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Produkte 4. Mai 2021

Training für Personenschützer und Berufswaffenträger

Personenschützer und Berufswaffenträger benötigen ein interaktives Szenario-Training, um sich auf dynamische Gefahrensituationen einstellen zu können.

In einem interaktiven Szenario-Training können Personenschützer und Berufswaffenträger den Einsatz von Waffen üben.
In einem interaktiven Szenario-Training können Personenschützer und Berufswaffenträger den Einsatz von Waffen üben.

Bei der Ausführung von Aufgaben im bewaffneten Personenschutz oder als ziviler Berufswaffenträger (wie zum Beispiel Geld- und Werttransport, Kasernenbewachung oder ähnliches) wird ein besonderes Maß an Fähigkeiten von den eingesetzten Sicherheitsfachkräften verlangt, wie sie in einem speziellen Training erworben werden können. Zu dem sicheren Umgang mit der Dienstwaffe gehören auch die Gefahrenerkennung, taktisches Verhalten und die Rechtssicherheit des Handelns unter dem erhöhten Stress eines plötzlich eintretenden Angriffsszenarios. 

Die Notwendigkeit, solche Szenarien bei der Schießausbildung der Polizei zu trainieren, wurde bereits in den 70er Jahren erkannt, und in optischen Raumschießanlagen wurden und Situationsfilme eingeführt. Die Situation eines zivilen Personenschützers oder Berufswaffenträgers ist bei einem solch kritischen Ereignis der eines Polizeibeamten sehr ähnlich; in sehr kurzer Zeit muss über effektive Maßnahmen der Notwehr und Nothilfe entschieden und diese umgesetzt werden. Ein praxisorientiertes Training ist für diese Extremsituationen eine Voraussetzung, um die Handlungssicherheit der Waffe als Gefahrenabwehrmittel unter Stress zu gewährleisten und somit Unbeteiligte nicht zu gefährden. 

Praktische Ausbildung von Personenschützern und Berufswaffenträgern

Während ihrer Ausbildung erhalten angehende Personenschützer und Berufswaffenträger eine praktische Ausbildung in Waffenhandhabung, und sie absolvieren die Waffensachkundeprüfung nach §7 WaffG. Sie nehmen an Schießtrainings teil, um die Grundlagenschießtechniken praktisch zu üben sowie die Treffsicherheit zu verbessern, und müssen normalerweise einen Schießtest absolvieren. Bei der Handhabung und im scharfen Schuss ist es jedoch nicht möglich, die volle Komplexität einer realen Angriffssituation sicher darzustellen. 

Für moderne „Schießkinos“ gibt es einige Programme für das Szenario-Training, die realistische Situationen darstellen und eine trefferabhängige Programmverzweigung anbieten. Eine Raumschießanlage bietet aber nur in begrenztem Rahmen eine realitätsnahe Einsatzumgebung. Diese Problematik wurde in der Polizeischießausbildung auch erkannt; um Beamte praxisorientiert vorzubereiten, werden bereits seit fast 20 Jahren „Simulationswaffen und -munition“ bei „psychologisch orientierten Trainings“ (POT) eingesetzt. Die Lernziele umfassen nicht nur den Schusswaffengebrauch, sondern auch die Einschätzung der dargestellten Situationen unter realistischen Bedingungen und die Umsetzung entsprechender Bewältigungsstrategien.

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Unterschied zur Standard-Schießausbildung

Eine Standard-Schießausbildung ist zum größten Teil durch die Sicherheitsbestimmungen des jeweiligen Schießstandes eingeschränkt. Das heißt, Ziele sind häufig zweidimensional, unbeweglich und stehen auf bekannte Entfernung in einer bekannten Richtung. In Ausnahmefällen haben Schießstände dreidimensionale Ziele, haben 180 Grad Geschossfangeinrichtungen und ermöglichen beschränkte Bewegungsabläufe. Schießkinos können realistische Situationen darstellen, sind aber auch nur zweidimensional und ermöglichen nur eine oder eingeschränkte Schussrichtungen.

