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Unternehmen 5. Mai 2022

50 Jahre VZM: Blick in die Zukunft der Sicherheitsbranche

Die Unternehmensberatung Von Zur Mühlen’sche (VZM) feiert ihren 50. Geburtstag. Experten werfen einen Blick in die Zukunft der Sicherheitsbranche.

Wie sieht die Zukunft der Sicherheitsbranche aus? Experten der VZM GmbH geben Auskunft.
Wie sieht die Zukunft der Sicherheitsbranche aus? Experten der VZM GmbH geben Auskunft.

Die Unternehmensberatung Von Zur Mühlen’sche (VZM) GmbH kann in diesen Tagen ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Anlass für PROTECTOR, mit Peter Loibl, Geschäftsführer und Sicherheitsberater/-planer, und Jörg Schulz, Prokurist und Sicherheitsberater/-planer, die aktuelle Situation zu kommentieren und einen Blick in die Zukunft der Sicherheitsbranche zu werfen.

Eine Krise folgt derzeit auf die andere. Krisenmanagement ist ja eines Ihrer „Standbeine“. Spüren Sie im Zuge des Ukraine-Krieges einen verstärkten Beratungsbedarf?

Jörg Schulz: Viele unserer Kunden beschäftigen sich schon seit längerer Zeit professionell mit dem Thema Business Continuity Management. Oft haben sie daher ein Bewusstsein dafür, wie man mit Risiken umgeht und welche Handlungsoptionen es gibt, sobald missionskritische Prozesse ins Wanken geraten. Bei solchen Kunden verändert sich der Beratungsbedarf eher qualitativ, indem bestimmte Gefährdungen oder Risiken mehr in den Fokus rücken und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit anders eingestuft werden. Und ja, wir spüren auch einen quantitativen Beratungsanstieg. Manche Unternehmen sehen nun die Notwendigkeit, auf künftige Krisen vorbereitet zu sein und wünschen sich von uns Methodiken und Werkzeuge zum professionellen Umgang damit.

Vor zwei Jahren mit Beginn der Pandemie hatten Sie ebenfalls einen Anstieg bei den Beratungen zu verzeichnen. Bedeutet das, dass leider immer erst etwas passieren muss, bevor Unternehmen oder Behörden ihre Sicherheitsmaßnahmen hinterfragen?

Jörg Schulz: Sicherheitsthemen werden zurzeit tatsächlich mit höherer Priorität bewertet, und es fällt den Verantwortlichen leichter, Investitionsentscheidungen zu treffen. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass hier Verantwortliche aus dem Sicherheitsmanagement die Gunst der Stunde nutzen, um lange geplante Vorhaben umzusetzen.

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Völliger Neuaufbau, um Produktionsschritt zurückzuholen

Wenn jetzt wieder Lieferketten unterbrochen werden – waren die Unternehmen darauf nicht besser vorbereitet, weil man aus den vergangenen zwei Jahren gelernt hat? Wie schnell lässt sich eine „lesson learned“ umsetzen?

Peter Loibl: Prozesse, die in den letzten 15 oder 20 Jahren in eine globale Arbeitsteilung zerlegt wurden, lassen sich nicht binnen einer Jahresfrist zurückdrehen. Vielfach haben sich gesetzliche Rahmenbedingungen geändert, beispielsweise zur Energiegewinnung, sodass ein Zurückholen von primären Produktionsschritten nicht nur das Hochfahren von stillgelegter Infrastruktur bedeutet, sondern teilweise den völligen Neuaufbau, inklusive aller Genehmigungen und Planungsverfahren. Auch Lagerkapazitäten, die zugunsten einer just-in-time-Strategie aufgegeben wurden, müssen erst wieder neu geschaffen werden. All das braucht Zeit.

Stichwort Zeit: Ihr Unternehmen ist jetzt 50 Jahre am Markt. Eine Zeitspanne, die nicht viele Unternehmen erreichen. Und das noch mit einer großen personellen Kontinuität. Wie schaffen Sie das?

