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12. Mai 2023

Mit Remote Services zu mehr Sicherheit und Effizienz

Wie digitalisierte Lösungen und Remote Services im technischen Brandschutz für mehr Betriebssicherheit, Wirksamkeit und Effizienz im laufenden Betrieb sorgen können.

Datenvisualisierung, technisches Monitoring, Datenanalyse und intelligente Algorithmen geben in der Brandmeldetechnik völlig neue Einblicke.
Datenvisualisierung, technisches Monitoring, Datenanalyse und intelligente Algorithmen geben in der Brandmeldetechnik völlig neue Einblicke.

Leistungsfähige Brandmeldesysteme sind heute schon intelligent und vernetzt. Trotzdem werden die Potenziale der Digitalisierung im technischen Brandschutz noch längst nicht voll ausgeschöpft. Dabei ermöglicht zum Beispiel eine cloudbasierte Datennutzung Brandschutzbeauftragten, Betreibern und Anwendern entsprechender Anlagen künftig eine proaktives und nicht mehr nur reaktives Handeln.

Anders als etwa in der Industrie setzen sich digitale Technologien und Methoden im Gebäudeumfeld vergleichsweise langsam durch. Das ändert sich gerade – nicht zuletzt, weil die verfügbare Rechenleistung durch Konnektivität zu Cloud-Technologien innerhalb weniger Jahre enorm gestiegen ist. Das intelligente Gebäude, das Smart Building, wird zunehmend Realität.

Die Voraussetzung dafür schaffen Technologien, die vor allem eines können: Daten in Erfolg verwandeln. Stichwörter sind Konnektivität, Analyse, Monitoring und Transparenz. Das Gebäude der Zukunft ist digital, vernetzt, nachhaltig und leistungsstark. Datenvisualisierung, technisches Monitoring, Datenanalyse und intelligente Algorithmen geben völlig neue Einblicke in den Lebenszyklus von Gebäuden und Anlagen. Das gilt besonders auch für die Brandmeldetechnik.

Normative Rahmenbedingungen: Chancen für Innovationen

Damit stellen sich die Fragen, wie eine solche digitale Unterstützung im Bereich Brandschutz aussehen kann, nach welchen Regelwerken sie wie genau erfolgen soll und nicht zuletzt, welche produktseitigen Anforderungen sie stellt. Zur Beantwortung zunächst ein Schritt zurück in die Vergangenheit: Bisher wurde immer zuerst eine Technologie entwickelt; mehrere Hersteller gingen mit unterschiedlichen Ansätzen und Produkten an den Markt. Erst später, in einem zweiten Schritt, begann die Standardisierung. Produktstandards mit entsprechenden Prüfmethoden wie auch Normen für das Planen, Errichten, Erweitern, Ändern und den Betrieb wurden entwickelt. Heute, insbesondere bei digitalen Produkten, hilft dieser Ansatz nicht mehr weiter. Entwicklungen müssen parallel laufen, sich gegenseitig anpassen.

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Normen und Richtlinien sind dabei als Leitplanken zu verstehen: Die aktuelle DIN EN 50710 zum Beispiel beschreibt den digitalen Fernzugriff auf Gefahrenwarnanlagen, zu denen auch Brandmelderzentralen (BMZ) gehören. Dabei werden drei Arten von Fernzugriffen definiert und ihre normenkonforme Umsetzung beschrieben, nämlich: Daten aus der Anlage lesen, Daten schreiben und Steuerungsaufgaben ausführen. Die Vorgaben gelten gleichermaßen für Besitzer bzw. Betreiber solcher Anlagen wie auch für die Erbringer entsprechender Ferndienstleistungen.

Dieses Beispiel zeigt, wie neue Normen auf neue technische Möglichkeiten – hier Remoteverbindungen – reagieren: Im Ergebnis sind so allgemeingültige Anforderungen unter Berücksichtigung aller wesentlichen Sicherheitsaspekte als Grundlage für Vereinbarungen zwischen dem Dienstleistungsnutzer und Dienstleistungserbringer entstanden.

Konkrete Umsetzung im technischen Brandschutz

Wie sich entsprechende digitale Strukturen aufbauen bzw. auch mit vorhandenen Anlagenteilen verschmelzen lassen, zeigt beispielsweise Siemens mit digitalen und Managed Services (Fire Safety Digital Services), die Brandmelderanlagen mit der Cloud verbinden. Dieses erste cloudbasierte Portfolio am Markt kombiniert On-Site- und Above-Site-Services für automatische Datenerfassung, Datenanalyse und störungsfreie Funktionsprüfung. Dabei basieren die neuen Funktionen auf der bisherigen Brandmeldetechnik – einem modularen, vernetzbaren Brandmeldesystem für Meldung, Alarmierung, Evakuierung und Löschung. Auch Systeme, die älter sind als das aktuelle Marktpaket 8, können dank einer einfachen Modernisierungsphilosophie die neuen Funktionen nutzen.

