Komplexität erkennen
Eine Voll- Evakuierung ist für ein Krankenhaus dabei stets eine logistische und organisatorische Herausforderung. Letztendlich kann nur ein Theorie/Praxis-Abgleich in Form einer Evakuierungsübung die komplexen Herausforderungen einer schnellen Evakuierung erfahrbar machen und somit auf diese Ausnahmesituation eines Krankenhauses im Sinne eines aktiven Risikomanagements vorbereiten. Die Erprobung der theoretischen Überlegungen sollte nicht nur das Krankenhaus selbst, sondern auch die örtlichen Rettungskräfte (Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei) erfassen. Auch für diese stellt eine Voll-Evakuierung eine bislang – wenn überhaupt – sehr seltene Erfahrung dar.
Zunächst gilt es, Alarmstufen und Alarmierungswege für den Notfall festzulegen und zu testen. Anschließend müssen alle Beteiligten auf die jeweiligen Pläne und Szenarien vorbereitet und praxisnah ge schult werden. Eine solche Planung erfordert, dass die Logistik entsprechend angepasst wird.
In der Evakuierungsübung muss bereits darauf geachtet werden, dass Räume, Personal, Rettungsmittel und Fahrzeuge in der richtigen Menge zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der richtigen Qualität vorhanden sind. Bei der Planung sind Problembereiche wie Flurbreiten und der Umgang mit Krankenhausbetten mit vollem medizinischen Equipment wie bei Intensivpatienten zu berücksichtigen.
Ebenso müssen bei einer Evakuierung die Patientenakten zum Patienten gelegt werden, damit die korrekte Weiterbehandlung sichergestellt wird. Der Gebrauch von Evakuierungsmitteln wie Evakuierungstücher und -stühle muss etwa geübt und die Mitarbeiter müssen entsprechend eingewiesen werden. Ebenso müssen die Evakuierungswege und -stationen sowie die Örtlichkeiten außerhalb der Gefahrenzone bekannt sein und erprobt werden.
Neben dem Vorhandensein von Alarm-, Einsatz- und Evakuierungsplänen sind verschiedene Dinge im Vorfeld einer Voll-Evakuierung essentiell und bei der Planung wie auch der praktischen Ausführung zu berücksichtigen. Zunächst sollte eine eindeutige Führungsstruktur, bestehend aus einer Krankenhauseinsatzleitung (KEL) und nachgeordneten Verantwortlichkeiten (etwa Krankenhaustechnik), installiert worden sein. Generell muss das Verhalten im Brandfall und der Ablauf einer Teil- oder Voll-Evakuierung festgelegt werden.
Dazu gehört die Abstimmung der Kommunikationswege zwischen der Einsatzleitung, der Krankenhauseinsatzleitung, den Krankenhausmitarbeitern und den Brandschutzhelfer. Idealerweise gibt es Schnittstellen zwischen Einsatzleitung und Krankenhaus in Form eines Leitenden Notarztes (LNA), der in Personalunion am Krankenhaus angestellt ist und gleichzeitig als Leitender Notarzt des Kreises tätig ist.
Dazu zählen auch die Zu- und Abfahrten der Rettungsfahrzeuge sowie die Hubschrau-berlandeplätze und der Ort des Abtransports und einer notwendigen Registrierungsstelle, damit es im Ernstfall nicht zu Behinderungen kommt und keine Personen „verloren“ gehen. Ausführliche Nachbesprechungen sowohl der beteiligten Personen als auch der Beobachter decken Verbesserungspotentiale auf, so dass die bisherigen (theoretischen) Überlegungen überarbeitet werden können. Die Evakuierungsübung und die daraus gewonnenen Erkenntnisse stellen die Basis für eine kontinuierliche Verbesserung dar, die beispielsweise in einer Arbeitsgruppe „Brandschutz und Evakuierung“ münden. Die gemachten Erfahrungen im Übungsfall sind nicht erst im Evakuierungsfall essentiell, sondern durch die Sensibilisierung bereits im täglichen Brandschutz im Krankenhaus von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
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