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Neue Studie: Lagebild Wirtschaftsschutz NRW 2019

Unter Federführung des Innenministeriums NRW erstellte die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) eine Studie zum Wirtschaftsschutz bei KMU.

Die Studie zum Thema Wirtschaftsschutz beleuchtete die Sicherheitssituation der knapp 720.000 kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Nordrhein-Westfalen (NRW). Als Basis dienten die Selbstauskünfte, welche in Form von 380 vollständig ausgefüllten Fragebögen den Wissenschaftlern zur Verfügung standen (Rücklaufquote 1,9 %). Politisch ist der Aufgabenbereich Wirtschaftsschutz beim Verfassungsschutz angesiedelt. Aus diesem Grund stellte ihn auch der Präsident des NRW-Verfassungsschutzes vor. Durch Auslagerungen sind viele KMUs trotz ihrer bescheidenen Größe unverzichtbar in den Lieferketten der Großindustrie und der Konzerne. Lieferausfälle lassen sich oft schon nach Tagen nicht mehr kaschieren und führen zu Folgeschäden. Darauf wiesen während des ASW West-Sicherheitstags im September in Bochum mehrere Redner hin.

Einer der Erkenntnisse der Studie: Die Selbstwahrnehmung der Unternehmen spiegelt nicht immer ihre tatsächliche Situation wider. Vielmehr überschätzt sich die Mehrheit der Unternehmen und wiegt sich in falscher Sicherheit. Das betrifft insbesondere die abgefragten Dimensionen Organisatorische Schutzmaßnahmen sowie der physische Gebäudeschutz. Ausgerechnet bei der IT dreht sich das Bild um. Hier hält sich die Unternehmensmehrheit für schlechter aufgestellt, als sie es tatsächlich sind. Allerdings ist beinahe die Hälfte der Kleinstunternehmen von der Versicherungssumme her nicht ausreichend gegen Angriffe auf ihre Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse versichert. Auch fehlt oft die Expertise, die Möglichkeiten der Angreifer exakt einzuschätzen und sich so effektiv zu schützen.

Studie zeigt Mängel beim Wirtschaftsschutz in NRW

Wenig überraschend, aber hier noch einmal wissenschaftlich bestätigt: Je kleiner die Unternehmen sind, desto prekärer ist ihrer Situation. Selbst bei Klassikern der Sicherheitstechnik, wie etwa der äußeren und inneren Gebäudesicherheit, zeigten sich in diesem Segment gravierende Mängel. 70 Prozent aller befragten Unternehmen halten den physischen Gebäudeschutz für „eher wichtig“ bis „sehr wichtig“. Vor allem die Kleinunternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern (immerhin 46,3 % der KMU) setzen diese Erkenntnis aber kaum um. Notfall- und Krisenpläne, Sicherheitsanalysen und externe Absicherungsmaßnahmen sowie Zertifizierungen und Audits finden sich bei den Kleinunternehmen sehr selten. Sie werden vorwiegend von größeren Unternehmen umgesetzt. Dass die Bereiche Gastronomie und Hotellerie das Schlusslicht bei der Umsetzung bilden, ist wenig überraschend, aber das Handwerk und die für Produktionsprozesse wichtigen industrienahen Dienstleistungen schneiden kaum besser ab. Dass Aufklärung und Unterstützung durchaus positive Folgen haben, zeigt das gute Abschneiden aller Kritis-Unternehmen. Allerdings ist auch die kritische Infrastruktur noch weit von einer optimalen Absicherung entfernt. Den optimalen Punktesatz vergaben die Forscher auch hier nicht.

Die Studie dient unter anderem dazu, die seit 2001 bestehende „Sicherheitspartnerschaft Nordrhein-Westfalen“ zu festigen. Im Fokus dieser Partnerschaft liegt ein gemeinsames Vorgehen gegen Wirtschaftsspionage und Wirtschaftskriminalität. Mitglieder der Sicherheitspartnerschaft NRW sind neben Behörden auch die IHK NRW - Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen e.V. Ein kontinuierlicher Austausch sowie gegenseitige Information und Beratung sollen folgen.

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Die Studie stellt ausdrücklich technische, personelle, bauliche und organisatorische Herausforderungen durch Digitalisierung und Globalisierung fest. Ob der kostenlose Beratungsdienst des Verfassungsschutzes, auf den Minister Reul im Vorwort zur Studie hinweist, ausreicht, diese Herausforderungen zu meistern, bleibt abzuwarten.

Bernd Schöne

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