Direkt zum Inhalt

Wie sich die Geld- und Wertbranche entwickelt hat

30 Jahre Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW): Ein Rückblick auf die Entwicklung der Geld- und Wertbranche.

Die Vereinigung hat seit nunmehr drei Jahrzehnten die Entwicklung der Geld- und Wertbranche im Blick und vertritt die Interessen dieser kleinen, aber so wichtigen Branche. Sie trägt dazu bei, dass die Bargeldversorgung ständig gewährleistet und vor allem sicher ist.Ende November feierete die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) ihren 30. Geburtstag.

Deutsche wollen auf ihr Bargeld nicht verzichten

Ganz besonders in Deutschland ist das Bargeld den Leuten noch „etwas wert“ – sie hängen daran und wollen sich nicht, wie in anderen Ländern, fast ausschließlich auf bargeldlose Zahlungsvarianten verlassen. Daraus resultiert, dass heute weiterhin rund 70 % der Bezahlvorgänge bar getätigt werden. Die Rolle der Wertdienstleister ist meist eher unauffällig, aber ungemein wichtig. Tag für Tag bewegen und bearbeiten die bundesweit ungefähr 11.000 Beschäftigten der deutschen Wertdienstleister etwa 3 Mrd. EUR Bargeld und bearbeiten dies in den eigenen Cash-Centern. Mit rund 2.500 Spezialgeldtransportfahrzeugen und 7.300 bewaffneten und speziell ausgebildeten Mitarbeiter versorgen die Dienstleister täglich Banken und Handel. In den Cash-Centern leisten knapp 3.700 weitere Mitarbeiter ihren Dienst, indem sie Banknoten und Münzen sortieren, zählen und auf Echtheit prüfen.

Rückblick: Wie hat sich die Geld- und Wertbranche in den letzten 30 Jahren entwickelt?

Die BDGW wurde wenige Tage nach dem Mauerfall in Frankfurt am Main gegründet und hat eine stürmische Entwicklung durchlaufen. Aus den „Geldtransporteuren“ wurden die Wertdienstleister, aus dem bis dahin gesetzlichen Zahlungsmittel „Deutsche Mark“ wurde der Euro – über die geldpolitischen Rahmenbedingungen wird von der EZB und nicht mehr von der Bundesbank entschieden. Cross-Border-Transporte werden von der EU geregelt.

Anzeige

Diese Aufzählung könnte noch erweitert werden. Die Gründungsmitglieder der BDGW hätten damit wenig anfangen können. Die Bedeutung des Bargeldes als Zahlungsmittel hat zwar insgesamt abgenommen, das Volumen an Eurobanknoten und -münzen nimmt indes stetig weiter zu. Seit Jahren läuft der von der Konkurrenz ausgerufene „War on cash“ auf Hochtouren und von einigen weltweit bekannten Ökonomen wird immer wieder die „Abschaffung des Bargeldes“ gefordert.

Der sich immer weiter verstärkende Wettbewerb der Zahlungsmittel ist natürlich mittlerweile auch zu einem Kostenwettbewerb geworden. Die Industrie der Geld- und Wertdienstleister ist deshalb gefordert, mit innovativen Techniken, Verfahren und Angeboten einen eigenen Beitrag dazu zu leisten, dass in Deutschland Bargeld wettbewerbsfähig bleibt und in diesem Kostenwettbewerb nicht untergeht. Dieser Punkt ist ein maßgebliches Thema, mit dem sich die BDGW und ihre Mitgliedsunternehmen bereits seit einiger Zeit massiv auseinandersetzen müssen. Auch ist es einer der großen Punkte einer „Agenda 2030“, die der Verband derzeit in einem Arbeitskreis erarbeitet und auf der nächsten Jahresmitgliederversammlung des Verbandes am 23. Juni 2020 vorstellt. Neben dem grundsätzlichen Thema des Kostenwettbewerbs stehen auch weitere Punkte auf der Agenda, die für die Zukunft der Branche entscheidend sein werden. Dazu gehört neben den großen Herausforderungen Personalgewinnung und Aus-/Weiterbildung auch die Fortschreibung der erfolgreichen Präventionsarbeit der Vereinigung. Die Technisierung des Bargeldkreislaufs, die Digitalisierung und die Regulatorik sind weitere Herausforderungen, die es zu adressieren gilt.

