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Videosicherheit 2. Juni 2020

Intelligente Technologien in der Videoüberwachung

Barber Brinkman, Senior Business Development Manager von Western Digital, zu den Möglichkeiten intelligenter Technologien in der Videoüberwachung.

PROTECTOR.:Videoüberwachungskameras entwickeln sich immer mehr zu smarten, intelligenten Sensoren, einer Technologie, die über die die Funktion Sicherheit hinaus viele Analysemöglichkeiten bieten. Welche Anwendungen haben Ihrer Meinung nach das größte Marktpotential?

Barber Brinkman: Es gibt eine Reihe von KI-Anwendungen, die von den Endnutzern benötigt werden. Dazu zählt die Personenzählung, die Geschlechtserkennung, das Pattern-Matching aber auch verschiedene Optionen, um Bewegungen zu erkennen und zu fokussieren. Smarte Videokameras haben ein großes Potential - insbesondere für den Einzelhandel. Dort können sie zur Analyse von Einkaufsgewohnheiten eingesetzt werden und Aufschluss darüber geben, welche Typen von Käufern ein Geschäft betreten und in welche Gänge sie gehen. Durch diese neu gewonnenen Einblicke können Geschäftsleitungen Entscheidungen treffen, um das Einkaufserlebnis angenehmer und profitableren zu gestalten.

Analysemöglichkeiten intelligenter Technologien gehen weit über klassische Sicherheitsfunktionen hinaus

Wir sehen allerdings nicht nur im Einzelhandel große Chancen. Auch im Bereich der Smart Factories bieten Videoüberwachungskameras große Analysemöglichkeiten, die über die klassische Sicherheitsfunktion hinausgehen. Smart Video kann eingesetzt werden, um die Effizienz von Lagerprozessen und die Funktionalität des Sortiments zu analysieren.

Auch der Transportsektor steht derzeit vor vielfältigen Herausforderungen, die durch den Einsatz von intelligenten Kameras gelöst werden können. Transportunternehmen haben oft Mühe, die enorme Anzahl von Kameras effektiv zu nutzen und das exponentiell wachsende Videomaterial zu verwalten. Neue Entwicklungen in der Kameratechnologie, Echtzeitanalyse und längere Aufbewahrungszeiten von Jahren statt Tagen erschweren diese Aufgabe zusätzlich. Intelligente Speicherstrategien erfüllen aber diese Leistungs- und Kapazitätsanforderungen von Überwachungssystemen und Kameras im Dauerbetrieb.

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Intelligente Videokameras bieten also eine Reihe von Vorteilen bei der Analyse und Erschließung von Themen, die über den Sicherheitsbereich hinausgehen. Gibt es vielleicht auch Nachteile, die berücksichtigt werden müssen?

Ich glaube nicht, dass es Nachteile gibt – allerdings erfordern neue Technologien auch immer mehr Forschung, um die richtige Kamera für die richtige Anwendung zu qualifizieren. Es gibt aber aufgrund der neuen Anforderungen an intelligente Videokameras einige Herausforderungen, denen sich Unternehmen stellen müssen, wenn sie ihren Betrieb auf Smart Video umstellen möchten.

Größe des Videomaterials stellt Datenspeicher vor Herausforderungen

Lassen Sie uns erneut das Beispiel von Smart Factories heranziehen. Moderne Produktionsanlagen erfordern eine hochauflösende (beispielsweise 4K - auch bekannt als Ultra High Definition), 360° intelligente Überwachung, um alle Aktivitäten erfassen zu können. Diese zusätzlichen technologischen Anforderungen erfordern eine große Datenmenge, um rund um die Uhr arbeiten zu können. Wie wir wissen, hat ein 4K-Video die vierfache Anzahl von Pixeln wie ein HD-Video. Darüber hinaus unterstützt das 4K-konforme Video acht, zehn und zwölf Bit pro Kanal. Das entspricht einer Farbtiefe von 24, 30 oder 36 Bit pro Pixel. Ein ähnliches Muster gilt auch für HD - mehr Farbe bei 24 Bit oder weniger Farbe bei zehn oder zwölf Bit Farbtiefe pro Pixel. Insgesamt kann man also davon ausgehen, dass es eine bis zu 5,7-fache Steigerung der Bits gibt, die durch 4K-Video im Vergleich zu 1080-Pixel-Video erzeugt werden. Die Größe dieses Videomaterials hat erhebliche Auswirkungen auf den Datenspeicher – sowohl hinsichtlich der Kapazität als auch der Geschwindigkeit. Es ist darum umso wichtiger, dass Unternehmen sich den neuen Anforderungen an die Dateninfrastruktur stellen. Investitionen in diese werden zu einem Schlüsselfaktor, wenn es um intelligente Sicherheit geht.

Ein weiteres Beispiel sind smarte Wärmekameras, die erhebliche Vorteile für den Gesundheitssektor haben. In Kombination mit einem Feueralarmsystem sind diese im Vergleich zu einer herkömmlichen Kamera, wie sie für ein normales Gebäude oder den Einzelhändler verwendet wird, viel teurer. Auch hier müssen sich Unternehmen klar darüber werden, welche Kamera die Richtige für ihre Anwendung ist und sich den neuen Anforderungen an die Dateninfrastruktur stellen.

Welche Herausforderungen ergeben sich, wenn die Daten direkt in der Kamera und nicht in der Leitstelle verarbeitet und ausgewertet werden?

