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Videosicherheit 19. März 2024

Videoüberwachungssysteme für Baustellen

Mobile oder fest installierte Videoüberwachungssysteme rücken Baustellen ins Scheinwerferlicht, um vor Diebstahl, Vandalismus und Stillstand der Projekte zu schützen.

Liv Eye-Videotürme sind nach eigener Aussage auch robust genug bei schwierigen Wetterlagen und überwachen Baustellen zuverlässig.
Liv Eye-Videotürme sind nach eigener Aussage auch robust genug bei schwierigen Wetterlagen und überwachen Baustellen zuverlässig.

In den vergangenen Jahren haben die Diebstähle auf Baustellen stetig zugenommen. Laut polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2022 bundesweit 26.169 Diebstähle „in/aus überwiegend unbezogenen Neu- und Rohbauten sowie Baustellen“ gemeldet. Dabei stieg die Zahl der erfassten Fälle gegenüber dem Vorjahr um 14,9 %. Schwere Diebstähle überwogen. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Denn viele Vorfälle an diesen dynamischen Arbeitsplätzen, an denen verschiedenste Unternehmen zusammenwirken und die nachts häufig menschenleer im Dunklen liegen, bleiben unbemerkt oder werden nicht zur Anzeige gebracht.

Der Wert von Material, Maschinen und vor Ort geparkten Fahrzeugen ist teils beträchtlich. Nur ein Beispiel: Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge, brachen Unbekannte vor wenigen Monaten in den Rohbau eines Parkhauses in Bochum ein und stahlen zwei Kilometer Kupferkabel im Wert von etwa 20.000 EUR, die bereits auf den Etagen verlegt worden waren. „Verbrecher haben 2022 einen dokumentierten Schaden von über 80 Mio. EUR verursacht. Die zuletzt exponentielle Entwicklung der Baupreise hat die Negativ-Entwicklung weiter beschleunigt“, so Klaus Maskort, Geschäftsführer des Bau Watch Projekt Service, eines der Unternehmen, die Kamerasysteme mit Fernüberwachungsfunktionen anbieten.

Allein die Kamera-Präsenz auf Baustellen schreckt ab

„Die Einführung mobiler oder fest installierter Videoüberwachungssysteme kann als ein bedeutender Fortschritt bei der Sicherung von Baustellen betrachtet werden“, konstatiert Donato Muro. Der Sicherheitsingenieur und Jurist ist Inhaber von Sicherheitsingenieur.NRW. Mobile Kameras, die gemietet oder gekauft werden können, entfalten allein durch ihre Präsenz eine abschreckende Wirkung, insbesondere, wenn sie mit weit strahlenden LED-Scheinwerfern kombiniert sind. Grundsätzlich sei jede Baustelle für diese Art der Überwachung geeignet, sagen die Anbieter, deren Zahl steigt: Alinotec, Bau Watch, Liveye, Secura Zone, Videoguard, Vimtec, Watchtower Security Solutions, Wellnerbox lautet eine lediglich exemplarische Aufzählung möglicher Partner, zu denen vielfach auch klassische Sicherheitsunternehmen wie Securitas gehören.

„Wichtig ist, dass die Technologie auf das jeweilige Gelände und den Einsatzort abgestimmt ist“, betont Klaus Maskort und verweist auf den eigenen, bewährten Ansatz, zu dem die individuelle Beratung und Bedarfsermittlung, eine Risikoanalyse sowie darauf abgestimmt ein maßgeschneidertes Überwachungskonzept gehören. Datenschutz ist ein nicht zu vernachlässigendes Thema: „Daher kann der Einsatz der Kameratürme auf kleineren Baustellen in dicht besiedelten Gebieten gegebenenfalls eingeschränkt sein. Umgebungen wiederum, in denen zum Beispiel eine hohe Staubbelastung herrscht, können die Funktionsfähigkeit der Technik beeinträchtigen“, macht Donato Muro auf jedoch nur geringfügige Begrenzungen aufmerksam.

