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W&S Coach 25. Februar 2013

Kriminelle Handlungen aufdecken

Durch wirtschaftskriminelle Straftaten entsteht deutschen Unternehmen jährlich ein Schaden von mindestens sechs Milliarden Euro. Die Frage, ob ein Unternehmen externe Hilfe bei der Aufklärung von kriminellen Handlungen in Anspruch nimmt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Steffen Salvenmoser
Steffen Salvenmoser

Häufig wollen Firmen, dass etwa Korruptionsfälle nicht öffentlich bekannt werden, und entschließen sich zu „einer stillen Erledigung“, also ohne Polizei und Staatsanwaltschaft und nur mittels einer internen Untersuchung. Sind Fälle öffentlich geworden, kann es im Sinne der Schadensaufklärung, Transparenz und der Imagestärkung, sinnvoll sein, einen Wirtschaftsprüfer zu engagieren. Auch Wirtschaftlichkeitserwägungen spielen oft eine Rolle, also ob der Aufwand der Aufklärung nicht den eigentlichen Schaden übersteigt, wobei es durchaus Situationen gibt, in denen die Aufklärung unabhängig vom Schaden im Vordergrund steht. Dabei sind sich die Unternehmen krimineller Risiken durch Mitarbeiter bewusster als noch vor einigen Jahren.

Im Mittelpunkt einer kriminellen Handlung in einem Unternehmen steht in der Regel immer ein wirtschaftlicher Schaden, der schlimmstenfalls auch einen Imageverlust in der öffentlichen Wahrnehmung miteinschließen kann. Die häufigsten Anfragen bei PwC beziehen sich auf mutmaßliche Korruptionsfälle, bei denen ein Unternehmen den Verdacht hat, ein Mitarbeiter hat sich entweder bestechen lassen oder ist selbst aktiv geworden und hat Mitarbeiter anderer Firmen bestochen.

Weitergabe von Daten

Auch die illegale Weitergabe von vertraulichen Daten oder die Mitnahme solcher durch ausgeschiedene Mitarbeiter sind keine seltenen Fälle. Gerade hierbei zeigen sich Fluch und Segen modernster Kommunikationstechnik, denn wo früher physische Daten im Sinne von Ordnern verschwanden, sind es heute nahezu nur digitale Kopien, die angefertigt werden. Hier können oft nur andere Ereignisse helfen, den Diebstahl überhaupt als solchen festzustellen, etwa wann nach Weggang eines Mitarbeiters ein anderes Unternehmen plötzlich gezielt Kunden der alten Firma anschreibt. Hieraus lässt sich dann ein potenzieller Verdächtiger ermitteln.

Die Mitarbeiter eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens kommen den Tätern dabei durch die akribische Prüfung von Unterlagen auf die Spur. Hier geht es darum, die Vorgänge zu analysieren und mögliche Ungereimtheiten aufzufinden, wobei im Rahmen einer Untersuchung auch Personen befragt werden. Digitalen Spuren unter Beachtung der aktuellen Rechtslage (Datenschutz) nachzugehen (IT-Forensik), ist ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt

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Jede Prüfung ist individuell und verlangt die entsprechenden Ressourcen an Zeit und Mitarbeitern. Kleine Fälle können etwa rasch von ein bis zwei Kollegen bearbeitet werden, an anderen sitzen über 20 Mitarbeiter über Jahre hinweg an der Aufarbeitung. Die Auftraggeber wollen in der Regel nicht nur den oder die Schuldigen finden, sondern auch wissen, wo etwaige Regeln oder Sicherheitsmaßnahmen versagt haben und wie sich solche Lücken schließen lassen könnten. Untersuchungen zufolge waren in der Vergangenheit bei 37 Prozent aller wirtschaftskriminellen Delikte mangelnde interne Kontrollen die Ursache.

Teamarbeit gefragt

Für ein erfolgreiches Arbeiten nutzt das Wirtschaftsprüfungs-unternehmen Mitarbeiter mit verschiedenen Fachkenntnissen. Darunter sind naturgemäß Wirtschaftsprüfer oder solche mit betriebswirtschaftlichen Abschlüssen, aber auch Kollegen mit juristischer Ausbildung, insbesondere im Wirtschaftsrecht, und schließlich auch Kollegen mit einem technischen Hintergrund, die sich mit allen Aspekten der digitalen Spurensuche auskennen.

Wichtig ist, dass alle Mitarbeiter sich als Team begreifen und die interne Kommunikation zwischen den einzelnen Experten der verschiedenen Fachgebiete funktioniert. Das kriminalistische Gespür wird dabei in Lehrgängen und Seminaren geweckt beziehungsweise vermittelt, wobei auch umgekehrt Mitarbeiter des Unternehmens Vorträge bei Polizeidienstbehörden oder in Unternehmen halten und somit sicherstellen, dass ein kontinuierlicher Austausch von Expertenwissen stattfindet.

Steffen Salvenmoser, Partner in der Abteilung Forensic Services von Pricewaterhousecoopers PwC

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