Die größte Herausforderung sehe ich bei der direkten Verarbeitung und Auswertung in der Kamera darin, dass Daten für zukünftige Analysen möglicherweise nicht gesichert oder gemeinsam nutzbar gemacht werden. Bei Western Digital bieten wir ein breites Produktportfolio an, das einen Lösungsansatz für diese Anforderungen bietet. Unsere Western Digital SD- und microSD-Karten für Industrieanwendungen bieten eine lange Haltbarkeit sowie eine Überwachung der Kartenintegrität für Aufzeichnungen im Dauerbetrieb. Zusätzlich bieten sie einen längeren Produktlebenszyklus und eine Firmware, die ein erweitertes Speichermanagement mit Störfestigkeit, automatischer/manueller Aktualisierung, ECC und Wear-Leveling ermöglicht. Außerdem bieten diese Produkte auch die Möglichkeit eines Ferndiagnoseberichts, damit Nutzer bei Störungen schnellstmöglich reagieren und Maßnahmen ergreifen können.

Wie beurteilen Sie die Probleme in Bezug auf die Bandbreite, die durch die immer größer werdende Datenmenge und die höhere Auflösung der Videobilder verursacht werden?

Je nach Anwendung kann die Bandbreite mit dem richtigen Videoformat gesteuert werden. Durch die Komprimierung der Daten, also einer Technologie, die von der Kamera und den VMS-Anbietern angeboten wird, könnte der Bedarf an Bandbreite sinken, während das Filmmaterial immer noch gespeichert werden kann. Wenn für das gesamte Filmmaterial eine höhere Auflösung erforderlich ist und die Bandbreite zum Engpass wird, besteht die einzige Möglichkeit, diese mit den neuesten 10Gbe-Router-Lösungen zu erhöhen oder zu warten, bis 5G endlich implementiert ist. Mit 5G werden wir einen verstärkten Einsatz von 4K- und sogar 8K-Kameras sehen, und hochauflösende Aufnahmen in mobilen Anwendungen werden sich immer mehr durchsetzen.

Welche Lösungen bietet Western Digital der Videoindustrie in Bezug auf Datenspeicherung und Datenanalyse?

Wir bei Western Digital ermöglichen unseren Kunden mit der neuesten Festplatten- und Flash-Technologie, all ihre Möglichkeiten im Bereich Datenspeicherung auszuschöpfen. Wenn große Datenmengen für intensive Analysen benötigt werden, bieten wir im Smart-Video-Bereich HDDs mit bis zu 14TB an. Im Enterprise-Bereich bieten wir sogar bis zu 20TB an, die zur Archivierung verwendet werden können.

Mit den Western Digital-Festplatten für Überwachungssysteme können Kunden ein maßgeschneidertes Sicherheitssystem für ihre individuellen Geschäftsanforderungen erstellen. Sowohl die WD Purple-Festplatten als auch die Produkte der Ultrastar-Serie zeichnen sich durch hohe Speicherkapazität, hervorragende Zuverlässigkeit und hohe Energieeffizienz aus. Das macht sie ideal für den Dauerbetrieb. Wenn die Hauptanforderung darin besteht, Daten schnell zur Hand zu haben oder sie einfach mit anderen Geräten auszutauschen, eignet sich eher das Flash-Angebot von Western Digital. Dieses reicht von 16GB bis 512GB für industrielle Speicherkarten. Bald werden wir auch SSDs der Enterprise-Klasse mit bis zu 30.72TB anbieten.

Umfangreiches Speicherangebot für moderne Videoüberwachungs-Lösungen

Für das aktuelle Smart Video-Segment konzentriert sich unser Angebot auf WD Purple HDD (von 1-14TB) sowie der WD Purple microSD-Karten (32GB - 512GB). Mit den microSD-Karten für industrielle Anwendungen bieten wir lange Haltbarkeit, optimale Zuverlässigkeit und einen erweiterten Temperaturbereich für intelligente Video- und Überwachungsanwendungen wie IP-Kameras, mDVR, Dashcams, Body Cams und Drohnen. Sie sind für 24-stündige schreibintensive Dauerbelastungen, die Einhaltung der Datenspeicherung und extreme Umgebungen ausgelegt und natürlich auch getestet. Aufgrund ihrer geringen Größe eignen sie sich ideal für die lokale Speicherung in Netzwerkgeräten für die Videoüberwachung. Sie sind auch mit anderen Western Digital-Lösungen in lokalen DVRs und NVRs, Near-Edge-Cloud-Servern und Back-End-Cloud-Rechenzentren kompatibel.

Die WD Purple-Festplatten sind ebenfalls ideal für Überwachungssysteme ausgelegt. Wir verwenden unsere exklusive, herstellereigene Allframe-Technologie, mit der Nutzer ein Sicherheitssystem entwickeln können, das perfekt auf Ihre individuellen geschäftlichen Anforderungen angepasst ist. Die Allframe-Technologie reduziert durch optimiertes ATA-Streaming Aussetzer, Pixelfehler und andere Videostörungen, die bei Videorekordern auftreten können. Die Festplatten zeichnen sich durch die verwendete Technologie auch durch ein höheres Workload Rating aus, durch das 32 zusätzliche Streams für systeminterne Deep-Learning-Analysen unterstützt werden.

Neben unserem WD Purple-Produktportfolio bieten wir auch Ultrastar Enterprise SATA- und SAS-HDDs sowie SSDs für industrielle Anwendungen an. Insbesondere die NVMe-SSDs der Ultrastar CL-Serie ermöglichen extrem hohe Leistungen in kommerziellen und industriellen Anwendungen durch zukunftssichere Designflexibilität und eine skalierbare NVMe-Architektur auf 64-Layer-3D-NAND. Auch diese Produkte zeichnen sich durch einen großen Temperaturbereich und eine lange Lebensdauer aus.

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