Vor allem aber ermöglichen solche digitalen Services den Übergang vom reaktiven zum proaktiven Brandschutz: Durch die Nutzung im Betrieb sowie Wartungs- und Ereignisfall können Kunden die Gefahrenerkennung und -prävention verbessern, fundierte Entscheidungen zur Risikokontrolle treffen, die Geschäftskontinuität wahren und eine sichere Umgebung für Menschen und Sachwerte schaffen.

Die neuen digitalen Services für den Brandschutz erfüllen dabei nicht nur alle Normen, sondern übertreffen diese sogar vielfach. Betreiber können so über die bloße Einhaltung von Brandschutzvorschriften hinausgehen und durch Daten und intelligent genutzte Analysen Menschen und Sachwerte umfassend schützen. Die Entwicklung von intelligenten Schutzsysteme mit Cloud-Konnektivität entlastet Mitarbeitende, vermeidet unnötige Störungen und verschafft Unternehmen dringend benötigte Transparenz über ihre Prozesse, damit ein reibungsloser Betrieb und eine höhere Systemverfügbarkeit gegeben sind.

Durch die Digitalisierung erweitert sich auch der Funktionsumfang von Remote Services zur Ferndiagnose und -wartung von Brandmeldesystemen erheblich.
Durch die Digitalisierung erweitert sich auch der Funktionsumfang von Remote Services zur Ferndiagnose und -wartung von Brandmeldesystemen erheblich.

Ferndiagnose und Minimierung externer Risikofaktoren

Im Einzelnen ermöglicht das neue Angebot Analyse-Services und Ferndiagnosen von überall aus und jederzeit. Dies schafft Transparenz über die Anlagen sowie die Voraussetzungen für einen proaktiven, vorausschauenden und resilienten Betrieb. Die intelligente Nutzung von Daten ermöglicht es, proaktiv die Systemzuverlässigkeit aufrechtzuerhalten, vollständige Datentransparenz für die Bearbeitung von Ereignissen und Vorfällen zu gewährleisten und so sichere sowie effiziente Gebäude zu schaffen – und das über die Normenvorgaben hinaus.

Auch der Verschmutzungsgrad von Brandmeldern lässt sich kontinuierlich überwachen, um ihre ordnungsgemäße Funktionsweise zu gewährleisten. So wird verhindert, dass Umwelt- und andere externe Risikofaktoren die Leistung der Brandmelderanlagen beeinträchtigen. Ein eLogbook stellt außerdem sicher, dass alle Informationen zu Ereignissen und Aktivitäten in der Brandmelderzentrale automatisch erfasst und sowohl dem Bedienpersonal als auch den Siemens-Technikern über ein Service-Portal online zugänglich gemacht werden. Damit werden Wissenslücken im System geschlossen. Detaillierte digitale Aufzeichnungen ermöglichen eine manipulationssichere und geschützte Datenspeicherung für die Historie der Brandmelderzentrale. Darüber hinaus bieten sie Bedienern und Betreibern umfassende Datentransparenz, damit sie zukünftige Maßnahmen priorisieren und sich auf Audits und Inspektionen vorbereiten können. 

Nicht zuletzt gehören die digitalen Brandschutz-Services zu einem umfassenden Angebot an Gebäudeservices und sind zudem eingebettet in eine digitale und offene Business-Plattform. Die Integration der Brandmelderanlage kann über ein ebenfalls cloudfähiges Gefahrenmanagementsystem erfolgen. Ziel dieses digitalen Ökosystems ist es, über alle Gewerke hinweg Kosten zu senken, Umsatz und Wachstum zu fördern, Nachhaltigkeits- und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und die Gebäudeleistung zu optimieren.

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Erweiterte Remote Services

Remote Services, wie sie auch die DIN EN 50710 zum Thema hat, werden schon länger erfolgreich zur Ferndiagnose und -wartung von Brandmeldesystemen eingesetzt. Durch die Digitalisierung erweitert sich der Funktionsumfang nun nochmals erheblich. Und das gilt nicht nur für den Fernzugriff auf die Anlage, sondern auch umgekehrt: So kann eine Remotediagnose und -entstörung im Havariefall weiterhin von außen erfolgen. Gleichzeitig kann sich der Anwender im Gegenzug über eine cRSP-Aufschaltung mit Experten verbinden, die ihn bei der Bedienung und Optimierung seines Systems unterstützen. Auch über eine cloudfähige App können Gebäudenutzer, Facility-Manager und Servicetechniker auf Brandmelderanlagen zugreifen, Live-Ereignisse überprüfen und Push-Benachrichtigungen von aufgeschalteten Standorten erhalten.

