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Erfolgreicher Studiengang zum Sicherheitsmanager

Aus dem klassischen „Leiter Sicherheit“ wird ein „Sicherheitsmanager“. Details zu einem entsprechenden Studiengang erfuhr PROTECTOR von Prof. Dr. André Röhl.

Der Studiengangleiter Sicherheitsmanagement an der Northern Business School, Professor Dr. André Röhl, verrät, über welche Eigenschafen ein moderner Sicherheitsmanager verfügen muss. Meist stehen die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter und die höhere Qualität der Dienstleistung im Fokus. Daneben gibt es aber auch Aspekte, das Management betreffend, die nicht vernachlässigt werden sollten.

Wenn das Sicherheitsdienstleistergesetz (SDG) jetzt langsam Realität werden sollte, freuen sich alle Beteiligten darüber, dass der Ausbildung des Personals eine erhöhte Bedeutung zukommt. Sehen Sie das nicht so? Worauf sollte Ihrer Meinung nach der Fokus liegen?

Prof. Dr. André Röhl: Eine bessere Ausbildung ist natürlich zu begrüßen. Allerdings fehlen mir in der Diskussion zwei Aspekte. Zum einen die Frage, wieviel Qualifizierung brauchen wir für wen? Ich denke, dass es oft nicht am Mitarbeiter vor Ort liegt, wenn etwas nicht funktioniert. Vielmehr sind die unmittelbaren Führungskräfte gefragt, ihr Team zielgerichtet anzuleiten und zu motivieren. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr über die Ausbildung der Führungskräfte reden und nicht nur über die Sinnhaftigkeit des Unterrichtungsverfahrens.

Zum anderen stellt sich die Frage, wie eine Ausbildung gestaltet werden muss. Hier kann es nicht nur um reine Wissensvermittlung gehen. Neben das Wissen müssen auch das Können und das Wollen gestellt werden. Eine derartige Kompetenzorientierung muss mit regelmäßiger Fortbildung einhergehen. Allein die Schaffung neuer Prüfungsformen für den Zugang zum Sicherheitsgewerbe scheint mir nicht ausreichend. Im Übrigen erachte ich die Schaffung gemeinsamer Regelungen auch für den Bereich der Inhouse-Security als einen wichtigen Schritt.

Haben sich denn die Anforderungen an einen „Leiter Sicherheit“ in der vergangenen Jahren verändert?

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Meiner Meinung nach gab es eine Bedeutungszunahme, welche unter anderem aus veränderten Bedrohungslagen und einem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis resultiert. Im Idealfall ist der Leiter Sicherheit heute auch Berater, der dazu beiträgt, dass strategische Entscheidungen des Unternehmens erfolgreich und „sicher“ umgesetzt werden können. Das setzt natürlich voraus, dass er Wechselwirkungen zwischen Geschäftsstrategie und Sicherheitserwägungen bewerten kann.

Ein Sicherheitsmanager muss auf unterschiedliche Herausforderungen reagieren können

Wie sieht Ihr „Idealbild“ eines modernen Sicherheitsmanagers aus?

Angesichts der Vielfalt der Aufgaben kann es eigentlich kein Idealbild geben. Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Entwicklung von Kompetenzprofilen für Tätigkeitsfelder des Sicherheitsmanagements. Dabei wird deutlich, dass sich Kompetenzen für die Arbeit im Krisenmanagement von denen eines Leiters Standortsicherheit unterscheiden. Als Konstante würde ich neben „Klassikern“ wie der Zuverlässigkeit die Befähigung zu systematischen Entscheidungen sehen – und das Vermögen, auf unterschiedliche Herausforderungen reagieren und von einer Aufgabe zur nächsten wechseln zu können.

Was muss Ihrer Meinung nach daher bei der Ausbildung einer künftigen Führungskraft beachtet werden?

Eine Führungskraft muss sich in ihrem Handeln durch Mitarbeiterorientierung und Sachorientierung auszeichnen. Ersteres bedeutet, Orientierung zu bieten und die notwendigen Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen. Sachorientierung steht für die angesprochene systematische Entscheidungsfindung, die aus Fachkompetenz und der Fähigkeit, einen strukturierten Entscheidungsprozess zu gestalten, hervorgeht. Eine Führungskraft sollte um das dafür notwendige Handwerkszeug wissen und auch Gelegenheit haben, dieses zu erlernen. Dies geht nicht von heute auf morgen und muss Theorie und Praxis sinnvoll verbinden.

Die Auffassung, dass Unternehmen in Zukunft keine Führungskräfte mehr benötigten, teile ich nicht. Ein Bedarf an Führung wird bestehen bleiben, auch wenn sich die Form der Umsetzung wandelt. Die Veränderung der Mittel, mit denen Führung umgesetzt wird, und die Veränderungen des Systems, in denen Führung stattfindet, sollten daher ebenfalls Bestandteil einer Ausbildung sein.

Sicherheitsdienstleistungen sind schwer messbar

Wechseln wir kurz einmal die Perspektive: Wenn nun also der fit gemachte Securitymanager über eine Auftragsvergabe an einen Sicherheitsdienstleister zu entscheiden hat: Nach welchen Kriterien wird er das tun?

Bei Sicherheitsdienstleistungen gibt es das Problem der fehlenden „Messbarkeit“ des Gutes, welches ich erwerben möchte. Als Kunde gehe ich potenziell ein Risiko ein. Im Gegenzug muss der Sicherheitsdienstleister um Vertrauen werben. Dies setzt ein transparentes Angebot, Verständnis für die Bedarfe sowie Qualitätsnachweise voraus

Der Securitymanager wird häufig an gesetzliche, branchenspezifische oder technische Vorgaben gebunden sein. In Zeiten integrierter Sicherheitslösungen bergen diese aber die Gefahr einseitiger Bewertungsmaßstäbe. Es wäre sinnvoll, wenn der Securitymanager eigene Kriterien dazu entwickelt, was ihm wichtig ist. Diesen sollte er dann nicht nur bei der Vergabe, sondern auch während der Vertragslaufzeit Geltung verschaffen.