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Kamerasysteme horizontal und vertikal schwenkbar

Insgesamt können die Kamerasysteme inzwischen einiges: Je nach Konfiguration sind sie horizontal und vertikal schwenkbar – wenn sie nicht gleich 360°-Rundumüberwachung bieten –, und verfügen über eine Richtungs- und Zoomsteuerung. Ihr Radius kann bis hin zu 500 m reichen, die Bilder sind meist gestochen scharf und das dank Infrarot- oder Thermosichtoptionen selbst bei tiefster Dunkelheit und schlechten Wetterbedingungen. Autarke Solar-Lösungen mit integrierten Stromspeichern kommen dann zum Einsatz, wenn kein Stromanschluss zur Verfügung steht. Eine Anbindung an Einbruchmeldeanlagen ist möglich, teils betreiben die Anbieter sogar eine eigene Leitstelle.

„Neun von zehn Tätern lassen sich von der Lautsprecherdurchsage unserer erfahrenen Sicherheitsprofis, also einer Live-Täteransprache statt Ansage vom Band, von ihrem Vorhaben abhalten. Werden die Warnungen ignoriert, wird im nächsten Schritt Kontakt mit Polizei oder Sicherheitsdienst aufgenommen“, heißt es aus dem Unternehmen Bauwatch, das für das Jahr 2023 in Summe 72.123 Vertreibungen durch Ansprache meldet, 869 eingeläutete Verhaftungen und 1.683 durch die Polizei verhaftete Personen.

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Mit KI lernen die Videoüberwachungssysteme, was verdächtig ist

Die Kameras lösen Alarm aus, sobald sie verdächtige Bewegungen registrieren. Mit Betonung auf verdächtig. „Unsere Überwachungsanlagen mit integrierter künstlicher Intelligenz filtern Bewegungen, die durch Wind oder Tiere verursacht werden, heraus“, erläutern Marc Thun und Carsten Simons, Geschäftsführer von Anbieter Liveye. Tagsüber lassen sich die Liveye-Systeme mit einem KI-Tool zur Dokumentation des Baufortschritts verknüpfen. „Datenschutzkonform werden im 15-Minuten-Takt Standbilder gemacht. Dreimal täglich erzeugen die PTZ-Kameras zudem ein 360-Grad-Bild, woraus sich Zeitrafferfilme erstellen lassen. Zudem erfasst unsere KI tagsüber Logistikströme. Fahrzeug- und LKW-Bewegungen werden getrackt und dem Nutzer übersichtlich zur Verfügung gestellt. Dadurch lassen sich Prozesse analysieren und Abläufe optimieren. Unsere Kunden haben die Möglichkeit, selbst große Bauprojekte remote zu managen“, unterstreichen Marc Thun und Carsten Simons. Zur preislichen Orientierung: Das Produkt „Liveye Nestor“ zum Beispiel, zur Montage an Wand oder Mast, mit drei PTZ-Kameras und Lautsprecher, kann bereits ab 400 bis 500 EUR je Monat gemietet werden.

Klaus Maskort, Bauwatch, zum Service: „Unsere Disposition koordiniert Anlieferung und Abbau, hausinterne Mitarbeiter bauen die Kamerasysteme auf und richten sie ein. Müssen diese während der Bauphase versetzt werden, ist auch die Leistung im Kostenrahmen enthalten. Die robusten Systeme lassen sich per Ferndiagnose kontrollieren und meist auch aus der Distanz warten. Für die Kunden gibt es keine ungeplanten Kosten.“

Nur Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts

Der Erfahrung von Donato Muro nach, sind die Vorteile eindeutig: „Die Systeme erlauben eine schnelle Reaktion auf Sicherheitsvorfälle und können im Schadenfall wertvolle Beweise liefern. Sie tragen überdies zur Einhaltung von Sicherheitsvorschriften bei.“ Der Experte verweist jedoch darauf, dass „die Technologie nur Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts sein und mit anderen Maßnahmen kombiniert werden sollte. Bauherren sollten darauf achten, dass ihre Baufirmen adäquate Sicherheitstechnologien einsetzen. Das lässt sich auch vertraglich vereinbaren“, so der Sicherheitsingenieur und Jurist.

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