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Mitarbeiterausbildung 19. September 2012

Hightech im Sicherheitsgewerbe

In der Luftsicherheit hat Hightech längt Einzug gehalten - ob beim Einsatz von Metalldetektoren, Röntgentechnik, Spurendetektionsgeräten zum Auffinden von Explosivstoffen oder Body-Scannern. Und es braucht qualifiziertes Personal, um solch komplexe Systeme zu bedienen.

Es bedarf intensiver Übung, um die Röntgenbilder interpretieren zu können.
Es bedarf intensiver Übung, um die Röntgenbilder interpretieren zu können.

In anderen Tätigkeitsfeldern des Sicherheitsgewerbes (Veranstaltungs-schutz, Schutz öffentlicher Einrichtungen) ist der Einsatz solcher Technologien dagegen eher sporadisch zu finden. Natürlich ist die Beschaffung der Geräte und die Ausbildung der Mitarbeiter sehr kostenintensiv. Aber darf bei der Umsetzung von Sicherheitsstandards wirklich die Einsparung von Kosten im Vordergrund stehen? Diese Frage ist wohl mit einem klaren „Nein“ zu beantworten. Insbesondere, da die Investitionen in eine derartige Technologie sich mittelfristig aufgrund von Einsparungen in anderen Bereichen amortisieren.

Ein weiteres Gegenargument von Sicherheitsunternehmen gegen die Beschaffung und den Einsatz dieser Technik ist auch häufig: „Der Kunde ist nicht bereit, uns diese Dienstleistung zu bezahlen.“ Ist das wirklich so? Als Sicherheitsdienstleister hat man bestimmt Möglichkeiten, Kunden von der Sinnhaftigkeit des Einsatzes hochwertiger Technik zu überzeugen. Hier sollte sinnvollerweise der Vertrieb argumentativ „aufgerüstet“ werden.

Es geht aber auch anders: Als Reaktion auf sich stetig ändernde Gefährdungslage haben verschiedene Sicherheitsunternehmen bereits den wachsenden Anforderungen Rechnung getragen. Diese Unternehmen investieren sinnvoll in die Ausbildung ihrer Mitarbeiter und auch teilweise in die Beschaffung der Technik, um diese ihren Kunden für den Einsatz anzubieten. Der Kunde hat dadurch die Möglichkeit, auf Komplettlösungen zuzugreifen.

Stichwort Ausbildung

Der Sicherheitsmitarbeiter „alter Schule“ wird in Zukunft wahrscheinlich mehr und mehr verdrängt durch den „Spezialisten“, der besondere Kenntnisse in der Anwendung von anspruchsvollen Hightech-Systemen hat. Bei der Schulung dieser Mitarbeiter ist es wichtig, dass die Unternehmen großen Wert auf die Qualität der Ausbildung legen. Den „Generallisten“, der mit jeder Technologie vertraut ist, wird es nicht oder nur sehr selten geben.

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Ein Sicherheitsmitarbeiter, der gut in der Anwendung einer Röntgen-Gepäckprüfanlage ist, muss nicht zwingend auch ein Spurendetektionsgerät für die Suche nach Explosivstoffen oder Drogen fehlerfrei bedienen können.

Bei der Anwendung von Röntgensystemen kommt es im Wesentlichen auf das Interpretieren von Röntgenbildern an. Verbotene Gegenstände müssen erkannt werden. Bei der Ausbildung von Anwendern dieser Technik sollte ihnen ein Gefühl dafür vermittelt werden, wie Gegenstände im Röntgenbild dargestellt werden. Wer sich schon mal ein normales Röntgenbild angeschaut hat, wird verstehen, dass es intensiver Übung bedarf, die Details zu erkennen und richtig zu interpretieren. Eine Ausbildung nach der Devise: „komm, ich zeig mal schnell, wie das geht“, führt hier sicher nicht zu dem gewünschten Erfolg. Auch das viel gepriesene „Learning by Doing“ kann nur als Nachfolge für eine intensive Grundausbildung angesehen werden. Die Mitarbeiter sollen nicht nur die Bildinterpretation erlernen, sondern auch die technischen Möglichkeiten solcher Geräte anwenden und ausnutzen.

Technisches Vorwissen

Spurendetektionsgeräte sind immer dann von großem Nutzen, wenn es um das Auffinden von Explosivstoffen oder Drogen geht. Dabei werden Wischtests an der Oberfläche von Gegenständen, wie beispielsweise Taschen, Koffer oder Paketen durchgeführt, ohne diese öffnen zu müssen. Auch an Kleidung oder Haut kann der Wischtest gemacht werden. Die so gewonnene Probe wird dann mittels eines Spurendetektionsgerätes analysiert. Bei einem positiven Erkennen von Explosivstoffen oder Drogen, je nach Suchmodus, wird ein Alarm ausgelöst. Das Funktionsprinzip basiert vereinfacht auf der Ioneneinfang-Spektrometrie, wobei Partikelproben/Ausdampfungen durch eine radioaktive Strahlenquelle im Inneren des Gerätes ionisiert werden und der Grad der Ionisierung Aufschluss über die gefundenen Stoffe gibt. Die Ergebnisse liegen dem Anwender innerhalb von Sekunden vor.

Eine Weiterentwicklung dieser Spurendetektionstechnik stellt eine System dar, bei dem eine Person sich in einen Durchgangsdetektor stellt. Das Messverfahren ist im Grunde das gleiche, nur das keine Wischprobe genommen werden muss. Das Gerät nimmt die Ausdampfungen und Partikelproben aus der von der Körperwärme erzeugten Luftströmung auf. Das System gibt dann bei positivem oder negativem Messergebnis ein wahlweise akustisches oder optisches Signal an den Bediener. Denkbare Einsatzgebiete für diese Art der Sicherheitstechnik können beispielsweise Justizvollzugsanstalten, öffentliche Einrichtungen, oder Veranstaltungen mit erhöhten Sicherheitsanforderungen sein.

Natürlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer Hightech-Systeme, mit denen den künftig erhöhten Anforderungen an die Sicherheit Rechnung getragen werden kann und die naturgemäß auch höhere Anforderung an die Ausbildung und Qualifikation der Sicherheitsmitarbeiter stellen werden. Die Sicherheitsunternehmen sind gut beraten, wenn sie frühzeitig auf diese zukünftigen Anforderungen reagieren, indem sie in die Qualifizierung geeigneter Mitarbeiter investieren.

Dipl.-Ing. Achim Rahn, Fachbereichsleiter Strahlenschutz, Gefahrgut, Umweltschutz der Bildungszentrum Pond Academy

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