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Wertvolles Instrument

Die Anforderungen an die Absicherung von Lieferketten steigen auch in Industrie und Versandhandel weiter. Videokameras sind hier zwar schon lange im Einsatz, aber nur selten wird ihr volles Potenzial ausgeschöpft: Videodaten sind gut; verknüpft mit Prozessdaten ist ihr Nutzen erheblich größer.

Detail-Daten werden meist aus engen Bildausschnitten generiert. Hier werden Scan- und Barcodedaten verknüpft und dienen später als Suchkriterium.
Detail-Daten werden meist aus engen Bildausschnitten generiert. Hier werden Scan- und Barcodedaten verknüpft und dienen später als Suchkriterium.

Solche Informationspakete dienen als Beleg in der Kunden-kommunikation, helfen bei der Klärung von Unregelmäßigkeiten und unterstützten die Verbesserung von Abläufen. Im Optimalfall dient eine Videosicher-heitslösung der Prävention, also der Behebung eines Fehlers in einer akuten Situation, der Dokumentation und schließlich der Analyse. Die Prävention, und somit der gesamte Sicherheitsprozess, wird mit Hilfe dieser Informationen kontinuierlich optimiert. Die einzelnen Phasen können mit intelligenter Videotechnik effizient und prozessunterstützend gestaltet werden.

Beispiel Kommissionierungen und Verpackung: Detail-Daten werden meist aus engen Bildausschnitten, allgemeine Informationen aus übergreifenden Bereichen generiert. Konkret werden die Arbeitsplätze mit Tischkameras ausgestattet, die den Verpackungsvorgang von oben aufzeichnen. Hochauflösende IP-Kameras lassen jedes Detail erkennen, trotzdem bleiben die Datenmengen handhabbar. Übersichtskameras sichern den umgebenden Raum und die Transportwege. Sie bilden den größeren Zusammenhang wie zum Beispiel Zu- und Abgänge der Ware ab.

Bilder aufzeichnen

Die Videobilder werden auf Videorecordern aufgezeichnet. Je nach Anspruch an Geschwindigkeit, Funktionalitäten, Speicherkapazität können hier beispielsweise Systeme von Geutebrück zum Einsatz kommen, die offen angelegt sind und verschiedene Schnittstellen zur Datenübergabe bieten. So können Daten aus dem Warenmanagementsystem übers Netzwerk mit einer Schnittstelle ins Videosystem fließen. Häufig werden Scanner auch direkt angebunden. Die Datenübergabe erfolgt dabei in Echtzeit. Die Daten stehen damit unmittelbar für Recherchen zur Verfügung.

Jede Datenübergabe kann als Suchkriterium für eine Recherche in der kundenspezifisch einstellbaren Benutzeroberfläche genutzt werden. Meist ist dies beim Wareneingang, der Wareneingangskontrolle, der Kommissionierung, der Verpackung und beim Warenausgang, also dort, wo eine Scannung erfolgt. Die Recherche ist denkbar einfach. Bei Eingabe des Barcodes in der Suchmaske listet die Software alle zugehörigen Scans auf. Da bekannt ist, an welchen Orten sich die Ware zum Zeitpunkt des Scans befand, können die zugehörigen Kameras aufgeschaltet werden. Vom gewählten Scanpunkt aus lassen sich die Bearbeitungsschritte, wie Verpackung oder Transport, einfach visuell weiterverfolgen. Mit der Funktion „Template Walker“ kann man sogar bequem zwischen den einzelnen Szenen hin- und herwandern. Zu diesem Zweck werden die Szenen entsprechend der räumlichen Anordnung der Kameras miteinander verknüpft. Die Navigation wird dadurch erheblich vereinfacht.

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Gerichtsverwertbar

Das Bildmaterial dokumentiert beispielsweise Anzahl, Zustand und Verpackung der Ware und kann bei Bedarf als Einzelbild oder auch Bildsequenz exportiert werden. Es ist manipulationssicher und kann als Nachweis zur Klärung von Unregelmäßigkeiten eingesetzt werden. Die Gerichtsverwertbarkeit des Materials ist anerkannt.

