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Öffentliche Sicherheit 13. Oktober 2021

Bargeldversorgung in Krisenzeiten

Das Projekt „Basic“ forscht zum Thema Bargeldversorgung in Krisenzeiten und kann jetzt erste Ergebnisse vorlegen.

Das Projekt Basic widmet sich dem Zusammenwirken der Akteure zur Bargeldversorgung in Krisenzeiten.
Das Projekt Basic widmet sich dem Zusammenwirken der Akteure zur Bargeldversorgung in Krisenzeiten.

Wie resilient ist die Bargeldversorgung in Krisenzeiten wie Pandemie oder auch Naturkatastrophen? Die Hochwasserkatastrophe in diesem Sommer in Westdeutschland hat aufgezeigt, dass neben Schwachstellen in der Bevölkerungswarnung, die Not- und Krisenplanungen unterschiedlicher Akteure überarbeitet werden sollten sowie in die Resilienz Kritischer Infrastrukturen investiert werden muss. Zu diesen kritischen Dienstleistungen gehört auch die Versorgung mit Bargeld. Denn im Zeitalter einer sich verstärkenden Klimakrise werden insbesondere unbare Zahlungssysteme zunehmend sensibler gegenüber Störfällen. Beeinträchtigungen unter anderem der Stromversorgung können nicht nur durch Cyberangriffe, sondern auch durch vermehrt auftretende Extremwetterereignisse verursacht werden und damit störfreie unbare Zahlungen erschweren. Dann braucht es eine resiliente und vor allem funktionierende Bargeldinfrastruktur, um beispielsweise Soforthilfen an die Bevölkerung auszugeben und den Wirtschaftskreislauf aufrechtzuerhalten.

Projekt untersucht Bargeldversorgung in Krisenzeiten

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF ) geförderte Projekt Basic (Resilienz der Bargeldversorgung – Sicherheitskonzepte für Not- und Krisenfälle) hat sich zum Ziel gesetzt, die Resilienz der ökonomischen Infrastruktur Bargeldversorgung in Not- und Krisenfällen zu stärken. Dafür soll bis Ende 2022 ein neues übergreifendes Sicherheitsrahmenkonzept entwickelt werden, welches alle Akteure des Bargeldkreislaufs einschließt. Ein besonderer Fokus wird auf den Geld- und Wertdienstleistern (WDL) liegen, da diese als zentrale Akteure Verbindungen zu allen anderen Akteuren des Bargeldkreislaufs sind.

Um ein vollumfängliches Bild der Notfall- und Krisenkonzepte der Akteure des Bargeldkreislaufs zu erlangen, wurden in einem ersten Schritt die WDL in Deutschland, die Kreditinstitute, der Handel sowie über die European Security Transport Association (ESTA) auch die WDL im europäischen Ausland befragt. Ziele der Befragung waren unter anderem die Ermittlung des Ist-Zustandes der Notfall- und Krisenkonzepte der Bargeldakteure und die Ermittlung der Wirkung dieser Konzepte.

Die Bargeldakteure im Vergleich – Not- und Krisenplanungen

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Die Bargeldakteure wurden gefragt, mit welchen Not- und Krisenfällen sie in der Vergangenheit konfrontiert waren. Das Ergebnis zeigt, dass alle befragen Akteure, bis auf die Kreditinstitute, bereits mehrheitlich von Ausfällen ihrer IT-Systeme betroffen waren. Mit Personalausfällen waren insbesondere der Handel, aber auch die Geld- und Wertdienstleister mehrheitlich konfrontiert.

Dem werden die Inhalte der jeweiligen Notfall- und Krisenkonzepte gegenübergestellt. Die Akteure sind diesbezüglich breit aufgestellt, lediglich Gebäudeausfälle werden vergleichsweise weniger berücksichtigt. Eine große Mehrheit der befragten Akteure hält entsprechende Ersatz-Ressourcen unter anderem im Bereich IT-Systeme und Personal vor. 

In Krisenfällen kann es zu einem verstärkten Kooperationsbedarf zwischen Bargeldakteuren kommen. Die Umfrage ergab, dass ein Teil der befragten Unternehmen beziehungsweise Institute jedoch keine genauen Kenntnisse darüber haben, ob sie in Not- und Krisenfallplanungen anderer Bargeldakteure einbezogen sind. Der Austausch unter den Bargeldakteuren ist grundsätzlich vorhanden, an einigen Stellen hingegen noch ausbaufähig.

Ziel der Befragungen war es, essentielle Ressourcen und Schnittstellen zu ermitteln, die besonders anfällig gegenüber Störungen sind und welche dieser Ressourcen und Schnittstellen aus Sicht der Akteure besonders im Sicherheitsrahmenkonzept berücksichtigt werden müssen. Man erkennt hier unterschiedliche Gewichtungen. Teilweise decken sich diese mit den Erfahrungen der jeweiligen Bargeldakteure mit Not- und Krisenfällen. Die Ressource IT-Systeme ist bei allen Akteuren als wichtigste Ressource bewertet worden. Für die WDL folgte das Personal, für Handel und Kreditinstitute hingegen die Kommunikationssysteme. 

Untersucht wurden auch die bevorzugt zu behandelnde Schnittstellen in einem Sicherheitsrahmenkonzept aus Sicht der Akteure. Hier ergibt sich eine starke Präferenz für die Beziehung zwischen Geld- und Wertdienstleistern und Kreditinstituten. So sehen 60 % der WDL die Schnittstelle zu den Kreditinstituten als besonders wichtig an, bei den Kreditinstituten sind es umgekehrt fast 50 %. Die Unterschiede in den Präferenzen können auf die unterschiedlichen Rollen der Akteure im Bargeldkreislauf zurückgeführt werden (die Geld- und Wertdienstleister in Europa wurden aufgrund der Unterschiede in den nationalen Bargeldkreisläufen diesbezüglich nicht befragt).

Das kommende Projektjahr

Das Projekt nähert sich dem dritten und abschließenden Projektjahr. Die schon vorliegenden Projektergebnisse aus den Umfragen werden durch semi-strukturierte Interviews spezifiziert und validiert. Ergänzend dazu planen die Projektpartner, in naher Zukunft Interviews mit WDL in Europa sowie ausgewählten Zentralbanken durchzuführen. Ab Ende des Jahres werden die Partner mit der Ausformulierung des übergreifenden Sicherheitsrahmenkonzepts beginnen. In der letzten Projektphase sollen schließlich im Rahmen von Workshops die Projektergebnisse sowie der Entwurf des Sicherheitsrahmenkonzeptes mit externen Experten diskutiert werden.

Der zentrale Beitrag des Sicherheitsrahmenkonzepts soll sein, dass die Bargeldinfrastruktur nach Not- und Krisenlagen schneller wiederhergestellt und die Zusammenarbeit der Akteure effizient koordiniert wird. Denn Überlegungen müssen die Akteure nicht nur hinsichtlich der eigenen Ressourcen anstellen, sondern auch hinsichtlich der Zusammenarbeit im Not- und Krisenfall an den entscheidenden Schnittstellen mit anderen Akteuren. Dies erfordert eine gute Kommunikation und Kooperation unter den Akteuren.

Das Projekt Basic wird im Zuge der Bekanntmachung „Zivile Sicherheit – Sozioökonomische und soziokulturelle Infrastrukturen“ des BMBF im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ der Bundesregierung gefördert.

Esther Kern, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Brandenburgischen Institut für Gesellschaft und Sicherheit (Bigs)

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