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Synergien und Verschmelzung

Teil 2

Die Vorteile liegen auf der Hand, findet auch Dietmar Vetten von GST: „Die Nutzer, die heute schon online und offline elegant kombinieren, haben verstanden, dass man hier viel Aufwand an der Tür sparen kann. Es ist tatsächlich so, dass man häufig keine Verkabelung braucht, und die Kunden sie auch nicht wünschen. Paradebeispiel sind Brandschutztüren, wo ein Umbau unter Umständen teurer kommt als die Zutrittskontrolle selbst. Dies fällt durch die Offline-Komponenten weg, die mittlerweile auch entweder per Funk oder zumindest über die Karte vernetzt sind.“

Für Andreas Furtmeier von FSB ist die Vernetzung eine logische Konsequenz der Anforderungen: „Die Technik an der Tür wird zunehmend komplexer und individueller, weil dort immer mehr verlangt wird und sich die Anforderungen – je nach Nutzungskontext – unterscheiden. Intelligentes Zutrittsmanagement mit stetig wechselnden Profilen sowie die Überwachung der Tür sind hierbei wichtige Parameter für vernetzte Konzepte. Zudem möchte heute niemand mehr verkabeln. Es gilt, Planung und Budgets schlank halten.“

Vereinte Gewerke

In manchen Punkten ist schon angeklungen, dass von Kundenseite nicht nur ein möglichst einheitlich zu administrierendes Zutrittssystem gewünscht wird, das je nach Bedarf auch mechatronische Komponenten einschließt, sondern dass auch die Effizienz und die Optimierung von Abläufen immer häufiger im Vordergrund stehen. Hierzu werden Zutrittsprodukte oft mit anderen Gewerken kombiniert.

Dies erlebt auch Rainer Füess von Tisoware häufig: „Wir bieten als Generalunternehmer die Lösungen an, die der Kunde sich wünscht. Das ist natürlich meistens ein Mix aus online und offline als vernetzte Lösungen. Aber auch darüber hinaus gehende Themen im Bereich Sicherheit und Zutrittskontrolle werden immer wichtiger: Besuchermanagement, Ausweismanagement, Integration in gemeinsame Plattformen, in denen man nur einmal die Stammdaten pflegen muss. Auch das Thema Videoüberwachung spielt immer häufiger mit hinein.“

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Dirk Schiller von Genetec plädiert auch für einheitliche Lösungen: „Der Kunde fordert heute, möglichst viele Gewerke gemeinsam verwalten und auf einfache Weise bedienen zu können. Das geht von der klassischen Videoüberwachung, über die Zutrittskontrolle und Kennzeichenerkennung bis hin zu Alarmsystemen aus den Bereichen Brand und Einbruch. Wir als Softwareunternehmen treiben dies aktiv voran und bieten mit dem Genetec Security Center eine übergeordnete Softwareplattform, welche für den Anwender die einzelnen Gewerke einfach und flexibel zusammenführt.“

Johann Notbauer, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung und Konzernbereichsleiter Marktinnovation und Technologie, Evva Sicherheitstechnolgie GmbH
Gerhard Haas, Bereichsleiter Datentechnik, phg Peter Hengstler GmbH + Co. KG
Wilfried Joswig, Geschäftsführer, VfS – Verband für Sicherheitstechnik e.V.
Volker Kraiss, Moderator des Forums

Heiko Melzer sieht auch verstärkt ein Verschmelzen der Anwendungen: „Die Komponenten und Systeme haben sich heute dahingehend verändert, dass sie viel integrativer genutzt werden. Sei es, indem man Videotechnik und Einbruchmeldeanlagen einbindet, oder nur in der Form, dass die Schlosstechnik an der Tür in der Software mit verwaltet wird. Die Praxis zeigt aktuell aber leider, dass dies nicht immer so reibungslos läuft, wie sich das die Endanwender wünschen würden.“

Gunda Cassens-Röhrig ergänzt: „Es werden immer mehr Gesamtlösungen im Rahmen der Security interessant. Diese binden auch Einbruchmeldeanlage, Videokameras und Brandmeldesysteme ein. Der Kunde möchte zudem Aufgaben der Besucherverwaltung in sein System integrieren. Auch deshalb denken wird, dass der Markt im Moment eher wächst.“

Smartisierung

Das damit noch nicht das Ende des Zusammenwachsens erreicht ist, zeigt die Entwicklung im Bereich der Smartphone-Lösungen, die auch auf die Zutrittskontrolle abzielen. Florian Lasch von Abus Seccor empfiehlt den Blick auf Sparten jenseits des Tellerrands: „Schauen wir uns einmal den Markt der Smart-Home-Security-Lösungen an. Hier setzt der Kunde auf Komfort, der durch die Verknüpfung des Systeme erzielt wird. Man möchte nachhause kommen und weder einen Schlüssel aus der Hosentasche ziehen müssen noch sonst etwas tun müssen, um in die Wohnung zu kommen. Das lässt sich auch realisieren, etwa mit Videoverifikation an der Türsprechstelle oder über eine Kamera, die an der Tür angebracht ist. Wir der rechtmäßige Nutzer erkannt, öffnet sich die Tür. Eine starke Triebfeder kommt hier aus der Technologie. Man muss sich fragen, wie man andere Produkte, die es heute schon an der Tür gibt, mit einbeziehen kann. So eine Verifikation per Video bringt auch mehr Sicherheit, denn man kann prüfen, ob die die Person, die die Karte benutzt, auch die tatsächlich berechtigte Person ist.“

Auch abseits der Lösungen für Heimanwender könnte sich eine smarte Verknüpfung schon bald durchsetzen, glaubt Johann Notbauer: „Im professionellen Umfeld kann man diverse andere Lösungen zur Integration nutzen – darunter KNX, Zwave, Zigbee und andere. Aber nicht jeder dieser Vernetzungsstandards ist auch für Zutrittssysteme geeignet. Energieverbrauch bei batteriebetriebenen Systemen, Reichweite bei drahtloser Verbindung und insbesondere auch Security sind kritische Punkte. Aber andererseits darf man nicht vergessen: die Consumerwelt zeigt es im Smart Home vor. Daher spürt man schon Trends, die aus dem privaten Bereich in die Industrie hinüberschwappen. Eine Offenheit für neue Entwicklungen muss daher von vornherein vorgesehen werden.“

Gerhard Haas von PHG sieht das zurückhaltender, aber dennoch nicht abwegig: „Wir erleben in der Zutrittskontrolle, dass der Markt sich vergrößert und die Anwendungsbreite steigt. Das ist auch bedingt durch die Vielfalt der Lösungen. Aber trotz aller Forderungen nach mehr Komfort, glaube ich, das die Anforderungen im professionellen Umfeld nach wie vor in Richtung Sicherheit gehen werden. Das schließt aber weder Offline-Zylinder für den Innenbereich aus noch Smartphone- Systeme aus, bei denen die Sicherheit nicht die erste Rolle spielt. Für alle diese Produkte gibt es heute sinnige Anwendungen.“

Michael Gückel
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