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Kritisch hinterfragt

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat ein geschäftspolitisches Risikomanagement installiert. Eine detaillierte Risikoanalyse war dafür die Grundvoraussetzung, wie Teil 2 dieser Artikelserie beschreibt.

Risikomanagement kann nur mit motivierten Mitarbeitern gelebt werden.
Risikomanagement kann nur mit motivierten Mitarbeitern gelebt werden.

Die BA steht seit mehreren Jahren mit unterschiedlichen Verwaltungen auf Bundesebene im Kontakt. Das Ziel ist der behördenüber-greifende Wissensaustausch und Dialog über den Aufbau eines Risikomanagement-systems in Verwaltungen.

Vergleich mit Privatwirtschaft

Um das bestehende Risikomanagementsystem einem kritischen Blick zu unterziehen, hat sich die Bundesagentur dem Vergleich mit der Privatwirtschaft gestellt. Den Knackpunkt umschreibt Robert Winter, Leiter Controlling bei der BA: „Bei Firmen steht in der Regel das Risikomanagement im Kontext der Bestandsgefährdung als Worst-Case-Szenario im Fokus, in Behörden die Aufgabenerfüllung.“

Daraus abgeleitet lassen sich bei Unternehmen mögliche Auswirkungen oder Schäden eines Risikoeintritts für Unternehmen finanziell beziffern und schließlich in der Erfolgsrechnung und in der Bilanz berücksichtigen. Die Möglichkeit zur monetären Risikobetrachtung besteht in der BA weniger oder überhaupt nicht, da sie als Sozialbehörde weder eine Bilanz erstellt noch gewinnorientiert arbeitet.

In enger Kooperation mit dem Arbeitskreis Risikomanagement und Controlling der Risk Management Association e.V. (RMA) sucht die BA unter anderem nach Möglichkeiten einer besseren Verknüpfung von Risikomanagement und Controlling. Beispielsweise geht es darum, wie sich vor dem Hintergrund der strategischen Ziele aus dem vorhandenen Kennzahlenset des Controllings Schwellenwerte generieren lassen.

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Durch eine Erweiterung der qualitativen Risikobetrachtung um quantitative Aspekte sind validere Aussagen über die Einzelrisiken und die Gesamtheit der Risiken möglich. Der RMA-Arbeitskreis blickt zudem gemeinsam mit der BA über den Tellerrand des reinen Bewertungsansatzes hinaus. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei Überlegungen zur Controlling- und Risikomanagement-Organisation und dem damit verbundenen Komplexitätsgrad sowie besserer Risikomanagement-Prozesse.

Blick in die Zukunft

Um das Risikomanagement innerhalb der BA mit der Unternehmenssteuerung zu verknüpfen, bedarf es bestimmter Anpassungen. Inhaltlich geht es um die Bereiche Organisation, Risikoerfassung, Bewerten von Risiken sowie der Verbindung von Risikomanagement und Controlling. Beispielsweise könnten die Risikokategorien um einen Risikokatalog erweitert werden.

In der weiteren Planung sieht Robert Winter eine verbesserte, aufeinander aufbauende Erfassung aller Risiken innerhalb der BA-Struktur – beginnend bei den Jobcentern bis zur Zentrale und dem abschließenden Vorstandsbericht. Eine zukünftige Risikobewertung steht ebenfalls auf dem BA-Plan, wobei die Beschreibung der operativen und technischen Risiken und deren Auswirkungen von „äußerst stark“ bis „keine“ als mögliches Bewertungsschema zur Diskussion stehen.

Zusätzlich strebt die BA eine stärkere Verbindung von Risikomanagement und Controlling an. Hierzu erfolgt eine Verknüpfung des Risikomanagements mit dem Zielsystem der BA. Neben der Ableitung von Zielen aus dem Controlling stehen die Definition von Indikatoren und eine Ableitung von Schwellenwerten auf der Agenda. Und das unter Berücksichtigung der geschäftspolitischen Ziele der Bundesagentur für Arbeit. Diese formuliert die BA wie folgt: nachhaltige und verbesserte Beratung, Wirkung und Wirtschaftlichkeit, Kundenzufriedenheit sowie hohe Mitarbeiterzufriedenheit.

Ein solches Vorhaben in dieser Dimension lässt sich nicht ohne motivierte Mitarbeiter umsetzen. Auch bei dieser Überlegung zeigt sich der unternehmerische Ansatz der BA. Eine gelebte Risikokultur und die permanente Arbeit daran ist maßgebend für die Durchdringung des Themas Risikomanagement in einer Organisation.

Prof. Dr. Rainer Kalwait, Vorstandsmitglied der Risk Management Association e.V. (RMA)

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