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Sicherheitsausbildung 5. April 2011

Qualifizierte Bildungsträger gesucht

Der Markt der Sicherheitsausbildungen ist mannigfaltig und für Laien schwer durchschaubar. Es gibt etliche Aus-, Fort- und Weiterbildungen, hinzu kommen wenige rechtliche Rahmendaten. Die Eingangsvoraussetzungen in die Tätigkeit der privaten Sicherheit sind niedrig. Gerade hier liegt ein Übel für die teilweise qualitativ minderwertigen Dienstleistungen.

Bei der Ausbildung im Sicherheitsbereich zählt auch die Praxiserfahrung der Lehrer.
Bei der Ausbildung im Sicherheitsbereich zählt auch die Praxiserfahrung der Lehrer.

Deshalb ist es für Interessenten umso wichtiger, seine Karriere in der privaten Sicherheits-dienstleistung zu planen und die richtige Grundlage zu wählen. Dies beginnt mit der Wahl eines qualitativ-hochwertigen Bildungsträgers. Zunächst einmal sollte der Interessierte entscheiden, in welche Richtung er seinen beruflichen Fortgang bestreiten will.

Neben der Grundlagenqualifikation „Unterrichtung Sachkunde“ nach § 34a Gewerbeordnung (GewO), welche primär nur die Tätigkeit in der Museumsaufsicht zulässt und ausschließlich von einer IHK durchgeführt und bescheinigt werden darf, ist die Vorbereitung mit anschließender Prüfung nach § 34a GewO die gängige Grundqualifikation und gesetzlich die einzig vorgegebene Hürde seitens der Legislative. Allgemein anerkannt ist, dass diese Grundausbildung für die heutigen Anforderungen nicht ausreichend ist. Folglich sollte die Sachkunde mit anschließender Prüfung nach § 34a GewO in den besuchten Lehrgängen enthalten sein, jedoch umfassende weiterführende Kenntnisse vermittelt werden.

Kriterien für Qualität

Der Bildungsträger sollte ein Qualitätsmanagementsystem haben und sich als Dienstleister verstehen. Dies kann man auf den ersten Blick nicht erkennen. Ein prüfbares Kriterium ist eine Trägerzulassung nach AZWV (Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung). Dieses Zertifikat sollte man sich zeigen lassen. Die erfolgreiche Prüfung nach AZWV muss jährlich erneuert werden. Hier werden Qualitätsstandards wie zum Beispiel strukturierte Prozessabläufe, ein ausreichender Mitarbeiterpool und moderne Schulungsräume bewertet und überprüft. Die AZWV-Prüfung beinhaltet ähnlich der Zertifizierung nach DIN ISO 9001, ob die qualitätsrelevanten Prozesse beständig verbessert werden.

Eine ordentliche Schule sagt noch nichts über die Qualität der Lehrgänge aus. Ein Anhaltspunkt für die Beurteilung ist im Allgemeinen eine Maßnahmezulassung. Hier wird durch eine anerkannte Prüfgesellschaft, wie zum Beispiel Dekra, DQS, TÜV oder CERT IT der Lehrgang hinsichtlich der Inhalte, der angemessenen Preisgestaltung, der didaktischen und fachlichen Eignung der Dozenten und der Notwendigkeit im Sinne des Arbeitsmarktes geprüft und bescheinigt. Man sollte sich also unbedingt die Maßnahmenummer nennen lassen, die vorhanden sein muss. Somit geht man auch sicher, dass man öffentliche Förderungen nutzen kann, falls man für diese in Frage kommt.

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Wann die Urkunde zertifiziert

Wenn der Lehrgang erfolgreich absolviert wurde, erhält man eine Bescheinigung, ein Zeugnis oder ein Zertifikat. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Bildung im Bereich der Sicherheitsdienstleistung nicht geregelt. Grundsätzlich kann jeder alles ausbilden. Gute Anbieter veröffentlichen wesentliche Elemente des Lehrgangs in Flyern und der vorhandenen Homepage.

Eigentlich kann sich jeder selbst ein Zeugnis unter Nutzung moderner Bürosoftware basteln. Urkunden werden jedoch von potentiellen Arbeitgebern und Kunden anerkannt, wenn gemeinhin unbeeinflussbare Institutionen als Partner und vielleicht auch Wächter über den Lehrgang ihr Logo zur Verwendung frei geben oder besser noch: Die Urkunde selbst ausstellen. So dürfte es keine Anerkennungsprobleme geben, wenn ein Zertifikat einer IHK oder eines Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft (VSW) vorgelegt wird.

Es gibt womöglich keine bessere Reputation für eine Bildungsstätte als die Meinung der Absolventen. Im Zeitalter des Internets, der Foren und Blogs verbreiten sich negative Eindrücke schneller als man es gemeinhin für möglich hält. Ein Hotel kann seine Pforten schließen, wenn die einschlägigen Portale dauerhaft negative Meinungsbekundungen veröffentlichen. Deshalb sollte man nach der Historie und der Dauer der Marktpräsenz eines Bildungsträgers forschen. Schlechte Produkte haben sicherlich nicht lange Bestand auf dem umkämpften Markt.

Die Eignung der Dozenten

Dozenten werden zwar im Rahmen der Maßnahmezulassung auf didaktische und fachliche Eignung geprüft. Einschränkend muss man sagen, dass die Prüfer oftmals nicht eng genug mit der Materie vertraut sind. Am besten macht man sich selbst ein Bild und fragt nach der Erfahrung der Lehrer: Wie viele praktische Erfahrungen konnten diese bereits sammeln? Und wer Personenschutz unterrichtet, muss auch jahrelang im aktiven Personenschutz tätig gewesen sein. Oftmals gibt bereits die Homepage Antworten auf diese Frage. Im detektivischen Bereich gilt diese Aussage jedoch nur eingeschränkt, weil viele Ermittler ihr Gesicht nicht preisgeben wollen, um bei der nächsten Observation nicht Autogramme geben zu müssen.

Kaufen Sie ein Auto, was Sie nicht Probe gefahren haben? Nein? Dann kaufen Sie auch keine Dienstleistung, die Sie nicht kennen. Schauen Sie sich die Schule an. Vielleicht können Sie einen Tag hospitieren und einen Eindruck gewinnen. Wer Ihnen dies verwehrt, hat oftmals etwas zu verbergen.

Es sei noch erwähnt, dass auch ein Preisvergleich in die Meinungsbildung eingeschlossen werden sollte. Was bekommt man für sein Geld? Bieten Mitbewerber ein identisches Produkt günstiger an? Nicht immer sind begleitende Literatur, die Nutzung von Fahrzeugen für Ausbildungszwecke oder ein anerkannter Abschluss das Ergebnis Ihrer Investition. Gute Dozenten möchten gutes Geld verdienen. PKW der Oberklasse sind kostspielig, für eine Personenschutzausbildung jedoch unabdinglich. Und Personal für die optimale Betreuung der Teilnehmer gibt es nicht kostenlos.

Ronny Gehrmann, Lehrgangsentwicklung bei der Sicherheitsakademie Berlin, SAB Bildungsgesellschaft mbH

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