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Verbände 23. Januar 2020

ASW Bundesverband stellt sich den Herausforderungen

PROTECTOR befragte Dr. Christian Endreß, Geschäftsführer des ASW Bundesverbandes, zu den Herausforderungen, die an den Wirtschaftsschutz gestellt werden.

Anfang des vergangenen Jahres übernahm Dr. Christian Endreß kommissarisch die Geschäftsführung des ASW Bundesverbandes; PROTECTOR fragte ihn, welche Themen den Verband 2019 besonders bewegt haben und welche Herausforderungen an den Wirtschaftsschutz gestellt werden.

Herr Dr. Endreß, nach fast einem Jahr als Geschäftsführer des ASW Bundesverbandes: Was ist Ihnen in diesem Jahr besonders gut gelungen und was vielleicht weniger?

Dr. Christian Endreß: Wir haben uns als ASW-Team hohe Ziele gesetzt, und wir waren bei einigen Punkten bereits sehr erfolgreich. Dazu gehört beispielsweise, dass wir das Thema Wirtschaftsschutz stärker im politischen Raum einbringen konnten. Auch die interne und externe Kommunikation konnten wir ausbauen. Wir haben uns professionelle Unterstützung für die Pressearbeit geholt und sind mittlerweile in den für uns relevanten sozialen Medien aktiv. Zudem haben wir ein Prüfsiegel auf Grundlage des Wirtschaftsgrundschutzhandbuches erarbeitet sowie die internationalen Kooperationen ausgebaut.

Als ASW zählen für uns ganz klar die Inhalte des Wirtschaftsschutzes. Für die kommenden Monate haben wir Schwerpunkte definiert und verschiedene Arbeitspakete verteilt. Hierdurch wollen wir sicherstellen, dass wir auf die komplexen Herausforderungen an die Sicherheit adäquat aufgestellt sind und auch klare inhaltliche Mehrwerte für unsere Mitglieder schaffen.

Schade ist, dass wir als Wirtschaft bislang noch nicht den Bundesbeauftragten für den Wirtschaftsschutz bekommen haben. Wir brauchen ein Gesicht für unsere Themen innerhalb der Bundesregierung. Dafür werden wir uns weiter einsetzen.

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Der ASW Bundesverband bringt sich aktiv in der Initiative Wirtschaftsschutz ein

Konnte der ASW Bundesverband seinem Anspruch als „Schnittstelle“ zwischen Politik und Wirtschaft gerecht werden?

Ja, wir konnten in diesem Jahr zahlreiche Aktivitäten mit den Sicherheitsbehörden im Bund und den Ländern realisieren. Darüber hinaus gab es zahlreiche Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern. Im Bedarfsfall stellen wir gezielte Kontakte zu den richtigen Ansprechpartnern her. Die gute Zusammenarbeit spiegelt sich auch bei der Initiative Wirtschaftsschutz wider, die als Dachbündnis sämtlicher Anstrengungen zu sehen ist. Hier bringen wir uns als ASW aktiv ein.

Ist es denn gelungen, den Mittelstand stärker für Sicherheitsthemen zu sensibilisieren?

Bei diesem Punkt sehen wir derzeit noch weiterhin großen Handlungsbedarf und haben unsere Ziele noch nicht erreicht. Als ASW unterstützen wir die Initiative Wirtschaftsschutz und stehen auch ganz konkret zum Thema Sicherheit im Mittelstand mit den zuständigen Akteuren im Dialog. Wir wollen unter der Flagge der Initiative Wirtschaftsschutz das Thema Sicherheit in den KMU im kommunalen Bereich konkret angehen. Denn in der Kommune sind die starken Netzwerke der mittelständischen Betriebe. An dieser Stelle müssen wir intensiver kooperieren und uns in diese Netzwerke einbringen. Das Lagebild Wirtschaftsschutz NRW, das kürzlich veröffentlicht wurde, hat unmissverständlich gezeigt, dass die mittelständische Wirtschaft beim Schutzniveau noch deutlich Luft nach oben hat und dass wir die Unternehmer im Mittelstand bei weitem noch nicht angemessen erreicht haben.

Die Partnerschaft zu den Bundesbehörden wurde ausgebaut

Im Frühjahr haben sich Ihre Mitglieder für eine Stärkung des Bundesverbandes ausgesprochen. Mit welchen Maßnahmen soll das erreicht werden? Konnte davon bereits etwas umgesetzt werden?

Wir haben als ASW Bundesverband gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden eine Strategie erarbeitet und die Aufgaben des Bundesverbands geschärft – stets mit dem Ziel, den Wirtschaftsschutz zu verbessern und Mehrwerte für die bei der ASW angebundenen Unternehmen zu schaffen. In diesem Zusammenhang haben wir zahlreiche neue Themen beim ASW Bundesverband angestoßen, und wir konnten bereits einige Ziele umsetzen. Das geht aber nur gemeinsam. Wir ziehen an einem Strang, und die Regional- und Landesverbände sowie die Fachverbände bringen sich sehr engagiert ein.

