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IT-Sicherheit 24. Mai 2019

Daten in der Cloud: Sicherer als je zuvor?

Manche kritisieren Videodaten in der Cloud als unsicher, andere sind fest davon überzeugt und entwickeln neue Geschäftsmodelle. Eagle Eye Networks zum Beispiel.

Wie begründet die Skepsis auf der einen, wie die Euphorie auf der anderen Seite ist, darüber sprach PROTECTOR mit Rishi Lodhia, Managing Director EMEA von Eagle Eye Networks.

PROTECTOR: Herr Lodhia, der Trend zur Verlagerung der Videoüberwachung in die Cloud hält an. Welche Möglichkeiten bietet die Technologie der Branche, und wie beurteilen Sie mögliche Risiken?

Rishi Lodhia: Wie viele andere Branchen, verändert sich auch die Sicherheitsbranche in einem rasanten Tempo. Der Telekom- und IT-Sektor hat sich in wenigen Jahren auf Cloud-Lösungen umgestellt. Ich arbeite schon seit langem im Bereich Cloud basierter Videoüberwachung, und in letzter Zeit hat das Interesse daran stark zugenommen. Ich denke, in erster Linie deshalb, weil die Kunden immer mehr danach fragen, denn praktisch alle anderen ihrer Geschäftsanwendungen sind bereits in der Cloud. Egal, ob es sich um ein Einzelhandelsunternehmen, um eine Schule oder um ein Gastgewerbe handelt: immer mehr Geschäftsanwendungen werden in die Cloud verschoben, sodass irgendwann die Frage aufkommen wird: Wenn ich mein CRM mit allen meinen Kundendaten in der Cloud oder meine HR-Prozesse mit allen meinen Mitarbeiterdaten in der Cloud betreibe, warum sollte ich dann nicht auch mein Video-Sicherheitssystem in der Cloud betreiben?

Oft wird die Datensicherheit in der Cloud thematisiert. Ich glaube, hier sehen wir einen weiteren Trend in der Sicherheitsbranche, wo die physische Sicherheit und die IT-Sicherheitsbranche zusammenwachsen. Wenn wir unsere Lösung den IT-Sicherheitsexperten erklären, verstehen diese sofort, um was es geht, und erkennen die Chance, die sich ihnen bietet, damit Geschäfte machen zu können. Sie verstehen das Konzept von Software as a Service und Firewalls, sie wissen, dass die Kameras über eine sichere Verschlüsselung mit der Cloud verbunden sind, und dass es nahezu unmöglich ist, in das allgemeine Firmennetzwerk einzudringen. Die IT-Welt muss jedoch noch lernen, was Videoüberwachungskameras können und wo sie zu welchem Zweck installiert werden sollten.

Die Sicherheitstechnik-Branche weiß dagegen alles über Kameras, muss aber über die Vorteile der Cloud bezüglich der Sicherheit aufgeklärt werden, welche Bedeutung es hat, dass keine Software installiert und gewartet werden muss, dass die Benutzerverwaltung und damit die Benutzeraudits in einer Cloud-Lösung denkbar einfach sind und dass Kameras eine Bedrohung für das Netzwerk eines Unternehmens darstellen können, wenn nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.

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Wenn Sie aber erklären, dass die Videofreigabe so einfach ist wie die Freigabe zur Nutzung eines USB-Sticks zum Herunterladen von Videos, stoßen Sie auf offene Ohren. Und wenn Sie darüber hinaus Kameras direkt von der Plattform aus zurücksetzen können, was Kosten und Ressourcen spart, sind sie ebenfalls überzeugt. Unserer Cloud-Service ist auch konform mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und eine lokale Lösung wird Schwierigkeiten haben, ohne hohe laufende Investitionen auf dieses Niveau zu kommen.

Eagle Eye Networks hat sich zum Ziel gesetzt, Sicherheitskameras in intelligente Geschäftswerkzeuge zu verwandeln. Wie wollen Sie das erreichen?