Das interaktive Szenario-Training ist der Realität aufgrund der speziell dafür entwickelten Waffen und Munition am nächsten. Mit minimaler Einschränkung durch die notwendige Schutzausrüstung können absolut realistische Situationen erprobt werden. Die Schutzausrüstung, bestehend aus Gesichtsmaske, Halsschutz, Handschuhe und gegebenenfalls Tiefschutz, steigert teilweise den Lerneffekt aufgrund der Parallelen zu realen stressbedingten Einschränkungen der körperlichen Fähigkeiten: eingeengtes Sichtfeld, „Tunnelblick“ und Verlust der Feinmotorik.

Aufbau des Interaktiven Szenario-Trainings

Voraussetzung für die Teilnahme an einem interaktiven Szenario-Training ist eine erfolgreich abgeschlossene Waffensachkundeprüfung und Basisschießausbildung. Aus Gründen der Sicherheit findet das interaktive Szenario-Training an anderen Tagen und an anderen Orten als die Schießausbildung mit scharfer Munition statt. Teilnehmer müssen zum Beginn des Trainings eine ausführliche Sicherheitsanweisung und entsprechende persönliche Schutzausrüstung erhalten. Die Simulationswaffen, in den meisten Fällen hellblau gekennzeichnet, sowie die Simulationsmunition, in Form von Farbmarkierungspatronen, sind stets wie scharfe Waffen und Munition zu handhaben.

Szenarien sollten so realitätsnah wie möglich gehalten werden, das heißt in- und außerhalb von Gebäuden, mit Einsatz von Fahrzeugen und „Unbeteiligten“, und können nach Ausbildungsstand der Teilnehmer durch zusätzliche Störfaktoren wie Lärm, verringerte Lichtverhältnisse oder Rauch erschwert werden. Wichtig dabei ist immer, das Ziel im Auge zu behalten, die Teilnehmer besser auf solche Extremsituationen vorzubereiten und nicht einfach scheitern zu lassen.

Erste Übungen sollen die Teilnehmer dann mit dem ungewohnten Einsatz der Waffe gegen ein Ziel, das auch agiert und reagiert (Trainingspartner), vertraut machen. Die schmerzhaften Treffer, die jedoch eine minimale Verletzungsgefahr haben, führen ganz schnell zu einem realistischen Stressniveau der Teilnehmer. Dies macht sie mit der Wirkung des situationsbedingt erhöhten Stresses auf ihren Körper und ihre Fähigkeiten sowie mit einigen taktischen Grundsätzen vertraut.

Aufbauübungen bringen erste Erfolgserlebnisse und steigern sowohl die reale Handlungskompetenz als auch das Selbstvertrauen. Teilnehmer können jetzt einfache Szenarien durchlaufen, um bestimmte Taktiken zu üben, wie zum Beispiel das Ein- und Aussteigen aus einem Fahrzeug, oder sich verdächtigen Personen bei einem Kontrollgang anzunähern und zu stellen. Ziel ist es, bei jeder Situation Angriffsindikatoren zu erkennen und sowohl gefahrenbewältigend als auch verhältnismäßig zu handeln. Komplexe und integrierte Szenarien bauen auf den gewonnenen Kenntnissen und Fähigkeiten der Teilnehmer auf. Diese stellen eine aufgabenbezogene Lage dar, welche die Teilnehmer mit minimaler Direktion eigenverantwortlich lösen müssen. Hier werden beispielsweise das Vorgehen im Team wie im Personenschutz oder der koordinierte Schutz einer Veranstaltung geübt. Dauer und Komplexität der Übungen werden erhöht, um die Teilnehmer stets zu fordern.

Im Anschluss an jedes Szenario wird eine ausführliche Nachbesprechung, ein „Debrief“, durchgeführt, um alle Lerneffekte nochmals zu verdeutlichen. Diese finden teilweise auch mit Hilfe von Videoaufnahmen der Szenarien statt, um die Abläufe klar und objektiv darzustellen. Der Debrief dient auch der Analyse des eigenen Handelns im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben, um die Rechtssicherheit zu erhöhen.

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