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Wolters Kluwer 20. Dezember 2011

Proaktives Risikomanagement für Finanzinstitute

Finanzinstitute mussten sich im vergangenen Jahr auf zahlreiche regulatorische Veränderungen einstellen. Und laut der Risiko- und Compliance-Experten von Wolters Kluwer Financial Services werden drei Namen auch im kommenden Jahr besonders viel Aufmerksamkeit erfahren: Dodd-Frank, Basel III und Solvency II.

Die Frankfurter Skyline der Geldinstitute.
Die Frankfurter Skyline der Geldinstitute.

Die US-Aufsichts-behörden und die Bankenindustrie legen hier ein besonderes Augenmerk auf das Dodd-Frank-Gesetz (Dodd-Frank Act). Während die bereits veröffentlichten Regelungen immer wieder modifiziert werden, wird die endgültige Einführung der neuen Meldepflichten in den kommenden Monaten erwartet. Derweil warten Versicherer weltweit gespannt darauf, inwieweit Solvency II und dessen Nachlaufeffekte Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeiten haben.

Veränderung der Meldepflichten

Gleichzeitig müssen international tätige Finanzinstitute sich damit vertraut machen, wie Basel III sich auf die Aufsichtsbehörden der verschiedenen Länder und deren Rechtsordnungen auswirkt. Und während Banken und Versicherungen sich an die Veränderungen der Risikoüberwachung und Meldepflichten gewöhnen und sich mit den anhaltenden Auswirkungen der Finanzkrise auseinandersetzen, kommt noch eine weitere Herausforderung hinzu: Unternehmen müssen ihr Risikomanagement und ihre Meldepflichten auch intern umfassender aufstellen.

Worauf sollten Firmen sich 2012 also fokussieren? Zu den Experten von Wolters Kluwer Financial Services gehört auch Hans-Willi Hüsch, Program Manager und Experte für Risikomanagement sowie Compliance, der folgende Einschätzung gibt:

„Die deutsche und gesamteuropäische Finanzdienstleistungsindustrie stand in diesem Jahr zweifellos im Zeichen der europäischen Schuldenkrise. Da nach wie vor kein Konsens zwischen den Staatsoberhäuptern der führenden Wirtschaftsmächte und den EU-Aufsichtsbehörden besteht, sehen sich Finanzinstitute in der gesamten EU neuen systemischen Risiken ausgesetzt. Derzeit benötigen Banken weitaus mehr Kernkapital. Allerdings scheint der Markt nicht ausreichend Investoren anziehen zu können. Zwar werden bereits einige Mechanismen für verstärkte Finanzstabilität diskutiert. Trotzdem bedarf es noch sehr viel Arbeit. Bislang kann niemand genau vorhersagen, welche Auswirkungen all dies haben wird – ein Thema mit dem sich die Branche ohne Frage auch 2012 befassen wird, während wir eine 'sanfte Landung' des Euro-Systems erwarten.

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Basel III und regelmäßige Risikoanalysen

Ein Schwerpunktthema im nächsten Jahr ist weiterhin Basel III. Anfang 2011 verlief der Einführungsprozess des neuen Regelwerks sehr gut. Einige Teile von Basel III, die als Reaktion auf die Finanzkrise im Jahr 2008 erarbeitet wurden (zum Beispiel höhere Kapitalanforderungen für Handelsbuchpositionen oder ein neues Bonussystem) konnten rechtzeitig von der Bafin eingeführt werden.

Zudem rückten Diskussionen um den abgeänderten Paragraf 25 des Kreditwesengesetzes in den Fokus, der unter anderem besagt, dass Banken umfassende und regelmäßige Risikoanalysen durchführen und deren Ergebnisse nachweisen müssen. Inzwischen haben die Banken ihr Risikomanagement angezogen und den neuen Mindestanforderungen an das Risikomanagement unter Marisk angepasst. Außerdem sehen die Aufsichtsbehörden einen neuen nachdrücklicheren Ansatz vor, um betrügerischen Handlungen oder Beeinträchtigungen des Anlegerschutzes besser vorzubeugen.

Anpassung der neuen Regelungen

Im neuen Jahr wird voraussichtlich eine Frage die Finanzdienstleistungsbranche besonders beschäftigen: 'Wie können wir das Vertrauen in die Finanzmärkte zurückgewinnen?' Während wir auf einen Konsens über die sanfte Landung des Euro-Systems warten, sorgen sich viele Banken über zusätzliche Risken einer möglichen Rezession, dass sie eventuell intern umstrukturieren müssen und ob ihre Fundingstrategie stark genug ist.

Gleichzeitig wird das Basel-III-Regelwerk in seiner finalen Implementierung mit großer Wahrscheinlichkeit seine 'Feuertaufe' mitten in der Krise bestehen müssen. Dass 2012 ein interessantes Jahr für die Banken sein wird ist klar. Nicht nur werden wir sehen wie tiefgehend die Finanzkrise sich auf die deutsche Finanzindustrie ausgewirkt hat, sondern auch, inwiefern neue Regelungen eventuell noch einmal angepasst werden müssen.“

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