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Brandschutz für die Tonne

Graue Tonne, blaue Tonne, gelber Sack – Abfalltrennung ist für viele Verbraucher selbstverständlich. Auch Elektronikschrott, Altreifen oder Matratzen werden wiederverwertet. Die Kehrseite der Medaille: die Brände in Recyclinganlagen sind in den letzten Jahren signifikant angestiegen.

In Kunststoffrecycling-Anlagen kommt eine Brandursache häufig vor: die Selbstentzündung.
In Kunststoffrecycling-Anlagen kommt eine Brandursache häufig vor: die Selbstentzündung.

Dichter, schwarzer Rauch und hohe Flammen sind der Presse immer einen Aufmacher wert – zumal mit einer Gesundheits-gefährdung der Bevölkerung immer zu rechnen ist. Häufig endet so ein Schadenfall für die betroffenen Unternehmen in der Pleite. Geeignete Brandschutz-maßnahmen als Insolvenzprävention und zum Schutz der Anwohner von Recyclingbetrieben sind also angesagt.

Die Brandursachen in diesen Anlagen sind ähnlich wie in anderen Gebäuden: Schäden in der Elektroinstallation, unvorsichtiger Umgang mit offenem Feuer, Brandstiftung. Eine Brandursache kommt allerdings signifikant häufig in Kunststoffrecycling-Anlagen vor: die Selbstentzündung. Die ist kein Hexenwerk, sondern Folge komplexer mikrobiologischer, chemischer und physikalischer Prozesse. Brandschutz für Recycling-Anlagen ist also ein heißes Thema.

Definition der Maßnahmen

Um die geeigneten Brandschutzmaßnahmen zu definieren, ist ein Brandschutzkonzept erforderlich, das individuell für das betreffende Unternehmen erstellt wird. Die VdS-Richtlinien 2517 (Sortierung, Aufbereitung und Lagerung von brennbaren Sekundärrohstoffen - Richtlinien für den Brandschutz) und 2513 (Brandschutztechnische Richtlinien für die Lagerung von Sekundärrohstoffen aus Kunststoff) konkretisieren die Brandschutzanforderungen und –maßnahmen für Industrie und Betriebe aus Sicht der Industrie-Feuerversicherung. Für Kunststoffrecyclinganlagen ist die Musterrichtlinie über den Brandschutz bei der Lagerung von Sekundärstoffen aus Kunststoff (Muster-Kunststofflager-Richtlinie – MKLR) zu beachten.

Das Brandschutzkonzept definiert die vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzmaßnahmen. Bei den vorbeugenden Maßnahmen nimmt die Brandmeldeanlage (BMA) als anlagentechnische Komponente eine wichtige Rolle ein. Über sie ist eine frühzeitige Detektion des Brandes sichergestellt. Die BMA warnt anwesendes Personal im Gebäude, alarmiert die Feuerwehr, steuert eine vorhandene stationäre Löschanlage an und löst Brandfallsteuerungen, zum Beispiel RWA-Anlagen, aus.

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Linienförmige Rauchmelder

Was hier mit „frühzeitiger Detektion“ leicht daher gesagt ist, stellt sich in der Praxis als eine äußerst schwierige Aufgabe heraus. Die Umgebungsbedingungen für Brandmelder sind in Recyclinganlagen äußerst schwierig. Relativ problemlos können Wärmemelder eingesetzt werden. Sie haben allerdings den Nachteil, dass sie einen Brand erst relativ spät entdecken. Rauchmelder sind also erste Wahl in diesem Umfeld. Nur stoßen punktförmige Rauchmelder an ihre Grenzen. Bedingt durch eine Vielzahl von Störgrößen in den Objekten sind Täuschungsalarme vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass in Recyclinganlagen Gase auftreten, die die Elektronik der Melder schädigen. Dieses Problem tritt auch bei Ansaugrauchmeldern auf. Bei ihnen ist zudem die Installation aufwändig und im Betrieb müssen die Ansaugleitungen mit Druckluft ausgeblasen werden. Hinzu kommen die Kosten für Serviceeinsätze außerhalb der turnusmäßigen Wartungsintervalle.

Ideal für Recyclinganlagen sind deshalb linienförmige Rauchmelder nach dem Durchlichtprinzip. Sie funktionieren nach folgendem Prinzip: An zwei gegenüberliegenden Wänden angebracht, überwacht der linienförmige Rauchmelder den Luftraum auf seiner gesamten Länge – die bis zu 100 Meter betragen kann. Freie Sicht ist Voraussetzung. Der linienförmige Rauchmelder spricht sowohl auf Rauch als auch auf Wärme, das heißt konkret auf das Flimmern der Luft, an. Für den praxisgerechten Einbau stehen Sender/Reflektor- und Sender/Empfänger-Systeme zur Verfügung. Das große Plus des linienförmigen Rauchmelders: Installation und Wartungsaufwand sind auch bei Großobjekten sehr einfach. In stark staubhaltiger Umgebung, wie Recyclinganlagen, sollten vorzugsweise Sender-/Empfänger-Systeme eingesetzt werden.

Veränderung der Amplitude und Frequenz

Ein vom Sender ausgehender Infrarotstrahl durchquert den Überwachungsbereich, nimmt die Informationen eines entstehenden Brandes auf und erreicht den Empfänger, der die Auswertung vornimmt. Die Wirkungen des Brandes verändern die Amplitude und die Frequenz des Lichtstrahls. Jede Beeinflussung wird vom Empfänger erkannt und analysiert. Die Auswertung orientiert sich nicht alleine an der Entwicklung der Absorption (Strahlschwächung), sondern erfasst durch Frequenzanalysen in bestimmten Spektralbereichen auch die typischen Modulationsfrequenzen, die bei der Entstehung und Ausbreitung eines Brandes präsent sind. Die optimale Auswertung vieler Parameter erlaubt eine zuverlässige Aussage über die Präsenz von Rauch und Feuer.

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