Videoanalyse und Künstliche Intelligenz (KI) sind die aktuellen Schlagworte in der Branche. Wir legen den Fokus aber eher darauf, sicherzustellen, dass mehr aus dem Videomaterial gemacht wird, das bereits vorliegt. Lassen Sie mich ein Beispiel geben, das nichts mit Analyse zu tun hat: In einer herkömmlichen DVR-Lösung (Digital Video Recorder) müssen Sie oft, wenn Sie einen bestimmten Teil des Videos herunterladen möchten, mit einem USB-Gerät in den DVR einsteigen und das Material herunterladen, bevor Sie es freigeben. In einer Cloud-Lösung können Sie jedoch einfach einen Clipping auswählen und den Link mit jemandem teilen und sagen: Hey, schaut euch das an, vielleicht sollten wir den Prozess an unserer Kasse ändern, weil es so aussieht, als würde es im Moment zu lange dauern. So lernen Sie als Unternehmen, indem Sie die Kameras als Betriebsführungsinstrument einsetzen.

Wie wird sich die Branche der Sicherheitstechnik Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren weiter verändern?

In den kommenden Jahren werden sich die Endanwender immer mehr auf den Cybersicherheitsteil ihrer Lösung konzentrieren, da digitale Hacks weiterhin stattfinden werden. Dieses gestiegene Bewusstsein und die Nachfrage nach sicheren und flexiblen Lösungen wird das Interesse und die Nachfrage nach Cloud-Lösungen weiter steigern.

Mit zunehmender Vernetzung steigt auch die Gefahr von Cyberangriffen. Sehen Sie es als Hersteller als Ihre Aufgabe an, geeignete Maßnahmen dagegen zu ergreifen? Oder liegt das in der Verantwortung des Nutzers?

Ich bin froh, dass Sie diese Frage stellen. Die größte Unterscheidung zwischen Cloud und On-Site-Systemen ist die Cybersicherheitsverantwortung. Für den Endanwender ist es nicht nur kostspielig, sondern fast unmöglich, die Schutzmaßnahmen gegen alle Formen von Malware weltweit zu überblicken. Natürlich liegt es absolut in der Verantwortung des Herstellers, den Endverbraucher bestmöglich vor IT-Angriffen zu schützen. Aber nur ein Cloud Service Provider kann schnell genug reagieren, um den Schutz im System zu aktualisieren.

Wie schützen Sie Ihr Netzwerk vor potenziellen IT-Angriffen?

Eagle Eye Networks nutzt seine „Camera Cyber Lockdown“-Technologie, um die Räumlichkeiten des Kunden und unsere Rechenzentren vor Malware und Live-Angriffen zu schützen. Die auf dieser Technik basierende Funktionalität der Kamera von Eagle Eye Networks sichert die Kommunikation von Video- und Systemdaten, indem sie Informationen bündelt und zertifizierte Schlüssel verwendet, um die Pakete an beiden Enden zu entsperren.

Wie beurteilen Sie im Allgemeinen das Problem der Systemsicherheit in der Sicherheitstechnik vor dem Hintergrund der Digitalisierung?

Starke Authentifizierungs- und Verschlüsselungstechnologien haben es Technologieunternehmen ermöglicht, die Kluft der Digitalisierung in Bezug auf die Sicherheit relativ einfach zu überwinden. Das „Problem" in unserer Sicherheitstechnik-Branche besteht aktuell aber noch darin, dass zu wenige Unternehmen die Verwendung solcher Cyberschutzmaßnahmen in den Produkten angenommen und übernommen haben. Solange nicht die Mehrheit der Videosystemhersteller Firewall- und Verschlüsselungstechnologien einsetzt, wird die Wahrnehmung bestehen bleiben, dass die Verlagerung der physischen Sicherheitsbranche auf IP ein Risiko darstellt.

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