Viele Menschen sind dabei auf einen reibungslosen und sicheren ÖPNV angewiesen, tagsüber wie in den Abend- oder Nachstunden.
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Viele Menschen sind dabei auf einen reibungslosen und sicheren ÖPNV angewiesen, tagsüber wie in den Abend- oder Nachstunden.

Öffentliche Sicherheit

Sicherheit als „Mobilitätsgarantie“

Die Pandemie hat auch den öffentlichen Nahverkehr vor Herausforderungen gestellt: Neben der Durchsetzung von Corona-Regeln galt es auch, auf das allgemeine Sicherheitsempfinden der Fahrgäste einzugehen.

Eine gesicherte Mobilität ist einer der wichtigen Eckpfeiler einer modernen Gesellschaft. Täglich nutzen in Deutschland Mio. Menschen den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) um sicher an ihr Ziel zu gelangen. Viele Menschen sind dabei auf einen reibungslosen ÖPNV angewiesen, tagsüber wie in den Abend- oder Nachstunden. 2021 haben rund 7,9 Mrd. Menschen öffentliche Verkehrsmittel genutzt, etwa 34 % weniger als im Vorkrisenjahr 2019. Die Corona-Pandemie hat damit wie in anderen Sektoren auch, die Verantwortlichen – in diesem Fall die Verkehrsverbünde und -unternehmen – gezwungen, sich auf die neuen Bedingungen rasch einzustellen. Dazu gehört nicht nur der Umgang mit personellen Engpässen, sondern auch die Umsetzung von Hygienemaßnamen und deren Kontrolle und Durchsetzung. Und auch unabhängig von den Corona-Maßnahmen spielt das Sicherheitsempfinden der Menschen eine große Rolle, inwieweit der ÖPNV akzeptiert und genutzt wird.

Daten erfassen, Probleme ermitteln

In Nordrhein-Westfalen koordiniert das Kompetenzcenter Sicherheit NRW (KCS) als Dienstleister des Verkehrsministeriums NRW landesweit Aufgaben rund um die Sicherheit im ÖPNV. 2020 ist mit der Sicherheitsdatenbank NRW (Sidaba) der Grundstein für eine landesweite Erfassung von sicherheitsrelevanten Vorfällen im Schienenpersonennahverkehr geschaffen worden, die schließlich in dem ersten Sicherheitsbericht NRW 2020 mündeten. Die Datenbank arbeitet anonym und datenschutzrechtskonform, das heißt, es werden keine personenbezogenen Daten erhoben. Dank dieser Datenbank lässt sich für NRW ein umfassendes Bild der Sicherheitslage erstellen, aus dem sich Maßnahmen und Konzepte ableiten und entwickeln lassen (siehe Kasten). Kundenbetreuer und das Sicherheitspersonal der Verkehrsunternehmen geben maßgebliche Vorfälle elektronisch in ein Meldeformular ein, auch mobil von unterwegs aus. Somit sind die Daten quasi tagesaktuell vorhanden. Die Datenbank ermöglicht damit ein umfangreiches Reporting, sodass gezielte Berichte und daraus folgende Maßnahmen für einzelne Strecken, Standorte oder Linien möglich sind. Schwerpunkte von Delikten werden grafisch auf eine Karte dargestellt, womit Mitarbeiter die Lage auf Linien oder Haltestellen auf einen Blick beurteilen können. Eine weitere Analysehilfe bietet ferner die Auswertung über Zeiträume, um so Veränderungen über Zeitintervalle zu beobachten.

