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Produkte 30. Januar 2020

Risiken im Hafen ganzheitlich betrachten

Hafengebiete und ihre Anlagen zählen seit jeher zu den wichtigsten Umschlagsplätzen für Güter aller Art. Dabei drohen dort besondere Risiken.

Häfen sind verstärkt Gefahren und Risiken ausgesetzt und gehören daher zu den Kritischen Infrastrukturen. Der reibungslose Ablauf des Warenaustauschs ist bei den heutigen modernen Fertigungsprozessen und den zugehörigen Lieferketten zwingend, wenn Ausfälle in der Produktion oder Versorgung vermieden werden sollen.

Schwachstellenanalyse im Hafen

Seit den Anschlägen von 2001 hat die Sicherheit in Hafengebieten und Anlagen eine neue Qualität erreicht, deren Einhaltung, Prüfung und Kontrolle Aufgabe der entsprechenden Behörden ist. Im Hafengebiet übernimmt die Wahrnehmung zahlreicher Aufgaben die Wasserschutzpolizei, in Abstimmung mit anderen Behörden wie Zoll und Schutzpolizei. Zu den Hauptaufgaben zählen insbesondere das Erstellen von Risiko- und Schwachstellenanalysen für Hafenanlagen, die Beratung der Hafenanlagenbetreiber bei der Erstellung von Gefahrenabwehrplänen, Zuverlässigkeitsüberprüfungen von Personen, die in Hafenanlagen als Sicherheitsbeauftragte die Sicherungsmaßnahmen sowie die Durchführung von Audits (Prüfungen nach vorheriger Anmeldung) in Hafenanlagen. Die ständige Optimierung von Abläufen und Erweiterung von Anlagen bedeutet, die Gefahrenabwehrpläne und Risikoanalyse immer wieder anzupassen und auf aktuellen Stand zu bringen – auch im Hinblick auf neue Bedrohungsszenarien.

Die Sicherheit eines so komplexen Areals wie dem Hamburger Hafen mit seiner Vielzahl an einzelnen Hafenanlagen sollte so ganzheitlich wie möglich analysiert werden. Dazu gehören eben nicht nur die dem ISPS (International Ship and Port Facility Security)-Code unterliegenden eigentlichen Anlagen, sondern auch Infrastrukturen, die unmittelbar oder mittelbar mit Hafenanlagen in Verbindung stehen. Dazu zählen etwa Brücken oder andere besondere Objekte und Gewerke, deren Ausfall, Beschädigung oder Beeinträchtigung den Hafenbetrieb als solches oder den Betrieb einzelner Anlagen empfindlich stören können. Eine Risikobewertung muss gemäß EU-Richtlinie 2005/65 ebenso Hafenbereiche nicht nur singulär, sondern auch nach ihrer potenziellen Rolle als Durchgangsbereich betrachten, wenn benachbarte Bereiche das Ziel sein könnten. Das Entwickeln von Bedrohungsszenarien für über- und untergeordnete Hafenbereiche ist somit wichtig, um mögliche Schwachstellen aufzuzeigen. Gerade in einem großen Hafengebiet mit vielen Anlagen ist eine Analyse von Wechselwirkungen von sicherheitsrelevanten Ereignissen sowie Cluster-Effekten unabdingbar, um einen Blick für das Risikopotenzial einzelner Anlagen sowie des Hafens insgesamt zu erhalten. 

Neue Risiken

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Neue Bedrohungen und die daraus entstehenden Risiken muss man rechtzeitig im Blick haben. Längst ist etwa die Digitalisierung von Prozessen und Abläufen in den Häfen angekommen. Ein moderner Hafenbetrieb ist ohne digitale Infrastruktur undenkbar geworden, was umgekehrt bedeutet, dass die digitale Infrastruktur entsprechend gesichert sein muss. Ein Ausfall von Hafenanlagen oder eine Verzögerung beim Umschlag wichtiger Verbrauchsgüter könnte schlimmstenfalls zu Engpässen in der Versorgung der Bevölkerung führen. Gefahrgut etwa muss ausreichend überwacht und kontrolliert werden, überhaupt gilt es, die Lieferkette nahtlos nachverfolgen zu können – Manipulationsversuche sind hier nicht ausgeschlossen.

Hinzu kommen gewöhnliche Eigentums- und Vermögensdelikte durch Spionage oder das Abgreifen von sensiblen Frachtdaten, die beispielsweise durch cybertechnische Angriffe begangen werden. Da es auf dem Hafengebiet zahlreiche Schnittstellen zwischen Anlagen-Betreibern, Verwaltung und Behörden gibt, sind alle gleichermaßen aufgerufen, zusammen Strategien und Lösungen auch für solche virtuellen Bedrohungen mit handfesten Auswirkungen zu entwickeln.

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