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Dekra 13. Oktober 2011

Arbeitssicherheitsbarometer 2011

Trotz rückläufiger Unfallzahlen in den Betrieben hat das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz nichts an Bedeutung und Aktualität eingebüßt. Für das Dekra Arbeitssicherheitsbarometer 2011 wurden bundesweit über 600 Unternehmen zu ihrem Arbeits- und Gesundheitsschutz befragt.

Viele Unternehmen sind für den Arbeitsschutz nicht genügend sensibilisiert.
Viele Unternehmen sind für den Arbeitsschutz nicht genügend sensibilisiert.

Für das Arbeitssicherheits-barometer 2011 hat Dekra per Zufall ausgewählte Kunden per E-Mail zur Teilnahme aufgefordert. Die Grundgesamtheit kann als beispielhaft für Unternehmen betrachtet werden, die Qualitäts- und Sicherheits-dienstleistungen in Anspruch nehmen. Insgesamt 621 Unternehmen haben sich beteiligt, der industrielle Mittelstand hat in der Umfrage das stärkste Gewicht.

Zertifizierte Managementsysteme sind bei nahezu allen der befragten Unternehmen Standard. 99 Prozent geben an, über mindestens eine Zertifizierung zu verfügen. Ein Großteil hat sich im Bereich Qualitätsmanagement zertifizieren lassen. 25 Prozent verfügen über Zertifizierungen für Umweltmanagement und ein Fünftel für Projektmanagement. Weniger verbreitet sind jedoch Zertifizierungen zum Arbeitsschutzmanagement. Lediglich 12 Prozent geben an, für Arbeitsschutzmanagement nach OHSAS 18001 oder vergleichbar zertifiziert zu sein.

82 Prozent der befragten Unternehmen hatten in den vergangenen zwei Jahren keinen Unfall zu melden. Verglichen mit dem Dekra Arbeitssicherheitsbarometer aus dem Jahr 2006 sind damit fünf Prozent weniger Unfälle zu verzeichnen. 18 Prozent der Umfrageteilnehmer hatten in den vergangenen zwei Jahren mindestens einen Unfall zu melden. Zwei Prozent berichten sogar von einem Unfall mit Todesfolge, sechs Prozent von einem schweren Unfall mit Dauerfolgen.

Arbeitsunfälle und Krankenstand

81 Prozent der Befragten erachten das Unfallrisiko im eigenen Betrieb im Vergleich zu anderen Branchen als niedriger. 65 Prozent der befragten Unternehmen haben sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Arbeitsunfälle zu verringern. 47 Prozent möchten den Krankenstand reduzieren. Jedoch nutzen nur 28 Prozent der Unternehmen ihre Ressourcen, um gezielt die Anzahl der Langzeitkranken und damit die Arbeitsunfähigkeitstage zu reduzieren. Zudem erkennen nur 22 Prozent, dass gezieltes Arbeitsschutzmanagement auch vor Produktionsverlusten schützen kann. Über ein Viertel (27 Prozent) der Befragten hat kein messbares Ziel für die Unfallverhütung definiert.

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Die befragten Unternehmen begründen die Einführung von Maßnahmen zur Unfallverhütung insbesondere mit geltenden Vorschriften. Als Hauptmotiv für Maßnahmen zur Unfallverhütung wird der rechtliche Zwang genannt. 84 Prozent der Befragten geben an, Arbeitsschutzmaßnahmen auf Grund von geltenden Vorschriften einzuführen. 41 Prozent bezeichnen die Reduzierung von Berufsgenossenschaftsbeiträgen (und Arbeitsunfällen) als Beweggrund. Dabei werden Chancen wie Wettbewerbsvorteile, Produktionssicherheit oder Reputationsgewinne nur selten. Gründe für Qualitätssicherung bleiben auf der Strecke.

Lediglich 31 Prozent der Unternehmen geben an, Maßnahmen zu ergreifen, um einen Produktionsverlust zu vermeiden und für nur 29 Prozent ist es wesentlich, die Nullfehlerqualität sicherzustellen. Ein Viertel (25 Prozent) der Befragten möchte mit Unfallverhütungsmaßnahmen das Image verbessern und nur 18 Prozent erkennen diese als Wettbewerbsvorteil.

Effektiver Arbeitsschutz

Um Arbeitsunfälle zu vermeiden, nutzen Unternehmen vielseitige Maßnahmen und Instrumente. Am häufigsten werden Mitarbeiterschulungen eingesetzt. 89 Prozent wenden diese Maßnahme an. Persönliche Schutzausrüstungen kommen bei 82 Prozent zum Einsatz. 79 Prozent hängen Betriebsanweisungen aus und 74 Prozent setzen arbeitsmedizinische Untersuchungen ein. Arbeitsschutzmaßnahmen werden vor allem aufgrund geltender Vorschriften umgesetzt und dadurch selten in ein strategisches Arbeitsschutzmanagement integriert. Nur 30 Prozent haben sicherheitsrelevante Abläufe strukturiert. Dadurch fehlen etwa zwei Dritteln der Betriebe wichtige Grundvoraussetzungen für einen geplanten Arbeitsschutz.

Und nicht alle Maßnahmen werden als wirksam eingeschätzt: Vor allem Standard-maßnahmen wie Betriebs-anweisungen und arbeitsmedizinische Untersuchungen werden als weniger effektiv angesehen. Etwa drei Viertel der Unternehmen nutzen diese beiden Instrumente, schließlich sind sie gesetzlich erforderlich. Jedoch erachten nur rund 60 Prozent diese als wirksam. Effektiver werden dagegen Maßnahmen eingeschätzt, die die Arbeitsplatzsituation der Mitarbeiter einbeziehen.

Das zeigt sich vor allem bei den Mitarbeiterschulungen: Etwa 70 Prozent der Unternehmen, die Schulungen einsetzen, erachten sie auch als effektiv. Durch diese Maßnahme werden die Mitarbeiter eingebunden und für den Arbeitsschutz sensibilisiert. Sie haben zudem die Möglichkeit, ihre Arbeitsplatzsituation zu schildern.

Nur 54 Prozent der Unternehmen geben an, Arbeitsunfälle zu analysieren. Dadurch werten rund die Hälfte der Befragten keine Unfallursachen aus und können nur bedingt weitere Maßnahmen ergreifen, um ähnlich gelagerte Unfälle in der Zukunft zu vermeiden. Das vollständige Arbeitssicherheitsbarometer 2011 steht auf der Internetseite der Dekra kostenfrei zum Download als PDF bereit.

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