ISA

Zukünftige Stellung der Fachkraft für Arbeitssicherheit

In einem hochkarätig besetzten Fachkreis mit 66 Teilnehmern wurden in der Dortmunder Fachveranstaltung „Quo vadis Sifa?“ neue Entwicklungen in der Arbeitssicherheit und die zukünftige Ausrichtung von Fachkräften für Arbeitssicherheit behandelt.

Dr. Ralf Brauksiepe, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) brachte dazu die EU-Perspektive ein. Die Ziele in der EU sind hoch gesetzt: So sollen EU-weit die Unfallzahlen um 25 Prozent gesenkt und bis 2020 in allen EU-Statten ein einheitlich hohes Schutzniveau erreicht werden.

Maßnahmen gegen arbeitsbedingte Erkrankungen werden forciert, im Fokus stehen Muskel- und Skeletterkrankungen unter denen ein Viertel aller Arbeitnehmer leiden und der Stress am Arbeitsplatz, durch den Krankheitskosten verursacht werden, die durchschnittlich vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes eines Staates ausmachen.

Zur Verbesserung dieser Situation setzt man nicht auf neue Gesetze sondern auf strategischen Arbeitsschutz auf nationaler Ebene. Unter strategischem Arbeitsschutz versteht man Deregulierung, Abschaffung von Detailregelungen und Verpflichtung zur Übernahme von Eigenverantwortung bei den Unternehmen einerseits und stärkere Kontrolle durch die staatlichen Aufsichtsbehörden andererseits.

Dazu führte Elke Lins, Referentin beim Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, (Mais NRW), mit Hinweis auf den Envio-Skandal in Dortmund aus, dass im vergangenen Jahr 8.000 unangekündigte Kontrollen stattgefunden haben, die nur zu 50 Prozent ohne Beanstandungen waren (20 Prozent sogar mit gravierenden Mängeln).

Passend dazu erläuterte Gerhard Strothotte von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) die neue DGUV Vorschrift 2 „Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit“, die den Betrieben die eigenverantwortliche Ermittlung von Inhalt und Umfang des Arbeitsschutz- und Gesundheitsschutz-Leistungskatalogs einräumt.

Im Kontext zu dieser Entwicklung ist die neue Sifa-Ausbildung zu sehen, die von Wieland Wettberg, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), vorgestellt wurde. Das Ausbildungsmodell steht, die Umsetzung wird geplant, so dass per 2014 mit der Einführung zu rechnen ist.

Für den Verband Deutscher Sicherheitsingenieure e.V. (VDSI), vertreten durch Dr. Klaus Große, ist der Arbeitsschutz seit einigen Jahren in einem Umbruch. Letzter Höhepunkt dieser Entwicklung ist die neue DGUV Vorschrift 2 – Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Aber bereits zuvor zeigten sich Entwicklungen, die unter den Begriffen „Deregulierung“ und „Paradigmenwechsel“ (Formulierung von Schutzzielen statt konkreter Detailvorschriften) genannt werden können und von Einflüssen über die europäische Gesetzgebung geprägt werden.

All dies zusammengefasst hat Einfluss auf das Rollenverständnis der Fachkräfte für Arbeitssicherheit (und Betriebsärzte). Die Nutzenargumentation wird immer mehr in den Vordergrund gerückt, die Daseinsnotwendigkeit aufgrund einer gesetzlichen Vorschrift verliert zusehends an Bedeutung. Das Profil geht von der reinen „Fachkraft“ weg zum „Manager für Sicherheit und Gesundheit“.

Eine Perspektive, die sinngemäß von Dr. Ulrich Winterfeld, ehemaliger Projektleiter und Initiator der Langzeitstudie über die Wirksamkeit der Sifa-Tätigkeit, bestätigt wurde. Nur kommunikativ und kooperativ eingestellte Sifas, die von ihrer Mission überzeugt sind und vom Management unterstützt werden, haben demnach eine gute Chance, Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz im Betrieb wirkungsvoll umzusetzen.

Die Sichtweise der International Security Academy (ISA) geht noch darüber hinaus: Sicherheit im Unternehmen ist ganzheitlich für alle Ressorts, also nicht nur für den Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz, sondern auch für den Umweltschutz, Objektschutz und Brandschutz koordiniert umzusetzen. Nur so sind Risiken wirtschaftlich und effizient zu reduzieren.

Anhand der ISA-Umfrage zu den „Sifa-Zusatzaufgaben“ und zahlreichen Sifa-Tätigkeitsprofilen wurde belegt, dass es die Sifa alter Schule in Stabsfunktion nur noch selten gibt. Sie hat durchschnittlich drei Zusatzaufgaben und ist als „Einzelkämpfer“ oft überlastet oder längst bereits zum Manager geworden. Dabei ist die Kombination mit anderen Aufgaben in der Linie, beispielsweise Produktion, Arbeitsvorbereitung, Qualitätsmanagement und Umweltschutz durchaus üblich. „Es ist an der Zeit“, so ISA-Vorstand Michael Sigesmund, „im Rahmen der neuen Entwicklungen in der EU, in Deutschland insbesondere auch bei den Unfallversicherungsträgern, über sinnvolle Varianten der Sifa-Position in Unternehmen nachzudenken“.

Die kritische Betrachtung der Gesamtsituation und Darstellung der Problemfelder aus Sicht der Hochschule von Professor Dr. Dr. Bernd-Jürgen Vorath rundete die Veranstaltung ab. Aufgrund der vielen ungelösten rechtlichen Probleme wird es im nächsten Jahr eine Folgeveranstaltung geben.

Gut ausgebildete Geflüchtete sollen wegen des Fachkräftemangels möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Doch Vorsicht: Industriespionage!
Foto: contrastwerkstatt - Fotolia.com

Coach

Trotz Fachkräftemangel Industriespionage im Blick behalten

Gut ausgebildete Geflüchtete sollen wegen des Fachkräftemangels möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Doch Vorsicht: Industriespionage!

Das Programm Hekatron Youmove vermittelt Fachkenntnisse und stärkt die persönlichen Kompetenzen der Teilnehmenden.
Foto: Hekatron

Unternehmen

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Hekatron möchte mit seinem Programm Youmove gezielt Personalentwicklung betreiben und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Bei Alarmsystemen führen Remote Services zu einer spürbaren Entlastung im Arbeitsalltag und haben sich in der Praxis als echte Unterstützung für die Arbeit der Servicetechniker vor Ort erwiesen.
Foto: momius - stock.adobe.com

Gefahrenmeldetechnik

Mit Fernwartung gegen den Fachkräftemangel

Wie Remote Services für Alarmsysteme als Unterstützung in Zeiten fehlender Fachkräfte dienen können.

An beiden Messetagen der VdS-Brandschutztage  konnten die Besucher Live-Talks zu hochaktuellen Themen verfolgen.
Foto: VdS/Martin Rottenkolber

Veranstaltungen

VdS-Brandschutztage 2022 mit Besucherrekord

Live-Vorführungen und hochkarätige Fachvorträge, lebendiger Austausch und Tausende Messe- und Fachtagungsbesucher prägten die VdS-Brandschutztage 2022.