Direkt zum Inhalt
Light+Building 2016 10. Mai 2016

Intersec Forum, die Erste!

Die Light + Building stand 2016 ganz im Zeichen der Digitalisierung und Vernetzung, belegte die gesamte Ausstellungsfläche (248.500 Quadratmeter) mit knapp 2.600 Ausstellern und war ein voller Erfolg. Etwas neidvoll werden die Messevorstände in Hannover nach Frankfurt geblickt haben, denn vor 16 Jahren war diese Messe als „Weltlichtschau“ noch Teil der Hannover Messe.
Redner Dr. Björn Reineke von OC&C Strategy Consultants.
Redner Dr. Björn Reineke von OC&C Strategy Consultants.

Dann wollten die Norddeutschen „das Licht“ nicht mehr, gerade zu einer Zeit, als die Gebäudeleittechnik zum Dreh und Angelpunkt bei industriellen Vernetzung wurde. Die Messe platzt nun aus allen Nähten, zusätzliche Hallen sind geplant und der Bau hat schon begonnen. Doch der Erfolg macht nicht satt, sondern eher noch hungriger.

Als neues Thema haben die Messemacher die Sicherheitstechnik entdeckt. Etwas versteckt im noch relativ neuen Portalhaus der Messe trafen sich rund 250 Branchenvertreter in einem Seminarraum zum ersten „Intersec Forum“ in Frankfurt. Im Zentrum standen Technik und Perspektiven der Gebäudesicherheitstechnik. Trotz des recht übersichtlichen Auditoriums leistete sich die Messe Ranga Yogeshwar als Moderator, um die Digitalisierung der Gebäudeautomation zu diskutieren.

Sind neue Geschäftsmodelle für die Sicherheitstechnik möglich, fragten die Veranstalter, und gaben gleich selbst die Antwort. Die anfallenden Daten lassen sich monetarisieren, zahlreiche Einsparmöglichkeiten in Rendite verwandeln. Aber wie sicher ist am Ende die Sicherheitstechnik, wenn jeder mit jedem Kommuniziert? Als sich der Saal schon wieder leerte, brachte es Dr. Thorsten Henkel, Hauptabteilungsleiter beim Fraunhofer Institut SIT auf den Punkt: Zwei sichere System können durch bloßes Zusammenschalten unsicher werden. Ganz ohne äußeres Zutun, quasi von innen heraus. Aber auch der Hacker hat mehr Möglichkeiten, denn eine Kette ist nur so stabil wie ihre verwundbarstes Glied. „Die Angriffsfläche der Systeme wird größer“, ergänzte Jens Wiesner, Fachexperte für IT-Sicherheit in vernetzten Systemen beim BSI.

Doch es gibt eben nicht nur eine Art von Netzwerken in Gebäuden, sondern Dutzende verschiedene. Und da ist noch ein weiteres Obstakel: Gebäude haben ihre Geschichte und ihre Altlasten. Beides lässt sich nicht einfach wegwischen und kurzfristig aus einem Guss neu bauen. Die Vorstellung das sich „die anderen“, also die Anbieter der anderen Gebäudesysteme, aus dem Staub machen, hat sich seit Jahrzehnten als Illusion erwiesen, die Hoffnung, die diversen Netze durch Gateways kostengünstig zusammenzuschalten, aber auch. Denn Gateways wollen erst einmal entworfen, gewartet und bedient werden.

„Schon das Zusammenschalten unserer Altnetze war eine Herkulesaufgabe“, erläuterte Uwe Behm, Mitglied der Geschäftsführung der Messe Frankfurt und damit zugleich Hausherr wie Experte in einer Person, denn die Messe ist selbst einer der größten Anwender der Gebäudeautomation in Frankfurt. Der Mann weiß also, welche Probleme es zu lösen gilt. „Wir brauchen hier deutlich einfacherer Lösungen. Die Netze müssen auch von normalen Technikern bedient werden können, es ist zu teuer, überall Diplom-Ingenieure einzusetzen“, so Behm.

Anzeige

„Wollen wir wirklich alles vernetzen, auch die grünen Hinweisschilder, die im Notfall die Fluchtrichtung aus einem Gebäude weisen?“, fragt Eugen Mayer, Vorstand bei Power Plus Communication, und gab gleich selbst die Antwort: „Es gilt in jedem Fall Chancen und Risiken abzuwägen, und erst dann zu entscheiden!“

Hätte man diese Sätze früher gesprochen, wäre mit den so nett plaudernden Anbietern der Gebäudeautomatisierung sicher eine produktive Gesprächsrunde über offene Baustellen, mangelnde Standards und etliche Sicherheitsprobleme möglich gewesen. Das Auditorium hätte es den Veranstaltern gedankt. Vielleicht beim nächsten Mal.

Bernd Schöne

Passend zu diesem Artikel