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Wenn das Gehirn mit plötzlichen dramatischen Ereignissen konfrontiert wird, kann das traumatisieren. Zur besseren Verarbeitung des Geschehenen trägt die Notfallpsychologie bei.

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Notfallpsychologie hilft bei traumatisierenden Ereignissen

Unerwartete Ereignisse wirken auf Menschen oft traumatisierend . Notfallpsychologen können bei der Verarbeitung unterstützen.

Traumatisierende Ereignisse, bei denen die Notfallpsychologie helfen kann, können sehr unterschiedlich sein: Was passiert in einer Situation, in dem das eigene Weltbild plötzlich und unerwartet zerschmettert wird und gefühlt nichts mehr so ist wie vorher? Wenn einem jede Kontrolle genommen wird, und nichts als Verzweiflung, Schmerz und Hilflosigkeit bleiben?

Situation kann zu traumatisierendem Ereignis werden

Solche Situationen beschreibt die Notfallpsychologie als potentiell traumatisierendes Ereignis. Das kann eine erlebte oder beobachtete Situation wie ein Auto- oder Arbeitsunfall, eine Naturkatastrophe oder ein Terroranschlag sein. Je nach momentaner Situation und bisherigen Lebenserfahrung können solche Ereignisse für einen Menschen einfach nicht zu ertragen sein. Dann schützt sich der Verstand, indem er die Verarbeitung abbricht und blockiert. Wie beispielsweise bei einer Person, die völlig unvorbereitet direkter Augenzeuge eines schweren Unfalls – Auto gegen Motorrad – wird. Er ist Ordner bei einer Sportveranstaltung, kontrolliert in einer Tiefgarage ein- und ausfahrende Fahrzeuge. Diesen jungen Mann trifft der Unfall plötzlich, unvorbereitet und direkt. Er handelt dabei vorbildlich – setzt die Rettungskette in Gang und leistet, auch weil er seinen Führerscheinkurs erst kürzlich absolviert hat, ohne zu zögern und erfolgreich erste Hilfe.

Allerdings wird dieser junge Mensch gleich zu Beginn seiner Zeit als Führerscheinbesitzer mit etwas konfrontiert, von dem man hofft, es nie erleben zu müssen und insgeheim annimmt, dass sowas „nur den anderen passiert“. Das kann für so einen jungen Menschen in diesem Moment überwältigend sein. Dann riegelt der Verstand im Selbstschutz ab. Dadurch kann das Erlebte aber nicht richtig eingeordnet und verarbeitet werden. Er hat mir das damals mit einem Gefühl beschreiben, als sehe er einen Film durch eine Schicht von Watte. Dumpf, schemenhaft und als wäre dieses Erlebnis nicht Teil seines eigenen Lebens. Das Erscheinen dieser Bilder kann dabei nicht kontrolliert werden. Sie treten immer wieder plötzlich auf und versetzen eine Person zurück in dieses Gefühl des Schreckens. Wenn diese „Flashbacks“ über Wochen und Monate anhalten, werden sie zu einer enormen psychischen Belastung, die dann als Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert wird.

Notfallpsychologen unterstützen bei der Verarbeitung

So ein dramatischer Verlauf ist nicht immer, aber doch oft genug zu verhindern, indem den Betroffen direkt nach dem Erlebnis durch geschulte Laien oder Notfallpsychologen wie mich darin unterstützt werden, diese Verarbeitungsleistung zu meistern. Das beginnt damit, die Reaktion der Betroffenen, die unterschiedlichste Formen annehmen können, als das zu verstehen, was sie sind: normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse.

Dass ein schwerer Verlauf durch frühzeitige Intervention verhindert oder zumindest abgemildert werden kann, ist eine Erkenntnis, die sowohl in Einsatzorganisationen, aber auch Unternehmen wie bei den Österreichischen Bundesbahnen dazu geführt hat, eigene Interventionsteams, bestehend aus Laienhelfern und Notfallpsychologen, aufzubauen.

Ein geschultes Gespräch zu führen und sicherzustellen, dass diese Person in ihrem Schmerz nicht alleine ist, macht das Leid nicht weniger, aber das ist auch nicht der Anspruch. Ich vergleiche das gerne mit dem Versorgen einer Wunde. Zieht man sich eine zu, ist das schlimm und schmerzhaft. Eine professionelle Versorgung kann die Verletzung nicht ungeschehen machen, aber sie kann den Heilungsverlauf beschleunigen und verhindern, dass sich die Wunde entzündet und sie Verletzung zu einem chronischen Leid wird.

Auch bei diesem jungen Mann und Augenzeugen des Unfalls konnte ein Gespräch direkt nach dem Ereignis und ein weiteres am Tag danach, die Erklärung, was da in seinem Kopf vorgeht und dass die Reaktion normal ist, helfen, dieses Erlebnis in wenigen Tagen erfolgreich einzuordnen, und somit ohne dauernde Angst und plötzliche Flashbacks am Straßenverkehr teilzunehmen und seine Arbeit sicher fortzusetzen.

Teresa Allum, Wirtschafts- und Notfallpsychologin, Vorstandsmitglied des Verbands akademischer Sicherheitsberater Österreich, coacht, forscht und unterrichtet im Bereich Risiko- und Sicherheitsmanagement. Als Notfallpsychologin betreut und begleitet sie Großveranstaltungen.

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