Straftaten und Ordnungswidrigkeiten

Für die Eingabe von Vorfällen und die Analyse gibt es verschiedene Kategorien, die nochmals unterteilt sind. Unter Auffälligkeiten fallen Alkohol-/Drogenkonsumenten oder Personen ohne Reiseabsicht, die angetroffen werden. Ordnungswidrigkeiten umfassen etwa die Nichteinhaltung der Maskenpflicht oder auch aggressives Betteln. Straften machen die höchsten erfassten Fallzahlen aus. Hier geht es um klassische Delikte wie Sachbeschädigung, Beleidigung, Erschleichen von Leistungen (Schwarzfahren) oder Körperverletzung. Gerade die Kontrolle der Einhaltung der Maskenpflicht hat die Betriebe und die Mitarbeiter vor Herausforderungen gestellt und das Personal und die Sicherheitsmitarbeiter auch zum Ziel von verbalen und auch physischen Aggressionen gemacht. Überhaupt sind von allen im System erfassten Vorfällen überwiegend Mitarbeiter der Verkehrsverbünde und die Verkehrsunternehmen allgemein, etwa durch Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruch, betroffen. Nur etwa 12 % der sicherheitsrelevanten Vorfälle betreffen Fahrgäste. Die meisten Vorfälle ereignen sich dabei in Regionalbahnen und der Regionalex­presszügen (57 %), auf Stationen fallen 23 % der Vorfälle und auf S-Bahnen etwa 20 % . Da der Bericht in seiner Form für 2020 zum ersten Mal erstellt worden ist, fehlen hier Vergleichswerte für frühere Jahre. Solche existieren aber für das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste 2019/2020. Dort ist insgesamt eine weitere Verbesserung der Durchschnittswerte zu beobachten. So benoten die Fahrgäste die Sicherheit in der S-Bahn abends/nachts 2020 mit einem Mittelwert von 2,39 um einiges besser als 2019 mit 2,57.

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Videoüberwachung soll die Sicherheit an Bahnhöfen erhöhen und zur Aufklärung von Straftaten beitragen.
Foto: Membeth/Wikipedia
Videoüberwachung soll die Sicherheit an Bahnhöfen erhöhen und zur Aufklärung von Straftaten beitragen.

Videoüberwachung wird ausgebaut

Ein Faktor bei der Betrachtung des Sicherheitsempfindens spielt die Videoüberwachung. Bis 2024 soll jeder dritte Bahnhof in NRW mit moderner Videoüberwachungstechnologie ausgestattet sein. Ziel ist, durch die Videoüberwachung potenzielle Täter abzuschrecken oder zumindest strafrechtlich verfolgen zu können. Allein in NRW betrugen die Schäden für Vandalismus und Graffiti 2019 etwa 2,8 Mio. EUR. Neben den Schäden an Fahrzeugen und Stationen tragen solche Vorfälle auch zu einem Vertrauensverlust bei den Reisenden bei, die solche Orte, gerade abends oder nachts, dann meiden könnten. Hochauflösende und vandalismusgeschützte HD-Kameras sollen hier Abhilfe schaffen.

Ein weiterer Aspekt ist die Videoüberwachung in den Fahrzeugen. Diese sind zwar flächendeckend mit Kameras ausgestattet, aber der Auswerteprozess ist immer noch mit einem hohen Aufwand verbunden. Die Aufnahmen werden im Regelfall in den Fahrzeugen auf Festplatten gespeichert, die im Bedarfsfall manuell entnommen werden und der Bundepolizei zur Analyse übergeben werden müssen. „Je nachdem, wo sich das Fahrzeug gerade befindet, ist es nicht so leicht möglich, zeitnah an die Aufnahmen zu gelangen“ erklärt Kilian Schäfer, Stabsstellenleiter Kompetenzcenter Sicherheit NRW. Die Aufnahmen werden in der Regel nach 72 Stunden wieder überschrieben. Bis ein Vorfall zur Anzeige gebracht worden ist, kann das zeitlich im Extremfall schon mal knapp werden, um die Daten rechtzeitig zu sichern. Andere Länder, wie die Niederlande, sehen hier eine Speicherzeit von sieben Tagen vor, doch auch das ist noch keine optimale Lösung. Hinzu kommt in NRW, dass aufgrund der unterschiedlichen Verkehrsverträge verschiedene technische Systeme zum Auslesen im Einsatz sind. Auch das führt zu einem erheblichen Mehraufwand bei der Beweissicherung der Daten.

Ist live die Zukunft?