Peter Loibl: Wir verkaufen keine vorgefertigten Standardlösungen, sondern individuelle Unterstützungsleistungen. Das Einzige, was man standardisiert nennen könnte, ist ein strukturierter Handlungsansatz, den jeder Mitarbeiter verinnerlicht hat: Problem und Aufgabenstellung analysieren, die passenden und erforderlichen Kompetenzen dazugeben, Lösungen entwickeln und diese realistisch und wirtschaftlich planen, einführen und den Erfolg überprüfen. Also nichts anderes als ein erfolgsbewährter PDCA-Managementansatz.

Personelle Kontinuität bei VZM

Ein Erfolgsfaktor ist sicher unsere personelle Kontinuität, die wir auf mehrere Faktoren zurückführen: Die Aufgaben werden nie langweilig. Jedes Projekt ist ein gutes Stück weit individuell, und jeder Mitarbeiter kann sich mit seinem Potenzial einbringen. Uns ist es wichtig, dass jeder Mitarbeiter neben seiner Fachspezialisierung ein breites Grundlagenwissen über alle unsere Leistungsfelder besitzt. Das erreichen wir durch gezielten internen Wissenstransfer und externe Qualifizierungen. Außerdem schätzen die Kollegen die flexiblen Arbeitsweisen, damit die Work-Life-Balance passt – also Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut passen.

Auch wenn viele „Köpfe“ gleich bleiben – die Themen wandeln sich. Wie bleiben Sie auf der Höhe der Zeit und erkennen neue Themenfelder?

Peter Loibl: Auch bei uns bleiben natürlich nicht alle Köpfe gleich. Wir haben viele neue Kollegen eingestellt. Und in den letzten Jahren haben wir viele verantwortliche Tätigkeiten auf unsere jüngeren „Eigengewächse“ übertragen, sodass die Geschäftsführung heute auf mehreren Generationen fußt und wir absolut zukunftssicher aufgestellt sind.

QUnd die Themenfelder ergeben sich bei uns aus der Praxis unserer Projektarbeit. Wir gestalten sie und entwickeln sie stets weiter. Das sind zum Beispiel IT-Security und Datenschutz für IT-Sicherungsanwendungen, Energieeffizienz bei RZ-Infrastrukturen, innovative und auch alternative Brandschutzlösungen in Rechenzentren, das Übertragen von Verfügbarkeits- und Technikfunktionen auf Leitstellen und Sicherheitszentralen, zukunftsorientierte IT-basierte Instandhaltungsregelungen, …

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Sicherheit als „Querschnittsthema“

In Ihrem Hause ist Sicherheit ja ein „Querschnittsthema“. Wie kam es zu diesem Ansatz?

Jörg Schulz: Das ist die Schlussfolgerung aus reflektierter Alltagserfahrung, Abstimmungsprozessen mit unseren Kunden und logischem Denken. Ein Prozess oder eine Maßnahme kann im Sicherheitsmanagement nur dann erfolgreich sein, wenn der Tellerrand nicht die Grenze des eigenen Denkuniversums darstellt. Und schlussendlich können wir alle unsere Beratungsthemen auch planerisch begleiten.

Mit Security bringt man vordergründig Türen, Fenster, Gitter, Zäune, Gefahrenmeldeanlagen, Leitstellen, et cetera in Verbindung. Alles richtig, aber Sicherheit betrifft jeden Bereich eines Unternehmens oder einer Organisation, und alles steht miteinander in Beziehung. Die Betrachtung eines Einzelgewerkes ist nicht zielführend.

Unterscheiden Sie sich darin sehr von anderen Beratungsfirmen?

Jörg Schulz: Davon sind wir fest überzeugt. Unser Anspruch an unsere Arbeit lautet Exzellenz. Schließlich verlassen sich die Unternehmen und Behörden auf funktionierende und wirtschaftliche Lösungen, die den Betrieb sicherstellen.