Das Remote Service Center von Siemens etwa bietet On-Site- und Above-Site-Services für Ferndiagnose und Instandhaltung. Über Remote-Betriebsunterstützung haben Kunden Zugang zu Siemens-Experten für kontinuierliche Überwachung, Diagnose und operative Unterstützung, um Probleme schnell zu beheben und sicherzustellen, dass ihre Brandmelderanlagen jederzeit funktionsfähig sind. Im Rahmen so genannter Managed Services sorgen Servicemitarbeiter dafür, dass die Brandmelderanlage jederzeit alle Vorschriften erfüllt. Dies umfasst zum Beispiel auch regelmäßige automatisierte Funktionstests aller kommunikationsfähigen Peripheriegeräte in der Brandmelderanlage sowie Berichte über den Gerätezustand, automatische Analyse der Testergebnisse und automatische Erstellung von Tickets, wenn Störungen gefunden werden.

Bei einem Vorfall erhält der Anwender zudem relevante Handlungsempfehlungen. Durch kontinuierliche Above-Site-Überwachung der Systeme können kritische Probleme angegangen und Fehler proaktiv behoben werden, bevor sie zu einem Systemausfall, einer Betriebsunterbrechung oder einem Sicherheitsrisiko führen. Managed Services ermöglichen es Betreibern außerdem, ihre Abläufe zu verbessern und ihre Kosten zu senken, ohne dass zusätzliches Personal eingestellt werden muss.

Cybersecurity ist Pflicht

Bei allen unbestreitbaren Vorteilen hat die Digitalisierung aber bekanntlich auch ihre Schattenseiten: Ein gut durchdachtes Brandmeldesystem ist intelligent und vollständig vernetzt, so dass bei einem Vorfall sofort die richtigen Maßnahmen automatisiert eingeleitet werden und Brände verhindert oder minimiert und Leben gerettet werden können. Das heutige Maß an Konnektivität und Automatisierung kennzeichnet intelligente Systeme und intelligente Gebäude, ermöglicht aber auch die ständige Gefahr von Cyberangriffen. Gerade im sicherheitsrelevanten Umfeld müssen Cyberangriffe zuverlässig verhindert bzw. abgewehrt werden. Deshalb muss wer über Digitalisierung spricht, auch über Cybersecurity sprechen.

Im Laufe der Zeit haben sich die Gebäudesysteme dramatisch verändert. Es fand ein Paradigmenwechsel von eigenständigen zu integrierten Systemen statt. Brandschutzsysteme bilden dabei keine Ausnahme. Nicht nur, dass vormals getrennte Brandschutztechnologien in ein einziges Netzwerk integriert werden, um die Reaktion auf Notfälle zu optimieren, auch die Brandschutzsysteme selbst werden mit anderen Gebäudesystemen wie HLK, Sicherheitstechnik, Aufzügen und Gebäudeautomation zusammengeführt. Diese Integration ermöglicht eine nahtlose Kommunikation zwischen diesen Systemen und eine kontinuierliche Überwachung im gesamten Gebäude. Diese Systemintegration verbessert die Sicherheit und erhöht die Transparenz sowie den Komfort.

Gleichzeitig erfordert die Systemintegration eine robuste Cybersicherheit. Der Zugriff auf integrierte Systeme erfolgt zunehmend über Managementsysteme und Remote-Plattformen. Der Fernzugriff erleichtert die Verwaltung von Notfalleinsätzen sowie die Steuerung und Reparatur von Systemen, birgt aber auch Sicherheitsrisiken. Brandschutzsysteme könnten manipuliert und somit als Zugang zu weiteren Systemen ausgenutzt werden. Wenn integrierte Systeme über einen der Kommunikationswege angegriffen werden, stehen Leben und die Sicherheit von Werten auf dem Spiel.

Um die Sicherheit in der vernetzten Welt aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, die Cybersicherheit ganzheitlich zu betrachten. Einen umfassenden Schutz gegen Cyberbedrohungen verspricht das Defense-in-Depth Konzept, wie es auch Siemens empfiehlt. Dabei handelt es sich um ein übergeordnetes und umfassendes Informationssicherungskonzept, das Anlagensicherheit, Netzwerksicherheit und Systemintegrität herstellt.

Fazit

Der digitale Wandel im technischen Brandschutz läuft auf vollen Touren. Veränderungen sind heute schon sichtbar. Nicht nur Normen und Richtlinien, sondern auch Produkte in der Brandmelde- und Gebäudetechnik verändern sich in immer kürzeren Zyklen, so dass die Nachführung von Prüf- und Zertifizierungsgrundlagen in konsequenter Weise folgen wird. Gleichzeitig muss die Verbindung der realen und digitalen Welt sicher erfolgen. Ist dies gewährleistet, werden die Auswirkungen auf Betriebssicherheit, Wirksamkeit und Effizienz nur positiv sein.

Siemens Smart Infrastructure: www.siemens.com

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