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Bundesinnenministerium 21. Mai 2013

Polizeiliche Kriminalstatistik 2012 vorgestellt

Abermals unter sechs Millionen Straftaten und weniger Tatverdächtige – das ist kurz zusammengefasst das Ergebnis der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2012. Der Bundesinnenminister und der Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder haben die Zahlen jüngst vorgestellt.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist gestiegen.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist gestiegen.

Erneut wurden, wie bereits in den beiden Jahren zuvor, auch 2012 weniger als sechs Millionen Straftaten registriert. Gegenüber dem Vorjahr stieg ihre Zahl geringfügig um 0,1 Prozent an (2011: 5.990.679 Straftaten; 2012: 5.997.040 Straftaten). Die Aufklärungsquote lag ebenfalls fast unverändert bei 54,4 Prozent (2011: 54,7 Prozent). Die bereits in den beiden letzten Jahren rückläufigen Tatverdächtigenzahlen setzen sich abermals fort, hier gibt es einen erfreulichen Rückgang um 0,9 Prozent (2.094.118 Tatverdächtige). Über ein Viertel hiervon (26,9 Prozent) sind Mehrfachtatverdächtige, das heißt, dass sie im Berichtsjahr mehr als zweimal als Tatverdächtige polizeilich erfasst wurden.

Positiver Trend

Bei den Straftaten gegen das Leben (Rückgang um 3,4 Prozent auf 3.028 Fälle) und gegen die sexuelle Selbstbestimmung (Rückgang um 2,7 Prozent auf 45.824 Fälle) setzt sich der positive Trend der vergangenen Jahre fort. Gleiches gilt für die Gewaltdelikte; sie sind um 1,0 Prozent auf 195.143 Fälle zurückgegangen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung in erster Linie auf Rückgänge bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung um 2,2 Prozent auf 136.077 Fälle.

Bundesinnenminister Dr. Friedrich erklärte dazu: „Deutschland zählt international zu den sichersten Ländern. Trotzdem ist jede Straftat und jedes Opfer eines zu viel. Daher müssen wir besonders Deliktsfelder aufmerksam verfolgen, wo die Zahl der Taten auffällig zunimmt, wie beim Anstieg der Wohnungseinbruchsdiebstähle ( + 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr; Aufklärungsquote 15, 7 Prozent). Befragungen haben ergeben, dass Einbrüche vor allem auch weitreichende Konsequenzen psychischer Art nach sich ziehen. So haben etwa 70 Prozent der Opfer seelische Probleme, weil in ihre Intimsphäre, in die Geborgenheit ihrer Wohnung eingedrungen wurde, sie auf den Kopf gestellt wurde und persönlich wertgeschätzte Gegenstände gestohlen wurden.

Das Bundeskriminalamt erstellt derzeit ein Lagebild, das Grundlage für weitere Beratungen mit den Innenministern der Länder sein soll, damit diese ihre Anstrengungen im Kampf gegen dieses Deliktsfeld gezielter und wirksamer verstärken können.“

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Diebstahlsdelikte machen auch insgesamt, wie in den Vorjahren, mit 39,7 Prozent den größten Anteil an der PKS aus, wenngleich die Fallzahlen insgesamt im Gegensatz zum Vorjahr um ein Prozent gesunken sind. Insbesondere bei der Kfz-Kriminalität gibt es einen erfreulichen Rückgang der Kfz-Diebstähle um 9,3 Prozent auf 37.238 Fälle. Eine ähnliche Entwicklung gibt es beim Ladendiebstahl, wo es einen Rückgang um 6,6 Prozent auf 345.873 Fälle gab.

Cyberkriminalität

Zunehmend beschäftigt die „Cyberkriminalität“ die Polizeien des Bundes und der Länder, also Straftaten, die unter Ausnutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnik begangen werden, indem etwa Daten ausgespäht und abgefangen werden oder indem mit einer Schadsoftware Daten verändert oder Computer beschädigt werden.

