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Wie umfassende Planung die Reisesicherheit erhöht

Reisesicherheit ist für viele Unternehmen ein wichtiges Thema, egal ob sie Mitarbeiter längerfristig ins Ausland entsenden oder nur für einen kurzen Aufenthalt.

Reisesicherheit ist ein komplexes Thema. Je nach Region und Land sind die vor Ort bestehenden Risiken für die Mitarbeiter im Vorfeld zu analysieren und zu bewerten. Die daraus abgeleiteten Schutzmaßnahmen erhöhen die Sicherheit der Mitarbeiter, während sie auf Reisen sind.

Weniger Risikominderung, mehr Reisesicherheit

Eine entscheidende Maßnahme zur Risikominderung ist dabei die adäquate Vorbereitung der Mitarbeiter auf den jeweiligen Kontext. In einer wachsenden Zahl von Ländern trägt allein die Tatsache, als Ortsfremder/Ausländer erkannt zu werden, dazu bei, das Risiko zu erhöhen, Opfer von Raubüberfällen zu werden. Dieses Risiko lässt sich durch ein unauffälliges Verhalten vor Ort verringern. Das Prinzip dahinter nennt sich „Low Profile“. Die Idee dahinter: sich vor Ort so unauffällig verhalten, dass man gar nicht erst als Fremder wahrgenommen wird.

Um das Low-Profile-Prinzip erfolgreich anwenden zu können, müssen also der fremde Kontext und die dort geltenden Regeln schnell erfasst und verstanden werden. Dabei hilft das einfache Konzept von Standards und Anomalien. Dieses besagt schlicht, dass jeder Ort, sei es ein Dorf oder eine Stadt, einen eigenen Standard hat, was das Verhalten der Menschen dort angeht. Dieser Standard ist jenes menschliche Verhalten, das in einer bestimmten Umgebung zu einer bestimmten Zeit als alltäglich und gebräuchlich gilt. Die Anomalien stellen entsprechend Abweichungen von diesem Standard dar.

Keine Aufmerksamkeit zu erregen ist zur Erhöhung der Reisesicherheit ein guter Tipp

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Diese Standards zu erkennen, zu verstehen und das eigene Verhalten entsprechend anzupassen, trägt entscheidend dazu bei, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Einige einfache Fragen können als Reisender dabei helfen, den Standard eines Orts zügig zu erfassen: Wie ist die allgemeine Atmosphäre und der Rhythmus? Wie bewegen sich die Menschen? Sind sie entspannt und haben Zeit für ein Gespräch oder sind sie in Eile? Sprechen die Menschen langsam oder schnell? Wie ist die Distanzzone? Wie nah kommen sich die Menschen - sind Berührungen üblich oder werden diese eher vermieden?

Die Anpassung an den jeweiligen Standard gelingt umso mehr, je besser der Reisende die Landessprache verstehen und sprechen kann. Die Fähigkeit zu einer an den Kontext angepassten Kommunikation ist dabei mindestens genauso wichtig wie Äußerlichkeiten wie Kleidung und Schmuck. Anders als Sprachkenntnisse lassen sich Kleidungsstil und Schuhe schnell an neue Umgebungen anpassen. Natürlich sollten auffällige Kleidung und Schmuck vermieden werden, die erkennbar nicht in den lokalen Kontext passen. Dies gilt besonders für Tattoos und Piercings, aber auch für Uhren und Schmuck. Sich unauffällig verhalten bedeutet aber genauso wenig, sich lokale Kleidung anzuziehen, in der Hoffnung darin nicht aufzufallen. Wer als westlicher Ausländer zum Beispiel in arabischen Ländern eine Dschalabiyya oder Dischdascha, das bei Männern übliche Kleidungsstück, trägt, der geht erfahrungsgemäß nicht in der Masse unter, sondern fällt im Gegenteil noch mehr auf. Denn wer solche Kleidung trägt, muss auch genau wissen, wie diese Kleidung zu tragen ist und wie man sich darin bewegt.

Augen auf bei der Fahrzeugwahl

Wer sich in der Öffentlichkeit bewegt, sollte auch das richtige Fahrzeug wählen. Je nach Kontext gibt es auch hier wieder signifikante Unterschiede. Hier reicht die bewusste Beobachtung des Straßenverkehrs meist aus, um schnell die gängigsten Fahrzeugtypen zu identifizieren. Mit unterschiedlichen Toyota-Modellen ist man in den meisten Ländern Afrikas und Asiens zum Beispiel gut beraten.

Die richtige Anwendung des Prinzips von Low Profile kann Reisende zu „härteren Zielen“ machen. Im Rahmen der Ausreisevorbereitung ist es sinnvoll, das Prinzip „Low Profile“ als möglichen Bestandteil eines individuellen Sicherheitskonzeptes zu berücksichtigen. Landeskundige Berater und Coaches können dabei unterstützen, die Grundlagen dieses Prinzips kompakt und vor allem praxisnah zu vermitteln.

Florian Peil ist Sicherheitsberater und Autor mit den Schwerpunkten Reisesicherheit und Risikomanagement. Zuvor war er Mitarbeiter einer Sicherheitsbehörde im Bereich Terrorismusbekämpfung. Der Islamwissenschaftler ist Spezialist für die Region Nahost und Nordafrika.

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