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Produkte 16. März 2023

Nicht nur Blackout, auch Versorgungsunterbrechungen im Blick

Es geht nicht nur um den großflächigen „Blackout“ – Unternehmen sollten auch für kurzfristige Versorgungsunterbrechungen gewappnet sein.

Wenn das Licht ausgeht: Unternehmen sollten sich nicht nur auf einen möglichen Blackout, sondern auch auf kurzfristige Versorgungsunterbrechungen vorbereiten. 
Wenn das Licht ausgeht: Unternehmen sollten sich nicht nur auf einen möglichen Blackout, sondern auch auf kurzfristige Versorgungsunterbrechungen vorbereiten. 

Die Sorge vor einem großflächigen „Blackout“ in Deutschland hat sich durch die Versorgungskrise mit Rohstoffen wie Kohle und Gas verschärft; Unternehmen sind jedoch gut beraten, auch für kurzfristige, lokale Versorgungsunterbrechungen gewappnet zu sein.

Denn die Verfügbarkeit einer flächendeckenden Stromversorgung ist für ein Industrieland wie Deutschland unverzichtbar. Ohne Strom geht nahezu nichts. Insofern macht es trotz einer generell hohen Versorgungssicherheit in Deutschland Sinn, sich unter dem Aspekt der Resilienz die Frage zu stellen, welche Auswirkungen ein Stromausfall hätte. Das gilt sowohl für den privaten Bereich und die öffentliche Hand als auch für Unternehmendes Mittelstands oder der Großindustrie. Jenseits von lokalen Stromausfällen, die faktisch jederzeit auftreten können und deren Ursachen unterschiedlich sind, ist ein Blackout in der Regel ein großflächiger Ausfall der Stromversorgung, infolge von infrastrukturellen Schäden, beispielsweise ausgelöst durch Wetterextreme.

Gezielte Abschaltung durch Netzbetreiber

Bei einem „Brownout“ handelt es sich hingegen um eine gezielte Abschaltung durch die Netzbetreiber, um das Stromnetz bei Schwankungen zu stabilisieren. Aus Sicht der Netzbetreiber handelt es sich um ein kontrolliertes Ereignis, bei dem es rollierende Abschaltungen geben würde, in der die Betreiber Abschaltgruppen (Regionen) nacheinander für begrenzte Zeit vom Netz nehmen müssten.

Die Folgen eines Blackouts oder auch einer schwerwiegenden Gas- und Strommangellage würden unsere Gesellschaft als Gesamtes überfordern.
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Doch egal ob Blackout, Brownout oder ein technischer Defekt vor Ort: Die Folge ist ein schlichtes „out“. Unternehmen sollten daher Im Sinne der Business Continuity identifizieren, welche Prozesse und Abläufe bei ihnen von einem Stromausfall betroffen wären und wie sich kritische Produktionsprozesse gegebenenfalls aufrechterhalten ließen. In einer Business Impact Analyse (BIA) werden die Auswirkungen der Unterbrechung kritischer Prozesse festgehalten und Gegenmaßnahmen entwickelt. Zu den Punkten, die eine BIA umfassen sollten, gehören unter anderem die Definition der maximalen Ausfallzeit, bevor die nicht tolerierbaren Auswirkungen zum Tragen kommen, Beschreibungen der finanziellen und betrieblichen Auswirkungen durch einen Ausfall und wie beispielsweise Kunden betroffen sein könnten. Was für Unternehmen gilt, ist auch gleichermaßen für Behörden relevant, die vergleichsweise schlechter aufgestellt sind. Dienste wie Polizei oder Feuerwehr müssen sich ebenfalls Gedanken machen, wie sie im Ernstfall handlungsfähig bleiben. Krankenhäuser sind hier als Teil des Gesundheitssektors bereits deutlich besser aufgestellt.

Blackout legt Kommunikation lahm

Ein großflächiger Stromausfall betrifft in der Regel eben nicht nur das eigene Unternehmen, sondern die gesamte organisatorische und prozessuale Infrastruktur, in die das Unternehmen eingebunden ist. Die Kommunikation per Mail, Festnetz oder Mobiltelefon ist nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Maschinen laufen nicht, die IT fällt aus, elektrische Tore lassen sich eventuell nicht öffnen. Teilweise sind es einfache Dinge, die sich in ihrer Gesamtheit aber massiv auswirken können. Ebenso sind Dominoeffekte zu berücksichtigen, beispielsweise unterbrochene Lieferketten, die Versorgung mit wichtigen Gütern wie Treibstoff und ähnliches.

Ob allerdings eine Notstromversorgung für Unternehmen sinnvoll ist, hängt von der Frage ab, welche Kernprozesse wie lange ausfallen dürfen, bevor es kritisch wird. Die maximal tolerierbare Ausfallzeit (MTPOD) wird so zum Maßstab der Vorsorge. Je höher die Anforderungen an die Verfügbarkeit eines bestimmten Prozesses sind, desto eher wird man diesen absichern müssen: durch eine redundante Auslegung beispielsweise oder, wenn es um einen Stromausfall geht, durch eine entsprechende Notstromversorgung. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Ein Betrieb kann auf eine Notstromversorgung verzichten, wenn er im Rahmen des Business Continuity Management zu dem Schluss kommt, dass ein Ausfall für eine bestimmte Zeit die Geschäftsprozesse nicht nachhaltig oder zumindest nur tolerierbar schädigen würde. Ebenfalls miteinbezogen werden muss in diese Überlegungen die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Ereignisses. So lag laut Bundesnetzagentur die durchschnittliche Nichtverfügbarkeit von Strom in Deutschland im Jahr 2021 bei 12,7 Minuten. Doch auch wenn diese Zahlen die Sicherheit der Stromversorgung unterstreichen: Einen Stromausfall muss man sich „leisten“ können, und in den letzten Wochen haben zum Beispiel Wetterereignisse gezeigt, dass diese spontan zu großflächigen Ausfällen in der Versorgung führen können.

Versorgungsunterbrechungen 2021

Für das Jahr 2021 haben 850 Netzbetreiber insgesamt 166.615 Versorgungsunterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung übermittelt. Die Anzahl der Störungsmeldungen nahm gegenüber dem Vorjahr um etwa 4.400 Meldungen zu. Aus allen ungeplanten Unterbrechungen, die nicht auf Ereignisse der höheren Gewalt zurückzuführen sind, ermittelt die Bundesnetzagentur den sogenannten Saidi-Wert (System Averge Interruption Duration Index), der die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenen Letztverbraucher und Spannungsebene innerhalb eines Kalenderjahres widerspiegelt. Extreme Ereignisse, wie etwa die Flutkatastrophe im Ahrtal, gelten als höhere Gewalt und fließen nicht in die Berechnung mit ein. Das BSI überarbeitet derzeit seinen Standard 200-4 BCM für alle Behörden und Unternehmen, die sich mit dem Thema befassen. Quelle: Bundesnetzagentur

 

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