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Trotz Fachkräftemangel Industriespionage im Blick behalten

Gut ausgebildete Geflüchtete sollen wegen des Fachkräftemangels möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Doch Vorsicht: Industriespionage!

Gut ausgebildete Geflüchtete sollen wegen des Fachkräftemangels möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Doch Vorsicht: Industriespionage!
Gut ausgebildete Geflüchtete sollen wegen des Fachkräftemangels möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden. Doch Vorsicht: Industriespionage!

Unsichere Zeiten erfordern von Verantwortlichen in der Regel ein noch sichereres Handeln als sonst; dies gilt gerade jetzt für eine Wirtschaft, die sich mit Fachkräftemangel und Engpässen bei Rohstoffen und Energie auseinandersetzen muss – und drohender Industriespionage.

Fachkräftemangel als  Dauerzustand

Deutsche (und europäische) Unternehmen sind aktuell besonderen Risiken ausgesetzt. Die Coronapandemie ist immer noch nicht ausgestanden, Lieferengpässe sind immer noch spürbar, und der Fachkräftemangel ist ein Dauerzustand geworden. Hinzukommen die alltäglichen Gefahren durch Cyberangriffe und Industriespionage, die in den letzten Jahren beständig zugenommen haben.

Der Branchenverband Bitkom geht davon aus, dass in den letzten Jahren der Schaden sich beinahe jährlich verdoppelt. 2018/2019 lag die Summe noch bei etwa 103 Mrd. € – gegenüber den 55 Mrd. € 2016/2017 beinahe zweimal so viel. Im Zeitraum 2020/2021 ist die Summe auf 223 Mrd. € angestiegen – erneut eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Neben der Zunahme von Cyberangriffen, die mittlerweile neun von zehn Unternehmen betreffen, ist eine der Hauptgefahrenquellen nach wie vor auch der eigene Mitarbeiter.

Der Ukraine-Krieg hat hier ein potenzielles neues Risikofeld für Unternehmen eröffnet, denn der Krieg hat Millionen Menschen Richtung Westen getrieben. Deutschland und andere europäische Staaten haben viele Tausende Flüchtlinge aufgenommen und versuchen, die oft gut ausgebildeten Kräfte zeitnah in den Arbeitsmarkt zu integrieren, der händeringend Fachkräfte sucht. Was im Prinzip ein richtiger Ansatz ist, erfordert zumindest im Einzelfall ein waches Auge, wenn es um Einstellungen geht, die unter dem Druck, schnellstmöglich eine bestimmte Position im Unternehmen zu besetzen, entstehen könnte. Denn es sind Vorfälle bekannt geworden, bei denen Flüchtlinge entweder starke Verbindungen zu Russland haben oder bei denen sich russische Staatsbürger mit gefälschten Dokumenten als angebliche Ukrainer unter die Flüchtenden gemischt haben.

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Industriespionage hat für russischen Geheimdienst oberste Priorität

Headhunter suchen an der Grenze bereits in Erstaufnahmeeinrichtungen nach möglichen Fachkräften für Unternehmen. Diese sind natürlich hoch sehr erfreut, wenn sie eine hochqualifizierte Person für eine bestimmte Position finden und schnellstmöglich einstellen können. Genau hier wird es jedoch kritisch, denn hier liegt ein erhöhtes Risiko vor! Insbesondere wenn es sich um Stellen mit speziellen Qualifikationen handelt, sollte Skepsis mitschwingen, ob ein gefundener ausländischer Bewerber exakt diesem Profil entspricht und (vor allem) sich ohne „hidden agenda“ bewirbt. So warnt etwa das Bundesverteidigungsministerium vor möglichen Ausspähversuchen und dem Abfluss sensibler Informationen durch Geflüchtete, die privat bei Mitarbeitern unterkommen.

Ein großes Problem stellt vor allem für viele mittelständische Unternehmen vor allem die Frage dar, was überhaupt ihre schützenswerten Güter sind. Welche Prozesse, welche Software oder welche Materialien sind ist wirklich relevant? In der Regel sind es oft nur wenige Prozent des Wissens und der Technik eines Unternehmens, die wirklich geschützt werden müssen. Hier besteht jedoch in der deutschen Wirtschaft aus Sicht vieler Experten immer noch Nachholbedarf, die im Umgang gerade mit ausländischen Partnern immer noch viele Fehler macht. Dazu zählt auch, diese zu schnell oder überhaupt an sensible Informationen kommen zu lassen.

Der russische Präsident selbst hat angesichts der Sanktionen die Industriespionage als Top-Priorität seiner Geheimdienste bezeichnet. Dies bedeutet nicht, dass deutsche und europäische Unternehmen keine Geflüchteten mehr einstellen dürfen. Sie müssen sich aber unabhängig der zu vergebenden Stelle im Klaren sein, wo welche Informationen und Technologien im eigenen Haus zugänglich sind. Je sensibler der Bereich ist, der besetzt werden soll, desto eher empfehlen sich Maßnahmen, die neue Person zumindest eine Zeit lang in ihrer Arbeit zu beurteilen, bevor sie Zugang zu kritischen Informationen erhält. Ebenso empfehlen sich Background-Checks, die viele Dienstleister anbieten.

Die Kosten dafür stehen in keiner Relation zum möglichen Schaden! Sie bieten jedoch dem Unternehmen im Zweifelsfall die Sicherheit, die „richtige“ Person einzustellen. Auch Verbände und Behörden leisten hier wichtige Unterstützung und bieten Informationen und Hilfestellungen im Umgang mit Fragen zur eigenen Unternehmenssicherheit an.

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