Leider wird in der Sicherheitsbranche, wie in so vielen anderen auch, oft ein Auftrag nach dem Preis vergeben. Wie können Sie Ihre Auftraggeber davon überzeugen, dass Qualität – in dem Fall ausgefeilte Sicherheitslösungen – ihren Preis wert sind?

Jörg Schulz: Viele unserer Kunden arbeiten häufiger mit uns zusammen und wissen unsere Kompetenz einzuschätzen. Neukunden kommen oft auf Empfehlung, und da spielt der Preis nicht die wichtigste Rolle. Absolute Neukunden wissen wir in Machbarkeitsuntersuchungen und Grundlagenworkshops zu überzeugen. Und viele Unternehmen, kommen zu uns, weil sie unsere Experten bereits als Referenten in Seminaren und auf Fachmessen kennengelernt haben.

Sind Sie zu Abstrichen an Sicherheitskonzepten bereit?

Peter Loibl: Ausgangsbasis unserer Konzepte sind immer Risiko- und Gefährdungsanalysen, Nutzer- und Betriebsanforderungen. Wir zeigen Varianten auf, ermitteln Kosten und Wirtschaftlichkeit und formulieren Empfehlungen und die Konsequenzen der einzelnen Handlungsoptionen. Die Entscheidung trifft aber der Kunde.

Wenn wir bei der Geschäftsanbahnung erkennen, dass fixe Lösungen zum Beispiel mit klar erkennbaren Produkt- und Firmenzielen im Raume stehen, dann machen wir deutlich, dass wir einen neutralen Leistungsansatz bieten, ohne Produkt- und Herstellerabhängigkeiten. Und es ist kein Einzelfall, dass Auftraggeber unserer Sichtweise dann folgen und es sich am Ende auch für sie lohnt.

Sicherheitsbranche wird digitaler

Stichwort Digitalisierung: In vielen Bereichen werden derzeit Defizite festgestellt. Wie sieht es in der Sicherheitsbranche damit aus? Wie „digital“ wird Sicherheit noch werden?

Peter Loibl: Im Sicherheitsmanagement verhält es sich mit der Digitalisierung sehr ambivalent. Zum einen sind sicherheitstechnische Systeme schon reine IT-Systeme, zum anderen fehlt oft das nötige IT-Know-how bei den Anwendern und auf der Hersteller- und Errichterseite. Dabei ist das Risiko für Cyberattacken auf IT-basierte Sicherungssysteme genauso hoch wie bei klassischen IT-Systemen.

Und natürlich wird Sicherheit immer digitaler. Es geht immer zentraler um Schnittstellen, Datenaustausch, Interoperabilitäten und Systemintegration. Das hat zur Folge, dass Security-Projekte sich zu IT-Projekten wandeln, mit verändertem Projektverständnis und Handlungsansätzen. Wir haben daher die IT-Kompetenz schon seit Jahren auf breiter Front ausgebaut und können unsere Kunden optimal unterstützen.

Welche weiteren „Treiber“ sehen Sie zukünftig für die Sicherheitsbranche?

Peter Loibl: Ein zentrales Thema ist und wird die Automatisierung im Securitymanagement sein. Algorithmen und Analyseverfahren basierend auf Künstlicher Intelligenz lassen erahnen, wohin die Entwicklung geht.

Wir gehen davon aus, dass Unternehmen das Thema Sicherheit in Zukunft umfassender betrachten werden. Vor dem Sicherheitskonzept liegen zwingend die Risikobetrachtung und Schutzzieldefinition. Nach dem Konzept liegen das Notfall- und Krisenmanagement und das Business Continuity Management. Wir bezeichnen diesen Zyklus als Corporate Resilience. Die Optimierung der Widerstandsfähigkeit von Unternehmen gegen Angriffe und Gefahren jeder Art ist die Aufgabe jeder Sicherheitsabteilung und ihrer Berater.

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