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Sicherheitsschuhe 12. Juni 2012

Kunststoff- oder besser Stahleinlagen?

Früher gab es bei Sicherheitsschuhen zu Stahl keine Alternative. Seit durchtrittsichere Sohlen aber auch aus „Fibre-LS“, „LProtect“ oder ähnlichen Spezialgeweben hergestellt werden dürfen, kommen immer mehr Modelle mit Kunststoffeinlagen in den Handel.

Für Industrie und Lager sind Sicherheitsschuhe mit Kunststoffeinlage wie beim Samba S3 (links) geeignet, für Baustellen sind Stahleinlagen wie im Work 300 die bessere Wahl.
Für Industrie und Lager sind Sicherheitsschuhe mit Kunststoffeinlage wie beim Samba S3 (links) geeignet, für Baustellen sind Stahleinlagen wie im Work 300 die bessere Wahl.

„Wer noch Stahleinlagen verkauft, galt zeitweise sogar als altbacken und nicht innovativ“, sagt Detlef Bieder. Der Geschäftsführer von Lemaitre Deutschland, einem Hersteller von Sicherheitsschuhen, sieht die aktuelle Marktentwicklung mit gemischten Gefühlen. Denn Stahl habe gegenüber Kunststoff noch immer entscheidende Vorteile: „Es kommt ganz auf den Einsatzbereich an.“

Detlef Bieder kennt die Schwachstellen der neuen Kunststoffeinlagen, insbesondere den geringeren Durchtrittschutz. „Landläufig herrscht die Meinung vor, dass ein S3-Schuh nageldurchtrittsicher sei. Aber das stimmt nicht“, betont er. Bei der Sicherheitsprüfung nach S3 werde nämlich nicht mit einem Nagel getestet, sondern mit einem 4,5 Millimeter dicken Dorn mit einer Spitze von einem Millimeter. Der Dorn wird so lange in die Brandsohle gedrückt, bis er einen Millimeter herausschaut. Ist der Kraftaufwand dabei größer als 1.100 Newton, gilt der Test als bestanden.

„Dringt ein Gegenstand – und das kann am Bau auch ein Cuttermesser oder ein Draht sein – einen Millimeter in den Schuh ein, ist das für den Träger bereits äußerst schmerzhaft“, verdeutlicht Bieder die Problematik des Testverfahrens. Zwischen Normbedingungen und der Realität liegen nach Meinung des Lemaitre-Geschäftsführers Welten.

So werde der Dorn im Test im 90-Grad-Winkel geführt. Im Arbeitsalltag sei der Winkel aber fast immer anders. „Bei einer nur geringfügigen Gradveränderung trifft beispielsweise ein Nagel schräg auf und kann sich in den Poren der Kunststoffeinlage verfangen. Bei der Stahleinlage hingegen rutscht er einfach weg.“

In der Praxis gibt es laut Detlef Bieder den „typischen“ S3-Durchtritt nach Norm ohnehin nicht. Dieser geht nämlich davon aus, dass ein 80 Kilogramm schwerer Mann einen Gegenstand mit einem Millimeter Spitze bei „normalem“ Laufen nicht durchtreten kann. „Wenn der Mann aber schwerer ist oder die Kraft größer, zum Beispiel durch einen Sprung, ist kein ausreichender Schutz mehr gegeben“, warnt der Lemaitre-Geschäftsführer.

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Natürlich sieht auch er die Vorteile von Kunststoffeinlagen, allen voran den viel höheren Tragekomfort. Im Gegensatz zur Stahleinlage sei zum Beispiel „Fibre-LS“ so biegsam wie eine normale Brandsohle. Zudem werde durch die Kälte- und Hitzeisolierung ein merklich besseres Fußklima erreicht als bei Stahl und die alternative Sohle – gleichzeitig die Brandsohle – decke nahezu 100 Prozent des Gefahrenbereichs ab. Sein Rat: Arbeitsschuhe sollte man gezielt nach dem Einsatzbereich wählen. „Kunststoffeinlagen überzeugen in vielen Bereichen und eignen sich sehr gut für Industrie, Lager oder Innenausbau. Für den harten Einsatz aber, zum Beispiel im Tief-, Hoch- und Gala-Bau, empfiehlt sich die Stahlzwischensohle.“

Mehr Informationen rund um das Thema Sicherheitsschuhe finden Sie hier: Dossier Sicherheitsschuhe: Schutzausrüstung für die Füße.

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