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Öffentliche Sicherheit 19. Oktober 2023

Wird die Polizeiarbeit künftig robotisiert?

Aufgrund des Personalmangels auch bei der Polizei gibt es in verschiedenen Ländern bereits Polizeiroboter. Eine Lösung auch für Deutschland?

Werden künftig Polizeiroboter ihren menschlichen Kollegen ersetzen? Wird die Polizeiarbeit robotisiert?
Werden künftig Polizeiroboter ihren menschlichen Kollegen ersetzen? Wird die Polizeiarbeit robotisiert?

Uniformierte Polizisten im öffentlichen Raum sind ein alltäglicher Anblick und Grundlage jeder ernsthaften Sicherheitsstrategie. Dabei kämpfen die Sicherheitsbehörden bundesweit jedoch seit Jahren mit dem Rückgang der Bewerberzahlen. Gleichzeitig verspricht die Politik immer wieder eine weitere Aufstockung des Personals, vor allem um die Präsenz im analogen, aber auch digitalen Raum zu erhöhen.

Andere Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen und vieles deutet darauf hin, dass eine nicht unkritische Lösung in der Automatisierung und Robotisierung der Polizeiarbeit gesucht wird. Das NYPD hat angekündigt, 2023 verstärkt auf Polizeiroboter zu setzen, die mit den Bürgern kommunizieren und die öffentliche Polizeipräsenz erhöhen sollen. Der Stadtrat von San Francisco ging im November 2022 noch einen Schritt weiter und sah den Einsatz tödlicher Gewalt durch Polizeiroboter vor, was erst nach Protesten revidiert wurde. Bereits seit 2017 werden in Dubai Polizeiroboter unter anderem zur Kommunikation mit den Bürgern eingesetzt, und seit 2023 patrouilliert ein Polizeiroboter auf dem Flughafen von Singapur. China plant Presseberichten zufolge ab 2025 mit KI ausgestattete Polizeiroboter in Städten landesweit einzusetzen. Auch an Deutschland ist die Entwicklung nicht vorbeigegangen, so gibt es bei den Polizeien der Länder BW und NRW Modellprojekte zum Einsatz des Roboterhundes Spot.

Vorteile der Robotisierung

Das globale Interesse der Sicherheitsbehörden an der Robotisierung ist zunächst verständlich. Roboter können nicht krank werden, kennen keinen Urlaub, sind nicht korrumpierbar, neue Fähigkeiten können durch Updates nachgerüstet werden, sie können in kritischen Situationen ohne Gefährdung menschlicher Einsatzkräfte eingesetzt werden, und selbst die Fixkosten sind kalkulierbar. Auch wenn die technische Entwicklung heute noch nicht ausgereift erscheint, ist der Trend klar absehbar: Die Durchbrüche im Bereich der sprachverstehenden KI in Kombination mit der Robotik machen es möglich. Die KI-Forscherin Bast wird sogar mit den Worten zitiert: „Die Menschheit ist dabei, eine intelligentere Spezies zu schaffen“ als sich selbst.

Die Einsatzmöglichkeiten auch für die Polizei scheinen grenzenlos und gehen weit über die bisherige Nutzung zur Datenauswertung hinaus. Autonom fahrende Taxis sind in den USA längst keine Utopie mehr, sondern in Städten wie San Francisco für den Straßenverkehr zugelassen. Gleichzeitig ist bekannt, dass allein die vermutete Polizeipräsenz, etwa durch Attrappen, zu weniger Geschwindigkeitsübertretungen führen kann. Wie lange wird es da noch dauern, bis es die ersten autonom fahrenden Polizeiautos gibt, um Polizeipräsenz zu erhöhen und damit auch den Personalmangel auszugleichen?

Anzeige

Oder eine KI wird beispielsweise über Bodycam und Headset mit menschlichen Einsatzkräften verbunden, analysiert die Situationen einsatztaktisch und rechtlich, gibt dann über Headset Hinweise, und die Einsatzkraft handelt entsprechend. Gleichzeitig wird das Einsatzprotokoll und Anzeigen bereits von der KI erstellt, und der Polizist muss nur noch unterschreiben. Alles nicht mehr undenkbar und wahrscheinlich auch nicht mehr weit entfernt.

Super-Recogniser prägen sich jedes Gesicht ein –und finden so, oft in Polizeidiensten, gesuchte Personen.
Super-Recogniser in Polizeidiensten
Super-Recogniser prägen sich jedes Gesicht ein –und finden so, oft in Polizeidiensten, gesuchte Personen. Auch ein Modell für die Sicherheitswirtschaft?

Digitale Polizeiarbeit

Die digitale Polizeiarbeit steht im digitalen Raum vor allem vor dem Problem des grenzenlosen Raumes und der damit verbundenen massiven Anzahl an sichtbaren Normverletzungen. Ein Resultat ist, dass kaum Konzepte wie digitale Streifen oder auch nur ernsthaft aktive Formen der Kommunikation mit den Nutzern im deutschsprachigen Internet verfolgt werden. Dies zeigt sich beispielhaft an den Online-Wachen, die gerade keine direkten Interaktionen mit der Polizei vorsehen, sie sind eher digitale Briefkästen, in denen Anzeigen eingeworfen werden. Gerade hier könnte in Zukunft eine polizeiliche Sprach-KI helfen. Was bei der analogen Wache der menschliche Polizist ist, könnte den digitalen Wachen Sprach KIs sein. Die durch das Anzeigeverfahren führen und damit auch sprachliche und funktionale Barrieren – wie bei einer Kinderonlinewache - abbauen helfen. Jüngst hat ein interdisziplinäres Forschungsteam Sprachroboter erfolgreich als Kinder getarnt und mit Sexualtätern interagieren lassen, um das Kommunikationsverhalten bei Cybergrooming zu untersuchen. Warum sollte es der Polizei in Zukunft nicht möglich sein, auf ähnliche Mechanismen zurückzugreifen, um der Globalität und Masse des digitalen Raums zu begegnen?

Wie auch immer die Evolution der KI weitergeht und ob sie ihre Kinderkrankheiten wie erfundene Fakten überwinden kann, die Büchse der Pandora ist geöffnet, nun müssen auch die Sicherheitsbehörden sehen, wie sie diese Entwicklung aktiv begleiten und steuern können.

Hier noch weiterführende Literatur:

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