Da schlagen vielleicht „zwei Herzen“ in dessen Brust: Auf der einen Seite die betriebswirtschaftlichen Aspekte, auf der anderen das Sicherheitsbewusstsein. Wie kann man letzteres weiter verbreiten, denn „Qualität hat ihren Preis“ ist ja leider bei der Auftragsvergabe nicht immer das Motto?

Hier würde ich auf Seiten der Dienstleister den Fokus auf geeignete Zertifizierungen und Referenzen, die idealerweise noch einen Mehrwert verdeutlichen, legen. Denkbar wäre auch die Beteiligung an Forschungsprojekten, um das Verständnis aktueller Trends zu verdeutlichen. Hier gibt es viele Möglichkeiten. Auch in der Außendarstellung ließe sich zum Beispiel bei den Websites noch einiges verbessern.

Andererseits muss sich das Sicherheitsbewusstsein in Unternehmen verändern. Wir sehen derzeit nicht nur die Diskussion um das SDG, sondern auch andere Regulierungen, die die Sicherheit in Unternehmen betreffen. Das fängt beim Datenschutz an und setzt sich bei Geschäftsgeheimnissen und Unternehmenssanktionen fort. Unternehmen werden erkennen müssen, dass die Verdichtung von regulatorischen Vorgaben mit Bezug zu Sicherheitsaspekten ebenso wie vorhandene Risiken eine unternehmensinterne Sicherheitsstrategie erfordern, die über die bloße Einhaltung formaler Mindeststandards hinausgeht.

Werfen wir noch einen Blick ins Ausland. Auch da arbeiten ja staatliche Sicherheitsbehörden mit privaten Unternehmen zusammen. Wo klappt das gut, wo gibt es Nachholbedarf?

Wir analysieren jährlich weltweit digital verfügbare Stellenanzeigen zum Sicherheitsmanagement. Im Vergleich der Staaten wird offensichtlich, wie sich die Ausrichtung der jeweiligen Wirtschaft und die Rechtslage auf die Struktur der Sicherheitswirtschaft auswirken. Von der Übernahme von Aufgaben der behördlichen Sicherheit bis zur Negierung eines Bedarfs an Sicherheitsdienstleistungen durch den umfassenden Einsatz von Ordnungsbehörden haben sich verschiedene Modelle der Abgrenzung zwischen behördlicher und privater Sicherheitsgewährleistung herausgebildet und eingependelt.

Unabhängig von der jeweiligen Abgrenzung stellt sich überall die Frage nach der Ausgestaltung der Zusammenarbeit. Dies betrifft etwa die Sicherheit von Großveranstaltungen oder von Kritischen Infrastrukturen. In beiden Fällen ist ein Entweder-Oder nicht möglich, sondern es ist eine Zusammenarbeit nötig, die den jeweiligen Herausforderungen gerecht wird. Perspektivisch sollte beispielsweise in künftigen Terrorübungen der Bundesländer auch die Sicherheitswirtschaft stärker eingebunden sein.

Studiengang Sicherheitsmanagement vermittelt ganzheitliches Sicherheitsverständnis

Nun gibt es ja diverse Studiengänge zum Thema Sicherheit. Was zeichnet den Studiengang Sicherheitsmanagement an der Northern Business School aus?

Unseren Studierenden wird ein ganzheitliches Sicherheitsverständnis vermittelt. Gleichzeitig sollen sie ein Unternehmen und seine Prozesse verstehen, um es besser schützen und die Unternehmensführung besser beraten zu können. Entsprechend vermitteln wir Kompetenzen zu unterschiedlichen Aufgabenfeldern des Sicherheitsmanagements, von Arbeitssicherheit, Kriminalistik, Sicherheitstechnik über Krisenmanagement bis hin zur Hafensicherheit. Hinzu kommen ein großer betriebswirtschaftlicher Anteil sowie juristische und sozialpsychologische Grundlagen. Zusätzlich lernen die Studierenden in einem Einsatztraining bei der Hamburger Polizei sich auch in schwierigen Situationen zu behaupten.

Besonders wichtig ist uns die Verknüpfung von Theorie und Praxis beispielsweise durch ein Praxissemester, einen Fachbeirat oder praxiserfahrene Dozenten. Gleichzeitig bieten wir für diejenigen, die schon in der Praxis tätig sind, die Möglichkeit, sich berufsbegleitend über ein Teilzeitstudium weiterzuentwickeln.

In welchen Bereichen werden die Absolventen später eingesetzt? Wie können sie das Gelernte im Unternehmen umsetzen?

In Unternehmen gibt es eine große Nachfrage nach Sicherheitsmanagern. Ich bin immer begeistert, wenn ich von den spannenden Aufgaben höre, die unsere Absolventen übernehmen. Die Bandbreite reicht von unterschiedlichen Beratungstätigkeiten, der Arbeit in HSE-Abteilungen, der Hafensicherheit, klassischen Führungsaufgaben im Sicherheitsgewerbe bis zur Konzernsicherheit oder zum Business Continuity Management. Wir bereiten gerade mit unseren Absolventen einige Videos zu ihrem Karriereverlauf vor. Wer möchte, kann sich gerne mit mir über Xing oder Linkedin vernetzen, um mehr zu erfahren.

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