Gut gelungen sind uns beispielsweise eine stärkere inhaltliche Schwerpunktsetzung, die Einrichtung eines hochkarätigen Beirats auf Bundesebene und die Konzeption neuer Veranstaltungsformate. Auch die guten Partnerschaften mit den oberen und obersten Bundesbehörden konnten wir weiter ausbauen. Zukünftig wollen wir uns darum kümmern, dass wir eine langfristige Finanzierung des Bundesverbandes gewährleisten können.

Gerade hat die VSW ihren Wiedereintritt in den ASW Bundesverband angekündigt. Konnten Sie 2019 noch weitere neue Mitglieder gewinnen?

Wir konnten neue strategische Partnerschaften schließen und neue Fördermitglieder für den ASW Bundesverband gewinnen. Das zeigt uns, dass wir als Verband deutlich wahrgenommen werden.

Es freut uns sehr, dass sich die Vereinigung für die Sicherheit der Wirtschaft e.V. nach sieben Jahren der Nichtzugehörigkeit für einen Wiedereintritt ab Januar 2020 in den ASW Bundesverband entschieden hat. Somit sind wir wieder mit allen Regionen vertreten und bilden die Stimme der Sicherheit in der Wirtschaft bundesweit.

Wie ist es um die finanzielle Situation des Bundesverbandes bestellt? Haben Sie neue Sponsoren gefunden?

Derzeit haben wir eine stabile Situation. Die von uns initiierten Maßnahmen waren notwendig und gehen in die richtige Richtung. Von einem Sponsorenmodell möchten wir zukünftig Abstand nehmen. Dabei schließen wir fachbezogene Kooperationen nicht aus – beispielsweise finanzielle Unterstützung zur Durchführung von Veranstaltungen oder Studien. Zudem hoffen wir, dass sich noch weitere Unternehmen über eine Fördermitgliedschaft beim ASW Bundesverband einbringen. Auch an dieser Stelle haben wir das Konzept überarbeitet und weitere Vorteile für die Fördermitglieder geschaffen.

Die Digitaliseriung ist eine der Herausforderungen unserer Zeit

Die Gefährdungen für den Wirtschaftsschutz wandeln sich, es gibt immer neue Risiken. Welche Probleme sehen Sie aktuell als die dringlichsten an?

Wir leben in einer Zeit der ständigen Veränderungen. Zahlreiche Faktoren wie beispielsweise die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft in ökonomischer, technologischer sowie politischer Hinsicht. Die Herausforderungen auch an den Wirtschaftsschutz werden massiv wachsen – bei zunehmend weniger Personal in den Sicherheitsabteilungen und einer permanenten Ressourcendiskussion in den Unternehmen. Das „eine“ Risiko für die Wirtschaft gibt es nicht. Und auch die vielfältigen Risiken haben unterschiedliche Relevanz für Unternehmen.

Wie reagiert der ASW Bundesverband auf diese Herausforderungen?

Uns als ASW Bundesverband muss es gelingen, die Entwicklung zu erkennen, Probleme zu diskutieren und mit den relevanten Akteuren Lösungen für den Wirtschaftsschutz zu präsentieren. Die realen und virtuellen Welten wachsen zusammen, Trennlinien zwischen der physischen und der digitalen Sicherheit verschwinden zunehmend. Das wird auch die Sicherheitsabteilung in Unternehmen in den nächsten Jahren fundamental verändern und herausfordern. Wir müssen zukünftig sicherstellen, dass der Bundesverband seiner Koordinationsfunktion gerecht wird.

Wie können Sie Ihre Angebote, seien es Veranstaltungen oder Publikationen, noch attraktiver für Unternehmen machen?

Wir stehen im sehr engen Austausch mit den Unternehmen und auch den Sicherheitsbehörden und versuchen, unsere Angebote am Bedarf der Wirtschaft auszurichten. Dabei muss es uns gelingen, die Entwicklung ein Stück zu antizipieren und als ASW für die Wirtschaft eine attraktive Plattform zu sämtlichen relevanten Sicherheitsthemen zu bieten. Des Weiteren möchten wir auch noch mehr Materialien und Angebote für Klein- und Mittelständische Unternehmen anbieten, um diesen den Einstieg ins Thema Sicherheit zu erleichtern. Dies tun wir unter anderem durch die auch 2020 weitergeführte Reihe der „Entscheiderfrühstücke Wirtschaftsgrundschutz“.

Sie haben gerade die erste deutsche Sicherheitskonferenz (DSK) im Vorfeld der Security 2020 angekündigt. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Auch an dieser Stelle gilt der Gedanke, dass Sicherheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen ist und wir die Probleme der aktuellen Zeit nur gemeinsam bewältigen können. Darunter verstehen wir bei der ASW, dass wir auch in manchen Fragen der Sicherheit eine Plattform benötigen und wir als deutsche Sicherheitscommunity gemeinsam Botschaften finden müssen. Das war der Grundgedanke für die DSK. Mit über 20 Verbänden und Partnern wollen wir den Plattformgedanken am Vortag der Security 2020 umsetzen.

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