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Intelligente Vernetzung 26. Juni 2012

Über drei Ecken

Teil 2

„Bei allen kurzfristigen Vorteilen, die eine bestimmte Lösung bei der Erstausstattung vielleicht bietet, sollte man auch immer betrachten, wie es Jahre danach aussieht, auch hinsichtlich Wartung und Aktualisierung der Anlage. Dann relativiert sich auch oft ein anfänglicher Spareffekt mit den Folgekosten.“
Joachim Hengstler, Geschäftsführer, PHG Peter Hengstler GmbH + Co. KG

„Die Offline- und die Online-Welt wachsen immer stärker zusammen. Beide Systeme finden auch in den Objekten ihrer Anwendungs-bereiche. Natürlich ist es dabei besonders wichtig, auf die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden einzugehen.“
Thomas Müllner, Vertriebsleiter, Opertis GmbH

„Die Frage ist auch, wie man die Zutritts-berechtigungen verwalten will. Möchte man eine unmittelbar aktualisierte Zutrittskontrolle haben oder ist es mehr oder weniger egal, wann eine Berechtigung geändert wird? Sollen Berechtigungen zeitgesteuert oder in Gruppen möglich sein? Je zeitkritischer und aktueller so etwas geschehen muss, desto mehr spricht für eine Online-Lösung.“
Walter Elsner, Geschäftsführer, PCS Systemtechnik GmbH

Aber auch hier muss es keine Entweder-oder-Entscheidung geben, wie Olaf Ruff schildert: „Ich sehe generell den Ansatz des Sicherheitskonzepts, bei dem es eine Außenhautsicherung gibt, für die sich eine Online-Zutrittskontrolle empfiehlt. Wenn es aber weiter in den Innenbereich des Betriebes geht, wird man den Online-Einsatz eher auf gewisse kritische Bereiche begrenzen – Rechenzentren und andere hochsensible Räume. Jede Türe online abzusichern, wäre schlicht zu teuer, so dass hier Offline-Komponenten eine ideale Ergänzung sind. Offline und online sollten nicht gegeneinander arbeiten, sondern sinnvollerweise miteinander.“

Verschwimmende Grenzen

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Diesem Miteinander der Lösungen in der Praxis kommt eine weitere Entwicklung entgegen, die Michael Unger von Evva in die Runde wirft: „Die Grenzen zwischen Online-Zutrittskontrolle und elektronischen Schließsystemen sind aus meiner Sicht stark im Schwinden. Auf der einen Seite gibt es die Integration von Zutrittskontrollsystemen mit mechatronischen Komponenten, auf der anderen Seite tut sich im Bereich der elektronischen Schließsysteme sehr viel. Das sind schon lange nicht mehr reine Offline-Lösungen, sondern virtuell vernetzte Systeme. Man spricht im Wesentlichen von Hybridsystemen, die zwischen Online und Offline angesiedelt sind und eine sehr breite Anwendungsvielfalt abdecken können.“

Thomas Müllner kann diesen Trend bestätigen: „Ich sehe es ähnlich: Die Offline- und die Online-Welt wachsen immer stärker zusammen. Beide Systeme finden auch in den Objekten ihre Anwendungsbereiche. Natürlich ist es dabei besonders wichtig, auf die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden einzugehen.“ Friedhelm Ulm von Cestronics sieht sogar jegliche Grenzen überwunden: „Wenn wir sagen, die Grenzen verwischen, ist das eigentlich nicht mehr ganz richtig. Es gibt meines Erachtens gar keine Grenzen mehr. Ob man an der Haupteingangstür nun eine konventionell verkabelte Zutrittskontrolle einsetzt und im Innenbereich diverse Offline-Komponenten und vielleicht an der Hintertür noch einen über Funk eingebundene Zylinder – es spielt letztendlich gar keine Rolle, weil das Gesamtkonzept zählt und zu den Bedürfnissen des Kunden passen muss.“

Dennoch gibt es nach wie vor handfeste Unterschiede, wie Axel Schmidt zu Bedenken gibt: „Wir sind jedoch aus Sicht der Investition bei einer Online-Tür heute immer noch mindestens beim Faktor drei im Vergleich zu einer Offline-Tür. Das darf man dem Kunden nie verheimlichen.“ Bei der Entscheidung, welche Lösung sich am besten eignet, kommt es auch auf die Art des Anwenders an, wie Christian Schmitz ergänzt: „Burg-Wächter ist stark auf den Endanwender-Markt fokussiert mit den entsprechenden mechatronischen Produkten und Komponenten; hier gibt es üblicherweise eine Vermischung von intelligenter Elektronik und klassischen mechanischen Komponenten. Im Objektbereich bietet die Mechatronik ebenfalls entscheidende Vorteile. Gerade über die virtuelle Vernetzung erschließen sich sehr viele Anwendungen zu moderaten Preisen, so zum Beispiel die Verknüpfung der Zutrittssteuerung mit Tresorberechtigungen und Videotechnik.“

Keine Pauschallösungen

Oft ergänzen sich die verschiedenen Systeme also und auch Hybridlösungen sind an der Tagesordnung. Das zeigt: Nicht nur der eine goldene Weg kann zum Ziel führen, sondern mehrere. So fasst es auch Ludger Voß von SimonsVoss zusammen: „Entscheidend ist die Frage: Welches Sicherheitsniveau möchte man an den einzelnen Türen erreichen und welche Features sind gefragt? Wenn diese Anforderungen klar sind, ergeben sich in der Regel mehrere Wege, das zu erreichen. Diese Möglichkeiten haben aber auch verschiedene Folgekosten. In der Regel ist es so: Wenn man am Anfang viel investiert, hat man später wenig Folgekosten, wenn man am Anfang wenig investiert, entstehen oft sehr hohe Folgekosten.“

Kosten und Technologie sind auch nicht alles, wenn es um gelungene Projekte geht, wie Hartmut Beckmann von Uhlmann & Zacher abschließend formuliert: „Es ist nicht nur das Produkt, das der Kunde betrachten sollte, sondern auch der Partner, mit dem er das Projekt umsetzt. Denn die Leistungsfähigkeit einer Anlage muss auch individuell umgesetzt werden können. Der Kunde muss bei dem Partner, den er auswählt, vor allem auch ein gutes und sicheres Gefühl haben.“

Michael Gückel

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