2012 sind solche Delikte im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Proeznt auf 63.959 Fälle angestiegen, bei einem vermutlich erheblichen Dunkelfeld. „Die Bedrohungslagen werden vielfältiger und es steigen die Schadenssummen. Cyberkriminalität ist ein flexibler und anonymer Deliktsbereich. Darauf muss die Sicherheitspolitik reagieren. Hier dürfen wir in unseren Anstrengungen nicht nachlassen“, betonte der Bundesinnenminister.

Erfreulich ist, dass erneut die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher (14 bis unter 18 Jahre) um 6,7 Prozent auf 200.257 (2011: 214.736) zurückgegangen ist. Noch stärker – um 14,6 Prozent auf 27.097 – ist der Rückgang des Anteils jugendlicher Tatverdächtiger bei der Gewaltkriminalität. (2011: 31.730); dies gilt auch und besonders für den Tatverdächtigenanteil an der gefährlichen und schweren Körperverletzung, der sich um 16,5 Prozent auf 21.066 jugendliche Tatverdächtige (2011: 25.222) verringerte. Bundesminister Dr. Friedrich: „Der erneute Rückgang der Fallzahlen zeigt, dass die vielfältigen Bemühungen zur Bekämpfung von Gewaltkriminalität Früchte tragen. Ich denke hier an die unermüdliche Arbeit von Polizei und Justiz, aber auch an die zahllosen präventiven Projekte staatlicher und nichtstaatlicher Akteure.“

Verstärkter Kampf gegen Einbruchdiebstahl

Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Minister Boris Pistorius, erklärte zur Vorstellung der PKS: „Alleine im vergangenen Jahr hat die Versicherungswirtschaft ihren Schaden durch Wohnungseinbrüche auf 600 Millionen Euro taxiert. Im Bundesschnitt konnte 2012 aber nur jeder sechste Einbruch, das sind gerade einmal 15,7 Pozent aller Fälle, aufgeklärt werden. Das ist zu wenig! Häufig fehlen allerdings konkrete Ermittlungsansätze. Die zuständigen Innenminister und -senatoren der Länder sind entschlossen, dieser Entwicklung konsequent entgegenzutreten. Im Auftrag der Innenministerien analysiert aktuell eine Arbeitsgruppe den Bereich der Wohnungseinbrüche und erarbeitet ergänzende Strategien. Der Ermittlungsdruck auf Einbrecher ist bereits deutlich erhöht worden. Dazu gehört neben der kontinuierlichen Verbesserung des überregionalen Informationsaustausches u.a. auch eine Qualitätsoffensive bei der Tatortaufnahme.

Fakt ist aber auch: Über ein Drittel, im vergangenen Jahr sogar 39,1 Prozent aller Wohnungseinbrüche, sind im Versuchsstadium steckengeblieben. Das zeigt positiv, dass sich der Einsatz von geeigneter Sicherungstechnik an Türen und Fenstern lohnt, beziehungsweise gemeinsam mit einer aufmerksamen Nachbarschaft der Schutz verbessert werden kann. Hier müssen wir ansetzen und in der Zukunft noch stärker auf Prävention und Information der Bürger setzen. Jeder Bürger muss wissen, wie er bei sich zu Hause den Einbruchschutz verbessern kann. Dazu dienen auch die Kampagnen „Wachsamer Nachbar“ (Niedersachsen) oder die bundesweite Aktion „K-Einbruch“. Der erste Griff, wenn man in sein Auto steigt, ist der zum Gurt. Und genau so selbstverständlich wie das Anschnallen eine individuelle präventive Maßnahme im Straßenverkehr ist, müssen auch einige wenige Handgriffe, wie das sichere Abschließen der der Haus- oder Wohnungstür oder das Schließen der Fenster beim Verlassen des Hauses sein, selbst wenn man nur kurz etwas Einkaufen gehen möchte. Eine erfolgreiche Prävention funktioniert nur als ein ganzheitlicher Ansatz auf Ebene der Bürgerinnen und Bürger als Mieter oder Eigentümer, Wohnungsbauunternehmern sowie kommunalen Verantwortungsträgern.

Der Schutz vor Wohnungseinbrüchen bleibt eine Aufgabe, bei der die gesamte Gesellschaft gefordert ist, auf einander zu achten und wachsam zu sein! Das sind wir insbesondere den Opfern schuldig.“

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