Foto: BDGW
In Cash-Centern werden Banknoten und Münzen sortiert, gezählt und auf Echtheit geprüft.

Umfängliches Interesse am Bargeld

Bargeld ist inzwischen auch ein interessantes Studienobjekt geworden. Seit einigen Jahren finden jährlich zwei große Bargeldkongresse statt, die Bundesbank führt zudem regelmäßige Bargeldsymposien sowie Studien zum Bargeld durch. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. Eine Hochschule in Berlin hat 2014 Jahr im Auftrag eines bekannten Kreditkartenanbieters eine Studie vorgestellt, wonach Bargeld das mit Abstand teuerste Zahlungsmittel ist. Die Bundesbank hat indes mehrfach, gestützt auf eigene Untersuchungen, überzeugend darauf hingewiesen, dass keine pauschale Aussage getroffen werden kann, ob bare oder unbare Zahlungsinstrumente aus volkswirtschaftlicher Sicht billiger sind. Die Studien und Veröffentlichungen haben zu einer regen Medienberichterstattung geführt.

Die BDGW wird 2020 erstmals selbst Partner eines Forschungsprojektes rund um das Bargeld sein. Bis Dezember 2022 soll im Rahmen des Projekts „Resilienz der Bargeldversorgung – Sicherheitskonzepte für Not- und Krisenfälle (Basic)“ ein Sicherheitsrahmenkonzept entwickelt werden, das alle Akteure des Bargeldkreislaufs – Deutsche Bundesbank, Geld- und Wertdienstleister, Banken und Kreditinstitute, Handel – mit einbezieht. Ziel ist es, sicherzustellen, dass der Bargeldkreislauf in Not- und Krisenfällen, zum Beispiel bei Stromausfällen, aufrechterhalten und sichergestellt werden kann und die Bevölkerung Bargeld zur Verfügung hat. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des zivilen Sicherheitsforschungsprogramms der Bundesregierung und seiner Förderrichtlinie „Zivile Sicherheit - Sozioökonomische und soziokulturelle Infrastrukturen“ gefördert.

Tarifentwicklung

Für die Beschäftigten der Geld-und Wertdienstleister hat sich in den vergangenen 30 Jahren ebenfalls vieles verändert. Lagen die Stundengrundlöhnen 1990 noch bei 12,30 bis 16,86 DM pro Stunde, haben sie sich – vor allem innerhalb der letzten zehn Jahre, durch die Einführung bundesweiter Regelungen – auf bis zu 18 EUR pro Stunde entwickelt. Auch die Einführung des Branchenmindestlohns im Juli 2015 führte zu einer Verbesserung der finanziellen Situation aller Beschäftigten der Geld- und Wertbranche.

Die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) erlassene Rechtsverordnung über zwingende Arbeitsbedingungen für Geld- und Wertdienste (Geld- und Wertdienstearbeitsbedingungenverordnung – GeldWertArbbV) sorgte nämlich unter anderem dafür, dass die Rechtsnormen des Bundeslohntarifvertrages der BDGW vom 11. November 2013 für alle Geld- und Wertdienste in Deutschland hinsichtlich der anzuwendenden Stundengrundlöhne für die mobile Dienstleistung im Geld- und Werttransport und die stationäre Dienstleistung in der Geldbearbeitung zwingend einzuhalten sind. Damit mussten die Regelungen auch von Unternehmen, die nicht in der BDGW organisiert sind, umgesetzt werden.

Gütesiegel BDGW-Mitgliedschaft

Die Mitgliedschaft in der BDGW hat sich über die vergangenen drei Jahrzehnte als Gütesiegel etabliert. Für den Verband ist dies ein starkes Signal. Der BDGW-Sicherheitsstandard wurde gemeinsam mit den Kundenverbänden, der Versicherungswirtschaft und den Berufsgenossenschaften erarbeitet und genießt deshalb zu Recht das Vertrauen der Kunden. Die BDGW wird auch in Zukunft alles tun, ums als Sprachrohr der Branche wahrgenommen zu werden. Eine erfolgreiche Verbandsarbeit ist nicht nur für die Mitgliedsunternehmen und deren Beschäftigten wichtig. Eine sichere und reibungslose Bargeldversorgung ist für die Kreditwirtschaft und den Handel sowie deren Kunden von existenzieller Bedeutung. 

Silke Wollmann, Pressesprecherin des BDGW e.V.

Passend zu diesem Artikel