Direkt zum Inhalt

Strategen gesucht

Leben ist Risiko. Unternehmerischer Erfolg bedingt das Eingehen von Risiken, denn jedes Risiko beinhaltet automatisch eine Chance. Aus diesem Grund sprechen Risikomanager – die sich von der klassischen „Risikobuchhaltung“ verabschiedet haben – von „Downside“- und „Upside“-Risiken.

Trugschluss – kein Risiko einzugehen bedeutet nicht unbedingt, auf der sicheren Seite zu sein.
Trugschluss – kein Risiko einzugehen bedeutet nicht unbedingt, auf der sicheren Seite zu sein.

Risikomanager und Unternehmenslenker müssen aufpassen, keinem Null-Risiko-Phantom hinterherzujagen. Auf der anderen Seite ist eine zu laxe Einstellung fehl am Platz. Entscheidend ist, dass die „richtigen“ Risiken eingegangen werden. Die Antwort liefert ein professionelles Risikomanagement jenseits einer vergangenheitsorientierten „Risikobuchhaltung“.

Die Ergebnisse des Risiko- und Chancenmanagements bilden die Grundlage für die Unternehmenssteuerung. Erfolgreiche Unternehmen beweisen, dass Unternehmenslenker bessere Entscheidungen treffen – basierend auf einer höheren Risikotransparenz. Für ein derartig strategisch ausgerichtetes risikoorientiertes Performancemanagement sind Experten notwendig, die über den Tellerrand des vergangenheitsorientierten Risikomanagements hinausdenken. Sie müssen verstehen, dass jede technische Innovation Risiken beinhaltet. Der Verzicht auf jegliche Risiken ist gleichfalls riskant.

Wie unsicher ist sicher genug?

Die Maxime eines Risikomanagers darf nicht lauten: Wie sicher ist sicher genug? Im Vordergrund muss vielmehr die Frage stehen: Wie unsicher ist sicher genug? In diesem Kontext müssen Risikomanager vor allem die Methoden der Frühwarnung verstehen und anwenden.

Risikomanagement sollte proaktiv (oder prospektiv) ausgerichtet sein. Frühwarnsysteme müssen ihren Benutzern rechtzeitig latente, das heißt verdeckt vorhandene Risiken signalisieren. Geschieht das, bleibt hinreichend Zeit für die Ergreifung geeigneter Maßnahmen zur Abwendung oder Reduzierung der Bedrohung. Frühwarnsysteme verschaffen dem Unternehmen Zeit für Reaktionen und optimieren somit die Steuerbarkeit eines Unternehmens.

Anzeige

Keine Risikobuchhalter

Die Berufsaussichten für Risikomanager sind exzellent – nicht einzig in der Welt der Finanzindustrie. Mit den vielfältigen Risiken, Krisen und Chancen erweitert sich der Handlungsbedarf beim Risikomanagement. Angefangen bei der Chemie- und Luftfahrtindustrie oder der Energiewirtschaft mit sensiblen Infrastrukturen sowie im Automobilumfeld mit ihrer stark vernetzten Zuliefererkette.

Die starke Globalisierung der Märkte und gesetzliche Anforderungen erzeugen einen zusätzlichen Druck auf Organisationen, ihr Risikomanagement auf solide Beine zu stellen. In der Unternehmenspraxis sollte die Regel gelten: Proaktiv beziehungsweise präventiv geht vor reaktiv. Im Klartext heißt das: Fällt beispielsweise die Knopfproduktion eines asiatischen Zulieferers für ein deutsches Bekleidungsunternehmen aufgrund eines Brandes oder durch eine Naturkatastrophe aus, kommt bei mangelhafter Risikoplanung die Bekleidungsproduktion schnell zum Erliegen. Die Folgen reichen von finanziellen Einbußen bis zu beträchtlichen Imageschäden.

Analog zur starken Bedeutung des Themas Risikomanagement für Organisationen wird die Nachfrage nach gut ausgebildeten Risikomanagern in allen Branchen weiter zunehmen. Hinzu kommt, dass mit wachsenden Aufgabenbereichen im Risikomanagement die Anforderungen an Risikomanager steigen. Um den inhaltlichen Anforderungen zu genügen, müssen zukünftige Risikomanagementausbildungsgänge vermehrt auf eine interdisziplinäre Sichtweise achten und Risikomanagement als eigenständige Querschnittsfunktion integrieren.

Risikomanager müssen sich auf das konzentrieren, was für das Unternehmen zu Krisen führen kann. Oder anders ausgedrückt: Risikomanager sollten als Strategen zur Etablierung eines geeigneten Frühwarnsystems im Unternehmen verstanden werden.

Frank Romeike, Geschäftsführer Risknet &
Andreas Eicher, Fachautor Risikomanagement und IT

Passend zu diesem Artikel