Daher wird an einer Lösung gearbeitet, die auch eine Auswertung der Bilddaten aus der Ferne ermöglicht. Dies erfordert zunächst eine Harmonisierung der eingesetzten Videotechnik auf den unterschiedlichen Strecken sowie die Prüfung vorhandener Videomanagement-Systeme, inwieweit diese eine solche Lösung unterstützen. Ferner gilt es, Aspekte wie die Übertragung von Videostreams per Funk, eine gemeinsame Schnittstellenlösung für die einheitliche Übermittlung und die Speicherung in einer Cloudlösung zu berücksichtigen. Solche ähnlichen Lösungen gibt es bereits in U-Bahn Zügen. In der Metrô São Paulo ermöglicht das aktuelle Fahrgastinformationssystem die Aufspielung von Informationen aus der Ferne auf die Monitore in den Fahrzeugen und die Remote-Überwachung derselben. Das ermöglicht im Notfall eine schnellere Reaktion und das Einleiten der richtigen Maßnahmen durch die Leitstelle. Damit das generell reibungslos funktioniert, muss die digitale Infrastruktur entsprechend ausgebaut werden, wozu auch der Funkstandard 5G gehört. In NRW wird der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ein Pilotprojekt vorantreiben, das die technischen Anforderungen an standardisierte Speicherlösungen sowie die Möglichkeit der Live-Aufschaltung beschreibt und Lösungen in der Praxis testet.

Das Personal im Sicherheitskonzept

Ein wichtiger Bestandteil des Sicherheitskonzeptes in Zügen und Stationen ist und bleibt das Service- und Sicherheitspersonal. Bereits vor Beginn er Corona-Pandemie hat es einen Pilotversuch gegeben, Service- und Sicherheitspersonal mit Bodycams auszustatten. Das Projekt hat dabei ergeben, dass Reisende positiv auf die Kameras reagierten und damit eine vergleichsweise hohe Akzeptanz einhergeht. Gerade die Sicherheitsmitarbeiter schätzen die Bodycams als geeignet ein, Aggressionen und Gewalt sich selbst zu verhindern. In einem weiteren Projekt wurde Sicherheitspersonal in Zweier-Teams, die den Zugbegleiter unterstützen, unternehmensübergreifend an Brennpunkten und auf besonders betroffenen Linien bedarfsorientiert eingesetzt. Dieser Einsatz wurde von Fahrgästen und Kundenbetreuern sehr positiv wahrgenommen. Die beiden Projektansätze werden zusammengeführt und ab Ende 2022 in NRW-weit operativ etabliert. „Das Land NRW hat aufgrund der positiven Erfahrungen beschlossen, nun dauerhaft zehn Teams des Sicherheitspersonals mit Bodycams auszurüsten, die landesweit an Schwerpunkten – am Wochenende, in den Abendstunden und an Brennpunkten – eingesetzt werden sollen“, so Kilian Schäfer.

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Servicemitarbeiter sind nicht selten Anfeindungen von Reisenden wegen der Durchsetzung der Maskenpflicht ausgesetzt gewesen.
Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang
Servicemitarbeiter sind nicht selten Anfeindungen von Reisenden wegen der Durchsetzung der Maskenpflicht ausgesetzt gewesen.

Sicherheit auf der Schiene

Sicherheit im Schienenverkehr ist ein Thema, dass die Deutsche Bahn (DB) und die Verkehrsverbünde deutschlandweit seit Jahren beschäftigt. Bereits vor Corona hat die DB etwa einen stetigen Zuwachs an Übergriffen gegen Mitarbeiter des Service- und Sicherheitspersonals registriert. Die Pandemie hat die Situation noch einmal verschärft, da nun auch die Einhaltung der Corona-Regeln durchgesetzt werden müssen. Der stetige Ausbau der Videoüberwachung an S-Bahnstationen und Bahnhöfen kann daher nur ein Baustein eines Gesamtkonzepts zur Verbesserung der Sicherheit der Mitarbeiter, aber auch der Reisenden sein. Ein weiterer ist die Umsetzung der Live-Videoüberwachung aus den Zügen, unter Einhaltung des Datenschutzes. Live-Aufnahmen würden die Reaktionsfähigkeit auf Ereignisse deutlich erhöhen. Hier gilt es, zukunftsorientierte Lösungen, gegebenenfalls auch unter Einbeziehung von Künstlicher-Intelligenz zu entwickeln und zu prüfen. In einem vom KCS organisiertem landesweiten Arbeitskreis Sicherheit tauschen sich regelmäßig das KCS, das Verkehrsministerium, die Aufgabenträger, die Verkehrsunternehmen und die Bundes- und Landespolizei über gemeinsame sicherheitsrelevante Themen aus, um diese breit aufgestellt zu erörtern und einvernehmliche Konzepte zu entwickeln.

Hendrick Lehmann, freier Mitarbeiter des PROTECTOR.

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