Es macht aber durchaus Sinn, den Vorgang nun nicht zwangsläufig als erledigt zu betrachten, sondern ihn zu analysieren. Häufen sich hier Fehler? Warum? Was kann man verbessern? Teilweise wird das Bild- und gegebenenfalls Tonmaterial auch für Schulungen eingesetzt. So wächst Videosicherheit aus der klassischen Aufgabenstellung heraus und wird zum hilfreichen Werkzeug für die Prozessoptimierung.

Einsatz im Außengelände

Ganz nach Bedarf deckt das Videosystem weitere Aspekte und Bereiche ab. Dies kann entweder von Anfang an so geplant oder später erweitert werden. Insbesondere Lagerbereiche mit hochwertiger Ware werden häufig durch Video gesichert, ebenso die Außenhaut des Gebäudes und das Betriebsgelände. Bei Betreten des Geländes werden Fahrzeugbewegungen durch Nummernschilderkennung (Number Plate Recognition, NPR) automatisch erfasst, verwaltet und verfolgt. So nutzt beispielsweise die Gerolsteiner Brunnen GmbH den Moment der Zufahrt jedes LKW, um den Verladeprozess zu beschleunigen. Das LKW-Kennzeichen schickt man umgehend an die Kommissionierstelle, wo die Ware bereitgestellt wird. Die Wartezeiten der LKW werden dadurch verkürzt, der Umschlag pro Verladestelle erhöht. Obendrein dient die Dokumentation der Verladung der Klärung des Haftungsübergangs an den Transporteur.

Bekannter Versender

Der Nachverfolgbarkeit der Bewegungen auf dem Betriebsgelände kommt ab 2013 eine noch viel höhere Bedeutung zu als bisher. Will ein Logistikunternehmen beispielsweise im Rahmen der „sicheren Lieferkette“ als „Bekannter Versender“ anerkannt werden, muss es sich hierfür zertifizieren lassen. Voraussetzung sind unter anderem hohe Sicherheitsstandards, bei denen Video eine große Rolle spielt. Die gerade erwähnte NPR ermöglicht in Verbindung mit dem neuen Vehicleaccessmanager eine erweiterte Zufahrtsteuerung, Dokumentation und effiziente Recherche. Der Manager dokumentiert sämtliche Fahrzeugbewegungen auf dem Betriebsgelände und gibt jederzeit Antwort auf die Frage: „Wer ist wann wo?“ Sicherheitsstandards, zum Beispiel im Rahmen der sicheren Lieferkette, werden effizient erhöht, operative Prozesse unterstützt.

Umfangreiche Recherchefunktionen ermöglichen ein einfaches Erstellen von Reports und Listen zur Weiterverarbeitung. Die Kennzeichen werden Vorgängen zugeordnet, die neben Fahrzeugen auch Fahrer und Firmen beinhalten können und kategorisiert werden (zum Beispiel Mitarbeiter, Besucher, Zulieferer). Eine detaillierte Berechtigungsliste erlaubt auch zeitliche und örtliche Beschränkungen und bildet so logistische Prozesse bei der Zufahrtssteuerung ab.

Die dargestellten Möglichkeiten sollten auch mit dem Betriebsrat abgestimmt werden. Oft genug versteht er Videosicherheit ebenfalls als Instrument der Prozessoptimierung, manchmal betrachtet er sie jedoch mit Argwohn. Doch die Rechte der Mitarbeiter werden gleich mehrfach geschützt: „Privatzonen“ können per Software maskiert werden und sind auf den Kamerabildern nicht erkennbar. Der Zugriff auf Bilddaten und die Exportfunktionen können mit einem Vier-Augen-Passwort geschützt werden. Die Technik bietet viele hilfreiche Funktionen und effiziente Werkzeuge. Sorgfältig ausgewählt, tragen diese letztlich zur Akzeptanz der Videolösung bei allen Beteiligten bei.

Norbert Herzer, Logistic Solutions, Geutebrück GmbH

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