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Editorial 26. Juni 2017

Mitten im digitalen Wandel

Die Auswirkungen der Digitalisierung, die immer mehr Bereiche der Wirtschaft erfasst, beherrschen in diesem Jahr nach wie vor fast alle technischen und wirtschaftlichen Themen.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.
Andreas Albrecht, Chefredakteur.

Umso erstaunlicher sind daher die Ergebnisse der aktuellen Studie „Monitoring-Report Wirtschaft Digital“ im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi), deren Ergebnisse auf dem „Digital-Gipfel“ in Ludwigshafen Mitte Juni 2017 vorgestellt wurden. Von 1.000 befragten Unternehmen beschäftigen sich demnach viele noch gar nicht mit diesem Thema. Jede dritte Firma halte die Digitalisierung des eigenen Betriebs schlicht für nicht notwendig. Im Mittelstand sei es jede fünfte, unter Großunternehmen jede zehnte. Vor diesem Hintergrund forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Ludwigshafen eindringlich dazu auf, das Thema nicht länger zu ignorieren. Wenn sich der Mittelstand der Digitalisierung nicht stelle, würden nur wenige Großunternehmen die sich bietenden Chancen ergreifen und vom wirtschaftlichen und technologischen Wandel profitieren.

Die Möglichkeiten und Chancen, aber auch die Risiken der Digitalisierung waren natürlich auch ein Thema des 11. PROTECTOR & WIK Forums Zutrittskontrolle. Die Ergebnisse der BMWi-Studie bestätigten sich hier allerdings nicht. Sowohl die Diskussionen in den Foren, als auch viele Fachbeiträge in dieser Ausgabe zeigen deutlich, dass die Digitalisierung längst in der Zutrittskontrollbranche angekommen ist. So beschäftigen sich etwa viele Artikel mit den durch die Digitalisierung ausgelösten Trends, etwa der wachsenden Bedeutung von IT-Know-how in der Sicherheitstechnik, der Vernetzung von Zutrittskontrolle und Videoüberwachung, und mit der Integration von Einzellösungen in branchenübergreifende Komplettsysteme.

Auch die Diskussion im Forum machte schnell deutlich, dass sich die Teilnehmer einerseits der Bedeutung des digitalen Wandels allgemein sowie den Risiken und Chancen speziell in der Zutrittskontrollbranche vollkommen bewusst waren. Was mögliche Gefahren betrifft, herrschte etwa Einigkeit in der Runde, dass Bedrohungen nicht aus einer Richtung erwartet werden können, sondern vielschichtig sind, um die sich Hersteller, Errichter, Systemintegratoren und Nutzer gleichermaßen kümmern müssen. So sind die Hersteller bei der Systemsicherheit und der sicheren Kommunikation zwischen den einzelnen Komponenten von der Karte bis zum Controller gefordert. Errichter kommen nicht mehr daran vorbei, sich IT-Know-how anzueignen, und wenn Endkunden unsichere Passwörter nutzen oder, wie im Fall des Cyberangriffs „Wanna Cry“ Mitte Mai, lange Zeit keine Updates mehr durchführen, helfen auf der IT-Seite auch die besten Sicherheitsvorkehrungen nicht mehr viel.

Die Auswirkungen der Digitalisierung und die zunehmende Bedeutung von Software waren aber bei weitem nicht das einzige Thema des zweitägigen Forums. Leidenschaftlich diskutiert wurde auch über die weiter wachsende Bedeutung von Software, die sinnvolle Verbindung mechanischer, mechatronischer, elektronischer und digitaler Komponenten sowie über den Mehrwert umfassender Beratungs- und komfortabler Bedienkonzepte.

Andreas Albrecht

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