Beim NRW Sicherheitstag der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft West e.V. (ASW West) begrüßten NRW Innenminister Herbert Reul und Sportlegende Rudi Völler am 24.08. Vertreter der Sicherheitsbranche in der Bayarena in Leverkusen. Fazit der Veranstaltung: Es besteht massiver Handlungsbedarf für alle Beteiligten, um die Sicherheit in der Wirtschaft zukünftig gewährleisten zu können.
NRW Sicherheitstag 2022 mit breitem Themenspektrum
Unter dem Motto „Die Bedeutung der Sicherheit in Zeiten von Ungewissheit und Krisen“ empfing die ASW West rund 200 Vertreter von Unternehmen, Sicherheitsbehörden und der Wissenschaft. Neben einem Lagebericht zur Sicherheit in NRW standen unter anderem auf der Agenda: Clankriminalität in Unternehmen, Gewalt gegen Mitarbeitende und Beamte, Versorgungssicherheit, Einflussnahme durch fremde Nachrichtendienste und die Entwicklung der neuen Welt-Unordnung. Rundum Themen, die Unternehmen und Gesellschaft derzeit intensiv beschäftigen.
Pandemie, Organisierte Kriminalität und Krieg in Europa – nie waren Unternehmen oder Behörden durch die globalen Herausforderungen und Auswirkungen auf die Sicherheit in der Wirtschaft stärker gefordert als in der aktuellen Zeit. Gerade in Zeiten wie diesen versuchen Kriminelle und ausländische Nachrichtendienste, die Krisenangst der Akteure zu ihren Gunsten auszunutzen. Doch wie stellen sich Unternehmen und deren Mitarbeitende sicher und zukunftsfähig auf? Wie resilient sind öffentliche Hand, Privatwirtschaft und Kritische Infrastrukturen?
ASW West stellt Wirtschaftsschutz in den Fokus
Über diese und mehr Fragen zum Wirtschaftsschutz diskutierten die Fachleute beim NRW Sicherheitstag der ASW West. Der renommierte Branchentreff fand erneut unter der Schirmherrschaft des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul im Stadion von Bayer 04 Leverkusen statt. Der ehemalige Mannschaftkapitän und heutige Sportfunktionär, Rudi Völler, nahm seitens der Bayer 04 Leverkusen die Begrüßung vor. Auch für Völler ist Sicherheit kein Fremdwort. Im Gegenteil: Durch seine Erfahrungen, die er als Fußballprofi im Ausland sammeln durfte, ist für ihn und seine Familie Sicherheit sehr wichtig. Aus seiner Wahrnehmung hat die Sicherheit gefühlt in Deutschland abgenommen.
In seiner Eingangsrede ging der ASW West-Vorsitzende Christian Vogt auf die anderen drängenden Themen der Unternehmen ein. „Vor allem Unternehmen sehen sich einem brisanten Cocktail verschiedener Risiken ausgesetzt. Das weitere Problem: Dem Wirtschaftsschutz wird weiterhin zu wenig Beachtung geschenkt. Das wollen wir mit unseren Aktivitäten als Wirtschaftsschutzverband ändern.“ Er hob auch hervor, dass Wirtschaftsschutz nur gemeinsam möglich sei – was andere Vortragende ebenso bestätigten.
In einer anschließenden Diskussionsrunde, die von Frau Prof. Dr. Dorothee Dienstbühl, Hochschule der Polizei und öffentliche Verwaltung des Landes NRW, moderiert wurde, ist das Thema „Belegschaft und Beamte im Fokus von Hass und Gewalt“ in den Fokus gerückt worden. Hass und Gewalt finden nicht nur im Netz statt, sondern werden oft doch sehr real wie zum Beispiel die Beleidigung von Beamten oder Übergriffe im Einsatz gegen Mitarbeitende der Rettungsdienste und Feuerwehren. Nach einer repräsentativen Umfrage unter 10.000 Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst sind schon 23% der Kollegen Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt gewesen. Alle Experten sprachen sich ganz deutlich für die Einrichtung von Anlaufstellen in Unternehmen und Behörden für betroffene Mitarbeitende ein, so wie es in den beiden DAX-Konzernen und Behörden schon teilweise über Jahre erfolgreich etabliert ist.
In einem Beitrag wurde von Dr. Dan Bastian Trapp, Referatsleiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz das Thema Falsch Meldungen versus Fake News und die dadurch erlangte Einflussnahmen auf Wirtschaft, Behörden und Politik. Der Einblick hat verdeutlicht, dass Fake-News teilweise lange vorbereitet und dann sukzessive in die öffentliche Kommunikation infiltriert werden.
Blackout mit weitreichenden Folgen befürchtet
Ein Beitrag des ausgewiesenen Blackout-Experten Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, hat den nächsten Winter als Katastrophenwinter bezeichnet, denn die lange Trockenheit, die Gasmangellage und Stromabschaltungen werden länger als nur den Winter anhalten, so seine Prognose.
Eine weitere von Prof. Dr. Dienstbühl moderierte Gesprächsrunde hatte Organisierte Kriminalität und kriminelle Familienclans zum Thema. Hierbei wurde von den Teilnehmern Alexander Dierselhuis, Polizeipräsident Duisburg, Andreas Stüve, Oberstaatsanwalt der Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung organisierter Straftaten, Staatsanwaltschaft Düsseldorf, und einem betroffenen Unternehmer die Clankriminalität in der Wirtschaft an einem konkreten Beispiel analysiert. Das Ergebnis der Diskussion lässt sich kurz zusammenfassen, die Strafverfolgungsbehörden müssen frühzeitig bei diesen Straftaten eingebunden werden, denn dann kann die Behörde alle Möglichkeiten der Ermittlungen nutzen und ein bestmögliches Ergebnis für ein Strafverfahren zu liefern.
Prof. em. Dr. Günther Schmid, ehemaliger Mitarbeiter des BND, hat die neue „Welt-Unordnung nähere beleuchtet und herausgearbeitet, dass durch den Russland-Ukraine Konflikt der Wettbewerb der Systeme befeuert wird, sich neue Allianzen bilden und alte Strukturen zerfallen.
Der Abschluss eines sehr spannenden ASW Sicherheitstages war der Beitrag von Dr. Dr. Dirk Freudenberg der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Hierbei wurde von ihm die rechtliche Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und des BKK herausgearbeitet, sodass in Zukunft ein verstärkter Austausch möglich sein kann.