachflächen lassen sich Brandschutztechnologien schwer installieren, denn herkömmliche Systeme, die vor allem in den Produktionshallen verwendet werden, können nicht einfach auf den Außenbereich über dem Dach übertragen werden: Klassische Rauchansaugsysteme beispielsweise funktionieren im Freien nicht.

Die intelligenten Pyrosmart-Systeme von Orglmeister Infrarot-Systeme sorgen für Sicherheit im Trocknungsprozess. Die Emschergenossenschaft ist mit der Lösung sehr zufrieden. Bisher ist noch kein Brand entstanden.
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Anders ist es bei der Brandschutzfrüherkennung Pyrosmart: Das hessische Unternehmen Orglmeister Infrarot-Systeme setzt mit seinem System eine intelligente Brandfrüherkennung, die gleichzeitig sowohl Wärme- als auch Videobilddaten auswertet – für Teekanne zur Überwachung der Dachfläche optimal.

Orglmeister-Infrarotkamera ist nur ein Puzzleteil

Der Schaden, der durch dasVerbrennen der Waren entstehen würde, wäre immens: Neben den Schäden an Gebäude und Rohwaren würde die Produktion für mindestens ein Jahr ausfallen. Hier Sicherheit zu schaffen, war in der Bauplanung des Hochregallagers nicht nur dem Unternehmen selbst, sondern auch dem Versicherer wichtig. Er stellte deshalb die Auflage an einen sicheren und zuverlässigen Brandschutz. Die Installation der Kamera ist also nur der letzte Teil in einem ganzheitlich gedachten Brandschutzkonzept bei Teekanne.

Im Innenbereich ist eine Anlage verbaut, die den Sauerstoffgehalt auf einen Wert von 13,5 Prozent deutlich reduziert und so einen Brandausbruch erschwert. Um nun auch die gesamte Dachfläche überwachen zu können, musste ein besonderer Treppenturm gebaut werden, der das Gebäude noch einmal um 15 Meter überragt. Auf der Spitze: Das System, das die Dachfläche nach möglichen Brandherden – sogenannten Hotspots – abscannt.

Pyrosmart ist eine patentierte Brandschutzlösung im Komplettpaket, die eine Infrarot-Wärmebildkamera und eine Videokamera in einem Gerät kombiniert. Dabei nutzt das System die Infrarotthermografie: Jeder physikalische Körper sendet abhängig von seiner Temperatur Wärme in Form von Infrarotwellen aus.

Das System nutzt unter anderem die Infrarotwellen, um mit der hauseigenen Software Abirovision ein Panorama-Thermografiebild zu generieren, das zielgenau brandgefährdete Bereiche anzeigt. Dazu kennt das System die Raumgeometrie des überwachten Bereiches: Pyrosmart erfasst über die integrierte Schwenk-/Neigetechnik sehr große Flächen mit nur einem Gerät.

Pyrosmart überwacht bei Teekanne 6.600 Quadratmeter Fläche

Die bei Teekanne detektierte Dachfläche beträgt rund 6.600 Quadratmeter, von der Spitze des Turms ist eine genaue Überwachung zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Dabei bietet das System eine sehr hohe Auflösung, sodass bereits eine Wärmeentwicklung mit einer Fläche von 3x3 Zentimetern auf der gesamten Dachfläche erkannt werden kann.

Gores ist sich bewusst, dass der Anblick eines solchen Turms nicht alltäglich ist: „Das ist schon eine Besonderheit“, sagt er. Teekanne hat beim Bau zwei Auflagen in einer Lösung erfüllt: Die Feuerwehr kann über den Treppenturm schnell das Dach erreichen, während Pyrosmart von oben dafür sorgt, dass möglichst erst gar kein Brand entsteht.

Klaus Gores, Leiter Zentrale Technik bei Teekanne, ist mit der Installation von Pyrosmart sehr zufrieden.
Klaus Gores, Leiter Zentrale Technik bei Teekanne, ist mit der Installation von Pyrosmart sehr zufrieden.

Die Infrarotthermografie macht es möglich, bereits vor dem Ausbruch eines Brands gefährdete Stellen zu erkennen und entsprechend Gegenmaßnahmen einzuleiten. Steigt die Temperatur über einen bestimmten Schwellenwert, wird ein Voralarm ausgelöst, und das zuständige Personal kann bereits die Lage überprüfen. Steigt die Temperatur weiter, wird automatisch Feueralarm ausgelöst. Dazu ist das System bei Teekanne direkt an die hauseigene Brandmeldezentrale angeschlossen. „Die Anlage alarmiert dann sofort die Feuerwehr, die hier vor Ort dann genau weiß, wo es brennt“, erzählt Gores weiter.

Da es aber bis zum Eintreffen der Feuerwehr bereits zu spät sein kann, hat Teekanne technische Maßnahmen verbaut, die im Notfall eingreifen: Auf dem Dach befinden sich auch eine Sprinkleranlage und eine Ringleitung, sodass schnell erste Löschaktionen gestartet werden können. Gleichzeitig verhindert eine selbstlernende Software, dass Fehlalarme ausgelöst werden.

Je nach Sonnenstand und Uhrzeit treten Reflexionen auf den Solarplatten auf, die das Brandschutzsystem beeinträchtigen können. Um das zu vermeiden, hat Orglmeister zusammen mit Teekanne das Pyrosmart-System individuell auf die Begebenheiten vor Ort abgestimmt.

VdS-Zertifizierung als Voraussetzung

Teekanne hat sich nicht nur aufgrund der Technologie für die Lösung von Orglmeister entschieden. Zentral war auch die VdS-Zertifzierung, die andere Systeme nicht bieten konnten. „Die VdS-Zulassung und die mit vielen Referenzen über Jahre hinweg belegbare Zuverlässigkeit waren definitiv die Aspekte, warum wir uns für Pyrosmart entschieden haben“, sagt Gores.

Um eine VdS-Zertifzierung zu erhalten, müssen technische Brandschutzlösungen hohen Ansprüchen gerecht werden. Dazu zählen die sichere Messung der Temperatur und die Betriebssicherheit unabhängig von äußeren Einflussfaktoren. Für Gebäude wie das Hochregallager von Teekanne ist eine VdS-Zertifizierung mittlerweile der Standard, auch der Versicherer hat das vom Unternehmen gefordert. Die Zertifizierung von Brandschutzsystemen auf Infrarottechnik gibt es erst seit einigen Jahren. Orglmeister hat maßgeblich bei der Entwicklung entsprechender Prüfverfahren für die Zertifizierung mitgearbeitet. 

Wenn einmal etwas nicht mehr funktioniert, kommt der Service von Orglmeister zum Einsatz. Über ein spezielles Fernwartungssystem können die Experten auf die Kamera zugreifen und so schnell und kostensparend Fehler identifizieren, ohne selbst vor Ort sein zu müssen. Dafür hat Teekanne auch einen Wartungsvertrag mit Orglmeister geschlossen.

Teekanne kann mit der Photovoltaikanlage auf dem Hochregallager seinen Stromverbrauch selbst regenerativ erzeugen. Das ist gut für die Umwelt und die Effizienzsteigerung der eigenen Produktion. Gleichzeitig kann sich Teekanne auf eine ganzheitlich angelegte Brandschutzlösung verlassen, die effektiv gefährliche Brände verhindert und die Produktion schützt. 

Dr. Jörg Lantzsch, freier Fachautor, für die Orglmeister Infrarot-Systeme GmbH

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